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Dresden/ Gebäude/ Nr. 766

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Moritzstraße

Im Gewoͤlbe: kurfuͤrstliche Spiegelfabrikniederlage

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Im Gewoͤlbe (Erdgeschoß) ist die kurfuͤrstliche Spiegelfabrikniederlage, ein Werksverkauf der kurfuͤrstlichen Spiegelschleife am Weißeritzmühlgraben. Aufwaͤrter (Verkäufer, Verantwortlicher) bei der Spiegelfabrikniederlage ist Herr Donath, der im Hause im obersten Geschoß wohnt.


die Kurfürstliche Spiegel-Schleif- und Polierfabrik (Spiegelschleife) befand sich

am linken Ufer des Weißeritzmühlgrabens

    • bereits 1554 wurde an der Stelle des Kanonenbohrwerkes ein Kupferhammer erwähnt, der 1665 von der Familie des Oberzeugmeisters und Baumeisters Paul Buchner an den Kurfürsten Johann Georg II. von Sachsen verkauft wurde

die kurfürstliche Rentkammer hatte die Spiegelschleife 1783 wieder übernommen, nachdem sie diese bereits von 1715 bis 1743 ohne wirtschaftlichen Erfolg geführt und danach verpachtet hatte

1787 errichtete die Rentkammer ein Arbeiterwohnhaus als nördlichen Abschluss des 2700 Quadratmeter großen Grundstückes, welches vollständig von einem Bretterzaun umgeben war und nur über zwei Ein- und Ausgänge (nach Dresden und nach Plauen) verfügte

neben dem Haupthaus von 1712 stand die 1759 abgebrannte und in den 1760er Jahren wieder aufgebaut Folienschlägerei, mitten auf dem Gelände das 1736 erbaute Beleghaus, an den Seiten des Grundstücks befanden sich diverse Schuppen zur Lagerung der Ausgangsprodukte (vor allem Rohglas der Spiegelglashütte Friedrichsthal) und der fertigen Spiegel, die auch in Dresden selbst in der zentral gelegenen kurfuͤrstlichen Spiegelfabrikniederlage zum Verkauf angeboten wurden

die Spiegelglashütte Friedrichsthal war 1709 von der kurfürstlichen Rentkammer gegründet und von Matthäus Daniel Pöppelmann entworfen worden, um Kursachsen von teuren Spiegelglas-Importen unabhängig zu machen

bereits 1710 drängte August der Starke den Kammer- und Bergrat H. Georg Gabriel Wichmannshausen dazu, seinen erst 1700 errichteten Eisenhammer am Weißeritzgraben an die kurfürstliche Kammer für 2.000 Taler zu verkaufen, der daraufhin abgerissen und mit seinem unterschlächtigen Wasserrad bis 1715 zur Spiegelschleife umgestaltet wurde



Hausbesitzer Johann Traugott Kemter

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Das Haus gehört Herrn Dr. Johann Traugott Kemter, der die Belle Etage bewohnt. Er ist

  • Amtsverweser des kurfuͤrstlichen saͤchsischen Amtes Laußnitz (mit Gräfenhain, Höckendorf und Großokrilla; siehe Amt Laußnitz 1551 - 1764 - 1816) bei Königsbrück, rund 28 km von Dresden entfernt
  • Rechtskonsulent und
  • Gerichtsdirektor

Fuͤrstlich Schwarzburgisch-Sondershauser Konsulat

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Im Haus befindet sich auch das Fuͤrstlich Schwarzburgisch-Sondershauser Konsulat im Kurfuͤrstentum Sachsen, welches der Hausbesitzer Johann Traugott Kemter als "fuͤrstl. schwarzburg. sondershaus. Konsulent und Agent" in der Belle Etage in einem großen repräsentativen Raum mit den Fenstern auf die Moritzstraße betreibt. Ein Schild neben der Haustür weist auf das Konsulat hin. Seit 1794 war Günther Friedrich Carl I. von Schwarzburg-Sondershausen regierender Fürst, davor sein Vater Christian Günther III..

Johann Traugott Kemter hatte als Amtsverweser von Laußnitz (Oberlausitz) beruflich regelmäßig mit dem Johann Wilhelm Traugott von Schönberg (1721–1804) zu tun, seit 1764 Oberamtshauptmann des Marggraftums Oberlausitz (seit 1635 von den böhmischen Landen als Friedenpfand zu Sachsen). Über ihn lernte er auch dessen Hofmeister Johann Karl Wezel (1747–1819) kennen, der von 1769 bis 1775 in Bautzen bei von Schönberg lebte und arbeitete und seit 1772 jährlich in Leipzig publizierte. Wezel reiste deswegen regelmäßig auch über Dresden, wo von Schönberg Verwandte hatte, und besuchte Johann Traugott Kemter, der dadurch auch zu Gegenbesuchen bei Wezels Familie in Sondershausen angeregt wurde. Hieraus entwickelte sich Kemters Amt als Fuͤrstlich Schwarzburgisch-Sondershauser Konsulent und Agent. Er wurde anfänglich besonders durch die Schwarzburgisch-Sondershauser Fürstin Charlotte Wilhelmine von Anhalt-Bernburg (1737–1777) gefördert, Tochter des Fürsten Victor Friedrich von Anhalt-Bernburg. Das Konsulat konnte er im eigenen Hause an günstiger Stelle einrichten. Dem ehemaligen Haus von Kemter schräg gegenüber befand sich nach der Wende 1989/90 am Neumarkt 12 das Honorarkonsulat des Königreichs Spanien ebenfalls in dieser zentralen Lage. Auch zu Kemters Zeit gab es bereits eine königlich-spanische Gesandtschaft in Dresden.

Adreßbuch 1797: Text

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S. 181.

Hr. Donath, Aufwaͤrter b. d. Spiegelfabrikniederlage.

Hr. Christian Frdr. Franz, kurfuͤrstl. Hofkuͤchenmeister

Hr. Joh. Traug. Kemter, Amtsverweser des kurfuͤrstl. saͤchs. Amtes Laußnitz, Rechtskonsulent u. Gerichtsdirektor, s. Dresdner Adreßverz., auch fuͤrstl. schwarzburg. sondershaus. Konsulent und Agent.

Hr. Adolph Moriz Kersten, Regierungsregistrator.

Hr. August Friedrich Kuͤhnel, Hauptzeughausagent.

Hr. Gebhard Friedr. Kasimir von der Schulenburg, Oberhofjaͤgermeister.


(Im Erdgeschoß dieses Hauses ist die kurfuͤrstl. Spiegelfa=

brikniederlage; Herr D. Kemter besitzt dasselbe.)