Linux-Praxisbuch/ Linux-Geschichte
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Der vorliegende Artikel über die Geschichte von Linux beschreibt wichtige Meilensteine und Ereignisse, die nicht immer nur Linux selbst betreffen, sondern ggf. auch wichtige Anwendungssoftware, die für die Verbreitung von Linux eine besondere Bedeutung hat.
1991
[Bearbeiten]- Der 21-jährige finnische Student Linus Benedict Torvalds beginnt, aufbauend auf dem Minix-Betriebssystem, ein unixartiges Betriebssystem für AT-386-Computer zu schreiben. Er schreibt am 5. Oktober in der Newsgroup comp.os.minix:
"...As I mentioned a month ago, I'm working on a free version of a Minix-look-alike for AT-386 computers. It has finally reached the stage where it's even usable (though may not be, depending on what you want), and I am willing to put out the sources for wider distribution. It is just version 0.02... but I've successfully run bash, gcc, gnu-make, gnu-sed, compress, etc. under it."
1992
[Bearbeiten]- Linus Torvalds verteilt die Version 0.11 per anonymous FTP im Internet, was zu einem sprunghaften Anstieg der Zahl interessierter Benutzer führt. Da diese Zahl so groß wird, dass die nötige Kommunikation nicht mehr per Email zu bewältigen ist, wird in den Usenet News die Gruppe alt.os.linux ins Leben gerufen. Dies hat zur Folge, dass eine explosionsartige Weiterentwicklung des Systems im ganzen Internet entsteht und von Linus Torvalds fortan koordiniert wird.
1993
[Bearbeiten]- Bereits über 100 Programmierer arbeiten am Linux-Code mit. Durch Anpassung des Linux-Kernels an die GNU-Umgebung der Free Software Foundation (FSF) im Jahre 1993 wachsen die Möglichkeiten von Linux erneut stark an, da man nun auf eine große Sammlung an vorhandener freier Software und Tools zurückgreifen kann, die unter Linux laufen.
- Am 7. Juni wird der Kernel mit der Version 0.99.10 erstmals unter der GPL veröffentlicht. Damit ist die Weiterentwicklung des Kernels als freie Software gesichert.
- Am 4. Juli 1993 starten Bob Amstadt und Eric Youngdale das „Wine Project“, eine Windows-kompatible Laufzeitumgebung für Unix und Unix-artige Betriebssysteme, nach dem Vorbild Wabi für Solaris.
1994
[Bearbeiten]- Mit der Linux-Version 1.0 wird der Betriebssystem-Kernel netzwerkfähig und die User-Zahl steigt auf 100.000 an. Ein wichtiger Schritt, der ebenfalls im Jahre 1994 geschieht, ist auch die Anpassung einer grafischen Benutzerschnittstelle (GUI) auf Linux. Diese wird von einer weiteren Non-Profit-Gruppe, dem XFree86-Projekt, beigesteuert. Linus Torvalds stellt nun den Quelltext des Linux-Kernels offiziell unter die GPL. Somit ist die freie Existenz von Linux gesichert.
1995
[Bearbeiten]- Linux wird auf die Plattformen Digital (DEC) und Sun Sparc portiert. Damit kann sich das neue Betriebssystem nun mit vollem Schwung auf den vielen Plattformen ausbreiten.
1996
[Bearbeiten]- Mit der neuen Version 2.0 des Linux-Kernels können nun mehrere Prozessoren gleichzeitig angesteuert werden. Linux verliert langsam seinen Bastlerstatus und wird zu einer ernst zu nehmenden Alternative für Firmen.
1997
[Bearbeiten]- Nun erscheinen wöchentlich neue, aktualisierte Versionen des Linux-Kernels. Verschiedene namhafte Firmen beginnen, ihre Software auf Linux zu portieren: Netscape seinen Webbrowser, Applixware seine Office-Anwendung und die Software AG ihre Datenbank Adabas D. Damit gibt es immer mehr kommerzielle Software-Pakete für Linux.
1998
[Bearbeiten]- Das Desktop-Projekt KDE wird gestartet. Es arbeiten etwa 750 Programmierer am Quellcode dieser heute am weitesten verbreiteten Desktopumgebung für Linux.
- Seit diesem Jahr überschlagen sich die Ereignisse rund um Linux. Viele namhafte Hardware- und Softwarehersteller kündigen die Portierung ihrer Produkte auf Linux an.
- Darunter finden sich Firmen wie IBM und Compaq, die Linux als Betriebssystem auf ihren Computern unterstützen. Informix und Oracle entwickeln ihre Datenbanken fortan auch für Linux.
- Netscape gibt die Quellen seines Webbrowsers frei und lässt die zukünftige Entwicklung durch das Mozilla-Projekt vorantreiben.
