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Foodcoop

Aus Wikibooks

Dieses Buch steht im Regal Ernährung.

Titelbild „Foodcoop“

Informationen zum Projekt

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Die Inhalte dieses Artikels über Lebensmittelkooperativen (Food-Coops) stammen aus der ersten Auflage des unter der „Creative-Commons CC-BY-SA 3.0 Lizenz“ (cc-by-sa 3.0) stehenden Buchs „fair · bio · selbstbestimmt - Das Handbuch zur Gründung einer Food-Coop“! Autor ist der Sense.Lab e.V. Die zweite, erweiterte Auflage ist auf der Website als E-Book (PDF) herunterladbar.

Gründung einer Lebensmittelkooperative

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Unsere Ernährung ist wesentlich für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Im weiteren Sinne gilt dies nicht nur für die Nahrung selbst, die wir zu uns nehmen, sondern auch für ihre Entstehungsbedingungen – schließlich bleiben auch alle Schadstoffe, die für die Produktion freigesetzt werden, Teil des Ökosystems. Durch die zunehmende mediale Thematisierung der Nebenwirkungen konventioneller Produktion – erinnert sei nur an die vielen Lebensmittelskandale und die massiven Umweltschäden – wächst bei einem zunehmenden Teil der Bevölkerung das Interesse an Nahrungsmitteln aus ökologischem Anbau.

Lebensmittelkooperativen sind eine Möglichkeit, den eigenen Bedarf daran in Eigenregie zu befriedigen. Bei Lebensmittelkooperativen handelt es sich um den Zusammenschluss von ehrenamtlich arbeitenden interessierten Personen, die gemeinsam den Bezug von kostengünstigen, ökologisch hergestellten Produkten aus ihrer Region und fair gehandelten Waren aus anderen Ländern beziehen. Die Beteiligten organisieren dabei alle Ebenen der Beschaffung selbst – vom Ankauf, über die Lagerung, bis hin zur Verteilung der Lebensmittel. Das ermöglicht ihnen den Zugang zu hochqualitativen, nachhaltigen Produkten zu vertretbaren Preisen.

Die konkrete Form und das Angebot einer Lebensmittelkooperative variiert je nach der Interessenlage ihrer Mitglieder. Oft organisiert sie die Belieferung durch Produzenten aus der Region, weil die Mitglieder ökologische Kosten von überregionalem Transport vermeiden wollen. Gleichzeitig fördert dies die regionale Landwirtschaft. Auch die soziale Ebene der Produktion spielt darüber hinaus eine Rolle – oft streben Lebensmittelkooperativen Handelsbeziehungen an, die sich als solidarische Ökonomie umschreiben lassen.

Die Gründung und der Betrieb einer Food-Coop sind allerdings nicht ohne Hürden. Nach unserer Erfahrung gibt es oft mehr Interessierte, als vorhandene Food-Coops. Auf der Suche nach den Gründen fiel uns auf, dass es wenig vorhandenes, gut strukturiertes und verfügbares Wissen zur Thematik gibt. Diese Lücke soll dieser Artikel füllen.

Umgang mit diesem Leitfaden

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Dieser Leitfaden will sich in Zukunft als praxisnahe Anleitung zur Gründung einer Food-Coop verstanden wissen. Den inhaltlichen Schwerpunkt sollen dabei die Organisation der notwendigen Arbeiten bilden. Die einfache und schnelle Bewältigung der einzelnen Aufgaben soll anhand von konkreten Beispielen vermittelt werden. Wie in allen Formen solidarischer Ökonomie spielen auch hier hierarchiearme Entscheidungsfindungsprozesse eine Rolle. Entsprechende Varianten können vorgestellt und ihre Vor- und Nachteile erläutert werden. Darüber hinaus soll über die infrastrukturellen Rahmenbedingungen wie z. B. Räumlichkeiten und notwendige Hilfsmittel informiert werden. Zusätzlich können später auch fortgeschrittene Themen wie z. B. die Integration selbst produzierter Waren in die Kreisläufe der Lebensmittelkooperative erklärt werden.

