Für den Umgang mit Junktoren habe wir mit den Wahrheitstaellen ein Verfahren kennengelernt, mit dem wir immer ermitteln können, ob eine Aussage allgemeingültig ist. Für Aussagen, in denen Quantoren vorkommen, reicht das nicht. Was macht uns also sicher, dass die Äquivalenz
immer richtig ist, egal was
genau bedeutet? Betrachten wir als Beispiel die folgende Aussage über die natürlichen Zahlen:
:
Alle ungeraden Zahlen ab 3 sind Primzahlen.
Wir können anfangen, das der Reihe nach zu testen: 3 ist eine Primzahl, 5 ist eine Primzahl, 7 ist eine Primzahl, usw. Aber da es bekanntlich unendlich viele natürliche Zahlen gibt, werden wir damit nicht fertig. Im Beispiel haben wir Glück, denn schon die nächste Zahl liefert ein Gegenbeispiel: 9 ist keine Primzahl. Also ist die Aussage falsch. Da wir nicht unendlich viele Aussagen durchprobieren können, müssen wir uns für die Quantoren einen anderen Weg suchen, Aussagen zu beweisen.
Für die Prädikatenlogik erweitern wir die Sprache der Aussagenlogik.
In der Prädikatenlogik gibt es 9 Arten von Zeichen:
- Aussagenkonstante
,
,
, ...
- Junktoren
,
,
,
,
,
, 
- Klammern
, 
- Individuenkonstanten
,
,
, ...
- Prädikate
,
,
, ...
- Variable
,
,
, ...
- Quantoren
, 
Die ersten drei Arten von Zeichen entsprechen denen der Aussagenlogik.
In der Prädikatenlogik gibt es zwei Arten von wohlgeformten Zeichenreihen, nämmlich Formeln und Terme. Die ersten drei Regeln entsprechen denen der Aussagenlogik:
- Jede Aussagenkonstante ist eine Formel,
und
sind Formeln.
- Ist
eine Formel, so ist auch
eine Formel.
- Sind sowohl
als auch
Formeln, so sind auch
,
,
und
Formeln.
- Jede Individuenkonstante und jede Variable ist ein Term.
- Ist
ein
-stelliges Prädikat, und sind
Terme, so ist
eine Formel.
- Ist
eine Formel und
eine Variable, so sind
und
Formeln.
Es gibt keine weiteren Formeln und Terme. Aus dieser Definition ergibt sich sofort:
Lemma: Jede Formel der Aussagenlogik ist auch eine Formel der Prädikatenlogik.
Die Regeln 1. bis 3. der Grammatik stimmen zwar wörtlich mit denen der Aussaglogik überein, aber ihr Anwendungsbereich ist sehr viel umfangreicher. Ist
ein 1-stelliges Prädikat,
eine Individuenkonstante und
eine Variable, so sind beispielsweise
und
Formeln nach den Regeln 6. und 8. Mit der Regel 3. können wir daraus die Formel
bilden.
Die Anzahl der Formeln und Terme hängt nun nicht allein von der Anzahl der Aussagenkonstanten ab, wie das in der Aussagenlogik war. Vielmehr hängt es auch von der Anzahl der Individuenkonstanten, der Relationen, der Funktionszeichen und der Variablen ab, wieviele Formeln und Terme es gibt.
In der Prädikatenlogik muss nicht nur den Formeln einer der Wahrheitswerte Wahr oder Falsch zugeordnet werden, sondern es muss auch für die Terme eine Bedeutung festgelegt werden.
Definition:
- Eine Bewertung

- legt eine nichtleere Menge
als Individuenbereich fest,
- ordnet allen Individuenkonstanten
ein Element von
zu,
- ordnet jeder
-stelligen Relation
eine
-stellige Relation über
zu,
- ordnet allen Variablen
ein Element aus
zu,
- ordnet allen Aussagenkonstanten
einen Wahrheitswert
oder
zu.
Es gilt als für eine Bewertung
:





Wir setzen die Bewertung wie folgt auf alle Terme und Formeln fort:

und 







Regeln für den Allquantor
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 wenn nicht frei in und
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Regeln für den Existenzquantor
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 wenn nicht frei in und
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