1999
[Bearbeiten]- Die Kernelversion 2.2 erscheint. Sie verfügt über einen verbesserten SMP-Support und einen überarbeiteten Netzwerkcode.
- Ein neues Desktop-Projekt mit dem Namen GNOME wird gestartet.
- Zur Soundunterstützung erscheint das Open Sound System. Auch Samba wird in einer neuen Version 2.0 veröffentlicht.
- Die Portierung von Domino Notes wird angekündigt, und IBM propagiert seine Linux-Strategie.
2000
[Bearbeiten]- Im März wird XFree86 in der Version 4.0 veröffentlicht.
- KDE 2.0 erscheint.
- IBM kündigt für 2001 Investitionen in Linux in der Höhe von 1 Milliarde Dollar an.
- Sun veröffentlicht den Quellcode von StarOffice unter der LGPL (Lesser GPL) und legt damit den Grundstein für OpenOffice.
2001
[Bearbeiten]- Die Kernelversion 2.4 erscheint. Der Kernel unterstützt bis zu 64 GByte RAM und 64-Bit-Dateisysteme. Ebenso werden USB und Journaling Filesysteme unterstützt.
- Linux läuft auf IBM iSeries (AS/400).
- Samba 2.2 erscheint.
2002
[Bearbeiten]- Nachdem TransGaming Technologies die unter der MIT-Lizenz stehende Laufzeitumgebung Wine als WineX kommerziell vermarktete, die Verbesserungen aber nicht an das Wine-Projekt zurückgab, stellen die Wine-Entwickler ihre Laufzeitumgebung im März 2002 unter die GNU Lesser General Public License (LGPL), um ein solches Vorgehen in Zukunft zu verhindern. 2004 wurde WineX in Cedega umbenannt.
- Am 27. März 2002 erscheint der Wine-Fork CrossOver von CodeWeavers, der speziell für die Ausführung von Microsoft Office unter Linux ausgelegt ist. Im Gegensatz zu TransGaming Technologies gibt CodeWeavers die Verbesserungen an der Windows-Laufzeitumgebung an das Wine-Projekt zurück.
- Das OpenOffice-Projekt bringt OpenOffice in der Version 1.0 auf den Markt. Es ist ein komplettes Office-Paket mit Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationsmodul und läuft nicht nur unter Linux.
- Der OpenSource Webbrowser Mozilla wird nach vier Jahren in der Version 1.0 veröffentlicht.
- Auch bei den Desktops wird die nächste Runde eingeläutet: KDE 3.0 erscheint im Frühling, GNOME 2.0 zur Jahresmitte.
2003
[Bearbeiten]- Linus Torvalds wechselt von seinem bisherigen Arbeitgeber Transmeta in das Open Source Development Lab (OSDL). Dort wird er in Zukunft auch beruflich seine Zeit der Arbeit am Linux-Kernel widmen.
- Linux findet zusehends Verbreitung auf Embedded-Systemen.
- Der Münchener Stadtrat hat sich am 28. Mai auf Grund einer Studie für die Umstellung seiner 14.000 Computer von Windows auf Linux entschieden.
- XFree86 wird in der Version 4.3 veröffentlicht und bietet dadurch viele neue Treiber für moderne Grafikkarten.
- KDE Desktop 3.1 erscheint.
- OpenOffice wird in der Version 1.1 veröffentlicht, welche etliche Erweiterungen gegenüber den Vorgängerversionen bietet.
- Samba erscheint in der Version 3.0, welche gerade im Bereich als Domänenkontroller viele Erweiterungen und Verbesserungen erfahren hat. Auch eine Integration in das von Windows 2000 eingeführte "Active Directory" ist nun möglich.
- Gnome Desktop 2.4 erscheint.
- Die Entwicklerserie 2.5 des Linux-Kernels wird geschlossen und in die Serie 2.6.0-test übergeführt.
- Am 17. Dezember 2003 wird Version 2.6.0 des Linux-Kernels freigegeben.
2004
[Bearbeiten]- Am 7. April 2004 veröffentlicht X.org die gleichnamige Abspaltung des X-Servers XFree86. Grund für die Abspaltung waren Lizenzstreitigkeiten nachdem XFree86 zu einer neuen Lizenz wechselte.
- Im September 2004 stellt X.org ihren X-Server in Version 6.8 vor. Dieser beherrscht nun auch Transparenz.
- Am 20. Oktober 2004 wird die erste Version von Ubuntu veröffentlicht – das erklärte Ziel dieser Linux-Distribution ist die einfache Installation, leichte Bedienbarkeit und aufeinander abgestimmte Software.
2005
[Bearbeiten]- Im März 2005 erscheint der Desktop KDE in Version 3.4.