Zur Zeit handelt es sich um einen kurzen groben Überblick über Food-Coops. Eine Vertiefung oder Weiterarbeit kann über oben angegebene Quelle realisiert werden.

Unsere Motivation

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Die Erstellung des Leitfadens fand im Rahmen eines Projektes des gemeinnützigen Vereins Sense.Lab e.V. statt. Sense.Lab strebt an, mit seinen Projekten eine gesellschaftliche Transformation hin zu mehr Kooperation, Toleranz, Weltoffenheit und ökologischer Nachhaltigkeit zu erreichen. Der Verein besteht aus einer Gruppe von engagierten jungen Menschen, die mit ihrer Arbeit auf die konkrete, handlungs- und beteiligungsorientierte Umsetzung dieser abstrakten Konzepte abzielen. Wir wenden dazu verschiedene Methoden an, die von wissenschaftlicher Analyse über weiterbildende Seminare bis zur Herstellung von direkt nutzbaren Werkzeugen und Methoden reichen. Der vorliegende Leitfaden stellt den Beginn eines solchen Werkzeugs dar. Es möchte dem Leser/der Leserin alle notwendigen Informationen und Kenntnisse vermitteln, die für eine einfache und erfolgreiche Gründung einer Lebensmittelkooperative relevant sind.

Wir wünschen viel Freude beim Lesen!

Viele Formen – ein Begriff

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Unter dem zusammenfassenden Begriff Food-Coop verbirgt sich eine Vielzahl von verschiedenen Organisationsformen. Selbstversorger-Kooperativen; Lebensmittel-, Verbraucher- oder Einkaufsgemeinschaften; Mitgliederladen; Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften; Community Supported Agriculture ... – all diese Varianten setzen jeweils eigene strukturelle Schwerpunkte, die Übergänge zu den anderen Formen sind dabei aber oft fließend. Genauso verschieden, wie die Bedürfnisse der teilnehmenden Personen, sind auch die Ausprägungen der einzelnen Food-Coops selbst.

In einigen bestimmten Grundsätzen und Zielen ähneln sich die meisten Food-Coops jedoch stark: Sie entstammen den selben sozialen Strömungen, aus denen auch andere solidarische Gemeinschaften wie Tauschringe und Wohnprojekte hervorgingen. Entsprechend spielt die Idee des kooperativen Interagierens in Alternative zum üblichen Konkurrenzverhalten eine große Rolle. Food-Coops sind freiwillige, kooperative Zusammenschlüsse, in denen alle teilnehmenden Personen eine Stimme haben, ähnlich der Struktur einer Genossenschaft. Aufgrund dieser Organisationsform stellen Food-Coops nicht nur eine praktische und günstige Einkaufsmöglichkeit dar, sondern schaffen Räume für weiteren sozialen Austausch, sind Übertragungspunkt für Neuigkeiten und Informationen. Damit stehen Food-Coops im Gegensatz zur Funktionsweise profitorientierter Unternehmen, bei denen die Interaktionen mit den Kundinnen und Kunden letztlich nur notwendiges Mittel zum Zweck ist.

Vorteile und Bedeutung von Lebensmittelkooperativen

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Warum nun engagieren sich Menschen in Food-Coops? Die Antworten lassen sich in drei Kategorien teilen: es gibt individuelle, ökologische und gesellschaftliche Aspekte. Food-Coops ermöglichen ihren Mitgliedern, preiswerte und nach bestimmten Qualitätsstandards produzierte und transportierte Nahrungsmittel zu beziehen. Typische Kriterien sind dabei die soziale und ökologische Nachhaltigkeit der Waren.

Viele Aktive in Food-Coops wollen neben dem Erwerb biologischer Nahrung auch insgesamt eine Produktionsweise fördern, die das gesamte Ökosystem möglichst nicht beeinträchtigt. Dies soll unter anderem mit der Verringerung der eingesetzten Pestizide und Düngemittel erreicht werden. Außerdem wird der regionale biologische Landbau gefördert, weil durch die Verkürzung der Transportwege die Umweltbelastung weiter verringert werden kann.

Lebensmittelkooperativen sind Abnehmer für Nahrung aus der Region, wovon die regionale Landwirtschaft profitiert, die meist in kleineren Höfen organisiert ist. Dadurch stärken sie diese als Gegengewicht gegen den durch den Preisdruck des Großhandels dominierten überregionalen Markt. Über die Verbindungen zu regionalen Anbietern können die Beteiligten der Food-Coop außerdem saisonale Produkte im Angebot führen und darüber hinaus den Herstellungsprozess ihrer Lebensmittel genauer einsehen.

Die Mitglieder der Lebensmittelkooperative möchten in der Regel Prozesse, Angebot und Struktur ihrer Food-Coop selbst bestimmen. Eine demokratische Organisationsform kann dies ermöglichen. Das macht eine Food-Coop auch Veränderungen gegenüber offener als z. B. eine klassische Firma.

In gesamtgesellschaftlicher Perspektive spielen Food-Coops hauptsächlich eine wissensvermittelnde Rolle. Die Beteiligten werden selbst sensibilisiert und wirken gleichzeitig auf Freunde, Bekannte und Neugierige ein. Jede Food-Coop versorgt also nicht nur ihre eigenen Mitglieder, sondern kann auch gleichzeitig ein Bildungsträger sein, wenn das von ihren Mitgliedern gewünscht ist. Kooperationen mit anderen Food-Coops (z. B. über die Bundesarbeitsgemeinschaft der Food-Coops) können Erfahrungen vermitteln und Verbesserungen der eigenen Organisationsform ermöglichen. Diese Vernetzung ist auch von Vorteil für die weitere Entwicklung hin zu in einer nachhaltigeren, kreislauforientierten Lebensweise.

Geschichte der Lebensmittelkooperativen

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In den späten 1970ern war der Zugang zu biologisch erzeugten Produkten noch stark begrenzt, im ländlichen Raum sogar fast unmöglich. Gleichzeitig stieg aber auch das ökologische Bewusstsein, so dass einige Interessierte gemeinsam die Organisation der Warenbeschaffung übernahmen – sie übernahmen praktisch die Rolle der Großhändler, waren aber gleichzeitig auch die Konsumentinnen. Da sich in den folgenden Jahren zeigte, dass hier ein wachsender Markt geschaffen wurde, entstanden bald auch die ersten Naturkostläden. Während diese zwar die Verbreitung ökologischer Produkte förderten, ging gleichzeitig aber das Moment der Selbstbestimmung verloren. Bis in die Gegenwart sind deshalb – je nach Interessenlage der Beteiligten – beide Formen der Versorgung erhalten geblieben.

Bereits in der Mitte der 1980er gab es in Westdeutschland ca. 300-500 Lebensmittelkooperativen. Regionale Produzenten setzten teilweise mehr als die Hälfte ihrer Ware über Food-Coops ab. Zwar konnte diese Dominanz mit dem Boom der Bioläden nicht gehalten werden, doch finden sich noch heute viele Formen von Food-Coops in verschiedensten Formen und Nischen.

Seit einiger Zeit ist jedoch wieder ein zunehmendes Interesse an dieser selbstbestimmten Organisationsform spürbar. Möglicherweise wächst wegen der zunehmenden Lebensmittelskandale der Wunsch nach „sauberem“ Essen.