- Im April 2005 ändert die franz. Linux-Distributionfirma Mandrake ihren Namen nach der Übernahme des brasilianischen Konkurrenten Conectiva in Mandriva.
- Die Nero AG (vormals Ahead) veröffentlicht Nero für Linux.
2006
[Bearbeiten]- Im Juli 2006 stellt der Entwickler Szabolcs Szakacsits NTFS-3G vor, womit das Windows-Dateisystem NTFS auch unter Linux (und anderen Unix-artigen Betriebssystemen) verwendet werden kann. Der Dateisystem-Treiber nutzt FUSE (Filesystem in Userspace) und läuft daher im Benutzermodus (User Mode).
- Die erste Vorabversion von KDE 4.0 mit der Versionsnummer 3.80.1 wird am 18. August 2006 verfügbar. Die mit Version 4.4 in KDE Software Compilation (vom 9. Februar 2010) umbenannte Desktop-Umgebung sorgte anfangs wegen ihrer Instabilität und gegenüber KDE 3 fehlenden Funktionen für viel Kritik.
- Am 26. Oktober 2006 erscheint Ubuntu 6.10 mit dem neuen Init-System Upstart.
2007
[Bearbeiten]- Mit PlayOnLinux erscheint 2007 ein grafisches Frontend für Wine, das die Installation von Windows-Spielen unter Linux deutlich vereinfacht.
2008
[Bearbeiten]- Am 29. Juli 2008 wird KDE 4.1 veröffentlicht, das jedoch immer noch als unvollständig gegenüber KDE 3 gilt.
- Mit KDE 3.5.10 wird am 26. August 2008 die letzte Version von KDE 3 verfügbar.
- 2008 beginnt Kristian Høgsberg mit der Entwicklung von Wayland, einem Display-Server, der es grafischen Anwendungen erlaubt, die Grafikausgabe genauer zu kontrollieren. Im Gegensatz zu X Window sollen dadurch Probleme wie Screen Tearing, instabile Bildwiederholfrequenzen und Flimmern der Vergangenheit angehören. Außerdem hat das Wayland-Protokoll modernere Sicherheitskonzepte. Als im November 2008 ein Artikel auf phoronix.com zu Wayland veröffentlicht wird, erhält das frühe Projekt viel Aufmerksamkeit und wird als „neuer X-Server“ präsentiert – obwohl Wayland gerade kein X-Server ist.
2009
[Bearbeiten]- Am 27. Januar 2009 erscheint KDE 4.2, das einige neue Funktionen für reguläre Anwender nachliefert.
- Am 4. August 2009 wird KDE 4.3 veröffentlicht, bei dem vor allem der Feinschliff der vorhandenen Funktionen im Vordergrund stand.
- Mit Lutris erscheint am 28. November 2009 ein quelloffenes Programm zur Verwaltung von Linux-Computerspielen.
2010
[Bearbeiten]- Im Januar 2010 wird Sun Microsystems von Oracle übernommen, und damit auch die freie Office-Suite OpenOffice.org.
- Am 9. Februar 2010 wird als Nachfolger von KDE 4.3 die KDE Software Compilation 4.4 veröffentlicht.
- Am 10. April 2010 erscheint die erste Version von systemd, einem modernen Ersatz für das traditionelle SysVinit. Die Entwicklung wie auch die Verwendung von systemd war mit Kritik seitens der Community begleitet, da systemd bewusst auf Funktionen setzt, die nur unter Linux verfügbar sind. Damit ist es nicht auf anderen Unix-Betriebssystemen nutzbar.
- Am 29. April 2010 wird mit dem Trinity Desktop Environment in 3.5.11 eine Abspaltung und Fortführung der vorherigen Version KDE 3 veröffentlicht, die aus der Unzufriedenheit mit KDE 4.x (bzw. KDE Plasma Workspaces mit der KDE Software Compilation 4) heraus entstand.
- Im September 2010 beschließen führende Mitglieder der OpenOffice.org-Community, nach der Unzufriedenheit über die unklare Kommunikation seitens Oracle zur Weiterentwicklung von OpenOffice, die Gründung der Document Foundation. Als Reaktion darauf übergibt Oracle die Entwicklung von OpenOffice an die Apache Software Foundation.
2011
[Bearbeiten]- Die Document Foundation veröffentlicht die erste Version der Abspaltung von OpenOffice.org: mit LibreOffice 3.3.0 erscheint am 25. Januar 2011 ein Nachfolger für OpenOffice.org 3.2.1.
- Am 6. April 2011 wird Gnome 3.0 veröffentlicht. Ähnlich KDE 4.0/4.1 gab es Kritik an der neuen Version, vor allem da sie mit Gnome 2 nicht mehr kompatibel ist.