Arten von Food-Coops

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Bestell-Food-Coops

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Aufgrund ihres einfachen Aufbaus ist die Bestell-Food-Coop eine schnell und unkompliziert einzurichtende Variante. Vermutlich ist dies der Grund, warum viele Lebensmittelkooperativen diese Form bei ihrer Gründung wählen. In Bestell-Food-Coops werden die Bestellungen der Mitglieder regelmäßig gesammelt und dann als Sammelauftrag bei den Händlern und Produzenten bestellt. Für frische Ware und Grundnahrungsmittel wird dieser Auftrag oft wöchentlich aufgegeben, lagerfähige Ware wird zu Beginn meist nur nach Bedarf bestellt. Die gelieferte Ware wird dann unter den Mitgliedern entsprechend der Bestellung aufgeteilt und abgerechnet. Diese Organisationsform stellt nur geringe Ansprüche an Lagerfläche, Organisationsaufwand und vorhandene finanzielle Mittel. Darum kann es z. B. durchaus auch für größere Wohngemeinschaften eingesetzt werden.

Lager-Food-Coop

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Ein kleines Lager von Lebensmitteln

Mit der Zeit wächst die Zahl der Mitglieder in einer Food-Coop – und mit ihnen der Bestellumfang und die Komplexität der Beziehungen zu den Händlern und Produzenten. Teilweise entscheiden sich die Mitglieder dann, die Organisationsform ihrer Kooperative den neuen Verhältnissen anzupassen – eine Lager-Food-Coop entsteht.

Bei Lager-Food-Coops wird nicht mehr nur für die unmittelbare Abnahme bestellt. Stattdessen steht ein Raum zur Verfügung, in dem haltbare Ware vorrätig gehalten wird, bis sich unter den Mitgliedern Abnehmerinnen finden. Zwar steigen durch den Mehrbedarf an Platz die laufenden Kosten, doch bietet das Lager den großen Vorteil, dass erstens leichter die Mindestbestellmengen der Händler erreicht werden können und zweitens der Planungsdruck des eigenen Konsums bei den Mitgliedern sinkt. Wenn jetzt unerwartet ein Glas Marmelade alle ist, dann kann man es schnell nachkaufen, ohne eine Woche auf die nächste Lieferung warten zu müssen.

Allerdings kann die Ware, wenn sich keine Abnehmerinnen finden, auch schlecht werden, was Kosten für die Gruppe verursacht. Es sollten hier also nur Produkte eingelagert werden, bei denen ein Bedarf wahrscheinlich ist.

Die Organisation und Abrechnung von Bestellungen, die Verwaltung der gelieferten Waren und ähnliche anfallende Aufgaben werden unter den Mitgliedern aufgeteilt. Eine Lager-Food-Coop ist durch gemeinsames Erledigen der Aufgaben und das Vorhandensein fester Räume gleichzeitig auch ein sozialer Treffpunkt.

Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften

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Bisher wurden die Produzenten der durch Lebensmittelkooperativen verteilten Waren hauptsächlich unpersönlich und indirekt behandelt. Das muss aber nicht sein: In sogenannten Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften arbeiten beide Seiten der Produktionskette direkt zusammen, die Erzeuger können also direkt für den Bedarf der Food-Coops produzieren. Beide Seiten gehen also längerfristige wirtschaftliche Beziehungen ein, die sie unabhängiger von kurzfristigen Marktschwankungen machen und beidseitig die Planungssicherheit erhöhen. Die Food-Coop kann durch das Vermeiden des Zwischenhandels auch günstigere Einkaufspreise bringen, ohne bei den Erzeugern Preisdruck auszuüben.

Durch den längerfristigen Charakter ist der Aufbau von Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften eher für größere, etablierte Food-Coops bzw. solche in Städten mit anderen, bereits Existierenden geeignet, an deren Abnahme sich eventuell beteiligt werden kann.

Mischformen und Wandel

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In der Praxis sind die einzelnen Formen meist nicht so klar abgegrenzt aufzufinden. Oft fängt eine kleine, informelle Runde an, bei einem Lieferanten zu bestellen. Mit den spezifischen Ansprüchen der Mitglieder und unterschiedlichen materiellen Gegebenheiten (Gibt es in der Gegend günstige Räumlichkeiten, ist die Nähe zu den Produzenten im Umland gegeben usw.) wächst auch die Food-Coop zu einer individuellen Form heran, die verschiedenste Elemente integrieren kann. Durch den Wandel der beteiligten Mitglieder und ihrer Interessen, ist für diese Entwicklung auch selten ein Ende absehbar. Dies ist auch gut so, die ständige Verhandelbarkeit macht die Food-Coop offen für äußere Veränderungen.

Wird eine gewisse Größe der Gruppe erreicht, dann ist auch eine Spaltung der existierenden Food-Coop nicht ungewöhnlich. Dies kann beispielsweise passieren, wenn sich bei Teilen der Mitglieder durch veränderte Lebenssituationen (z. B. abgeschlossene Ausbildung, Kinder usw.) auch die Bedürfnisse anpassen und auf Dauer nicht vereinbar sind. Food-Coops bzw. ihre Mitglieder sollten solche Entwicklungen nicht fürchten, dafür aber offen, direkt und sachlich angehen und dies als Chance für eine Erweiterung des regionalen Netzwerks solidarischer Ökonomie begreifen.

Abgrenzung zu Bioläden

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Ein Bioladen

Einige der bisher erwähnten Organisationsformen einer Food-Coop, insbesondere die Laden-Food-Coop, ähneln auf den ersten Blick Unternehmen, wie Bioläden und Reformhäusern. Auch die Zielgruppen scheinen sich stark zu überdecken. Trotzdem gibt es einige wesentliche Unterschiede, allen voran der Beteiligungscharakter der Food-Coops. Bioläden, Reformhäuser und mittlerweile auch die Bioabteilungen einiger Discounter fördern zwar die Verbreitung biologischer Nahrungsmittel. Jedoch haben weder die Kundinnen noch die Mitarbeiterinnen bei diesem Prozess nennenswerte Mitbestimmungsmöglichkeiten. Der Vertrieb nachhaltiger Erzeugnisse ist nur das Mittel, Zweck ist die Erwirtschaftung von Gewinn.

Es stellt sich also die Frage, ob Bioläden und Food-Coops hinsichtlich ihrer ähnlichen Zielgruppen in einer Konkurrenzsituation zueinander stehen. Dabei wird indirekt die marktwirtschaftliche Betrachtungsweise des Wettbewerbs in einem begrenzten Markt übernommen. Aus Sicht einer selbstorganisierten Lebensmittelkooperative ist sie daher zu verneinen, denn deren Ziel ist, neben der Versorgung der eigenen Mitglieder, eine gesamtgesellschaftliche Umstellung der Produktionsweise unserer Nahrung.

Neben dieser ideologischen Differenz kann die Frage aber auch im Hinblick auf aktuelle Umsatzzahlen verneint werden: Im Jahre 2008 war die wirtschaftliche Bedeutung von Food-Coops im Vergleich zu den Umsätzen kommerzieller Anbieter verschwindend gering. Hinzu kommt, dass gerade kleinere Lebensmittelkooperativen oft nur den Grundbedarf der Mitglieder decken, diese also in anderen Läden noch weitere Einkäufe tätigen. Durch ihre Selbstdarstellung und den oft vorhandenen Bildungsanspruch machen Food-Coops außerdem oft Werbung für Produktion und Konsum sozial und ökologisch nachhaltig produzierter Ernährung und vergrößern damit den Markt für entsprechende Produkte.

Jetzt geht's los – Die ersten Schritte

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Nun erfolgt ein Überblick über die grundlegenden Bedingungen, damit eure Lebensmittelkooperative einen gelungen Start nimmt: Um eine Lebensmittelkooperative aufzubauen, solltet ihr so um die zehn Leute sein. Gerade am Anfang, am Besten vor der ersten Bestellung, ist es sinnvoll, dass ihr euch Gedanken über eure Warenpalette macht.