- Am 24. Mai 2011 erscheint Fedora 15, mit Gnome 3 als Desktop. OpenOffice.org wurde durch LibreOffice ersetzt und systemd beerbt Upstart
- Im Juni 2011 wird mit MATE 1.0 eine Abspaltung und Weiterentwicklung von Gnome 2.x veröffentlicht.
- Das am 16. November 2011 veröffentlichte openSUSE Linux 12.1 ersetzt ebenfalls OpenOffice.org durch LibreOffice und nützt nun systemd.
- Im Dezmeber 2011 veröffentlichen die Macher von Linux Mint eine Gnome-3.x-Abspaltung mit dem Namen Cinnamon (englisch für „Zimt“), die entfernte Funktionen von Gnome 2.x in Gnome 3 wieder zurück bringt, allen voran die Taskleiste.
2012
[Bearbeiten]- Am 13. März 2012 wird Linux Mint 13 verfügbar, mit Cinnamon 1.4 als Alternative zu Gnome 3.
- Das nunmehr von der Apache Software Foundation weiterentwickelte OpenOffice.org wird mit Version 4.4.0 vom 8. Mai 2012 in Apache OpenOffice umbenannt. OpenOffice entwickelt sich seither getrennt von LibreOffice weiter bzw. auseinander.
- Am 22. Oktober 2012 veröffentlicht Kristian Høgsberg Version 1.0 von Wayland samt Referenz-Compositor Weston.
2013
[Bearbeiten]- Valve, die Firma hinter Steam, veröffentlich am 13. Dezember die erste Version von SteamOS. Diese ist für „Steam Machines“ gedacht und basiert auf Debian.
2014
[Bearbeiten]- Am 15. Juli 2014 wird mit KDE Plasma 5 der Nachfolger von KDE Plasma Workspaces (Version 4) veröffentlicht.
- Zum Jahresende 2014 zerstreitet sich die Debian-Entwicklergemeinde um die Aufnahme von systemd als Init-System im kommenden Debian 8 dermaßen, dass es zu zahlreichen Rücktritten führender Entwickler kommt. Diese Gruppe, die sich „Veteran UNIX Admins“ nennt, entwickelt fortan den Debian-Fork Devuan mit dem traditionellen Unix-Init-System SysVinit weiter.
2015
[Bearbeiten]- Mit Ubuntu 15.04 vom 23. April 2015 wechselt die Distribution von Upstart auf systemd.
- Am 25. April 2015 erscheint Debian 8 „Jessie“ erstmals mit systemd als Init-System.
2016
[Bearbeiten]- Fedora 25, veröffentlicht am 22. November 2016, ist die erste Linux-Distribution, die auf Wayland als Standard-Compositor setzt (als moderne Alternative zu X11, dem klassischen X Window Manager).
2017
[Bearbeiten]- Am 25. Mai 2017 erscheint die erste Version von „Devuan GNU+Linux“: Devuan 1 „Jessie“ verwendet nach der Abspaltung von Debian weiterhin SysVinit.
2018
[Bearbeiten]- Valve entwickelt in Zusammenarbeit mit CodeWeavers den Wine-Fork Proton, der am 21. August 2018 erstmals erscheint. Sowohl CodeWeavers als auch Valve tragen mit ihren Verbesserungen dem Wine-Projekt bei. Proton ist dabei eine der auf Linux-Gaming ausgelegten Wine-Varianten, mit deren Hilfe sich zahlreiche PC-Spiele für Windows auch unter Linux ausführen lassen.
2021
[Bearbeiten]- Mit Gnome 40 erscheint am 24. März 2021 der Nachfolger von Gnome 3.30 und die erste Version des Gnome-Desktops mit einem neuen Versionsnummern-Schema, das eine Weiterentwicklung in kleineren Schritten ermöglichen soll. Erste Teile wurden auf GTK 4 portiert.
- In Linux-Kernel-Version 5.15, veröffentlicht am 31. Oktober 2021, ist der von Paragon entwickelte NTFS-Treiber „NTFS3“ enthalten, der (wie NTFS-3G, ebenfalls) vollen Zugriff auf das Windows-Dateisystem NTFS bietet.
2022
[Bearbeiten]- Das von Valve entwickelte Steam Deck ist am 25. Februar 2022 verfügbar. Die darauf vorinstallierte Linux-Version ist SteamOS in Version 3, die auf Arch Linux basiert.
- Ende Februar 2022 wird die erste Alpha-Version von Asahi Linux verfügbar, eine an „Apple Silicon“-ARM64 angepasste Linux-Distribution für Apple Macs.
2024
[Bearbeiten]- Am 28. Februar 2024 wird KDE Plasma 6 verfügbar.