Wo sollen die Produkte herkommen und unter welchen Bedingungen sollen sie produziert werden? Wie steht ihr Fleischprodukten gegenüber? Schaut ihr eher regional oder bezieht ihr global. Wie sehr ist euch saisonales Bestellen wichtig?

Ebenso wichtig ist der organisatorische Rahmen eurer Lebensmittelkooperative. Welche Lieferanten gibt es vor Ort – welche davon beliefern euch? Könnt ihr Kontakt zu Bauernhöfen aus dem Umland aufnehmen? Versucht ihr viele selbst gemachte Produkte dazu zu steuern – so z. B. Marmelade, Joghurt o.ä.? Was für Räume stehen euch zur Verfügung? Wollt ihr wachsen und neue Leute mit ins Boot holen?

Und natürlich auch der Blick auf Jeden und Jede selbst ist sehr wichtig für die Startphase des Projektes. Wie passt die Lebensmittelkooperative in den eigenen Lebensrhythmus, in Bezug auf Zeit und Energie die hinein gesteckt wird?

Wichtig ist es, auch wenn die Lebensmittelkooperative läuft, sich die Zeit und den Raum zu geben, über solche Fragen in der Gruppe – und auch mit später dazustoßenden Menschen – zu sprechen. Ihr müsst nicht alle die gleiche Motivation haben Mitglied in einer Kooperative zu sein – aber wie diese aufgebaut ist und funktioniert, welche Struktur und Arbeitsabläufe sich als geeignet erweisen, sollten doch alle Beteiligten wissen und immer kritisch hinterfragen können. Gerade wenn es möglich ist, Probleme anzusprechen und sich diesen dann auch gestellt wird, könnt ihr sicher sein, dass der laufende Betrieb der Kooperative effektiv funktioniert.

Wo kommen die Waren her?

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Ein Biobauernhof

Da ihr sicherlich nicht beim Supermarkt nebenan bestellen wollt, ist eine intensive Suche nach geeigneten Lieferanten unabdingbar. Viele biologisch betriebene Höfe und die Weiterverarbeitungsbetriebe sind in Verbänden des ökologischen Landbaus organisiert. Es gibt Verzeichnisse von Anbauverbände. Die Verbände könnt ihr dann nach Bauernhöfen in eurem Umland befragen. Auch das Internet kann bei der Suche nach Lieferanten helfen. Bei Foodcoopedia sind beispielsweise Lieferanten nach Region und Name aufgelistet. Findet ihr neue, die nicht dort gelistet sind, dann ergänzt doch gleich die Sammlung – dann haben andere Suchende auch etwas davon.

Möglich ist es auch, bei dem regionalen Biomarkt zu fragen, woher denn die Produkte kommen und ob ihr euch da mit einklinken könnt. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, bei Großlieferanten zu bestellen. Bei Foodcoopedia sind diese mit den Kontaktdaten aufgelistet. Es kann jedoch schwierig sein, die Mindestbestellmenge bei den Großlieferanten zu erreichen.

Beim Kontakt mit dem Großlieferanten solltet ihr folgendes im Kopf haben: Ist das Angebot von Waren für eure Gruppe das Richtige? Wohin werden die Waren geliefert und in welchem Rhythmus? Wie kann bestellt und abgerechnet werden? Gibt es einen Mindestbestellwert? Müsst ihr auf die Gebindegrößen von bestimmten Produkten achten?

Die erste Bestellung

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Die ersten Vorbereitungen sind geschafft. Ihr kennt euch als Gruppe, habt so etwas wie ein Profil eurer Lebensmittelkooperative erarbeitet, habt einen Raum eingerichtet und gestaltet und habt eure Lieferanten ausfindig gemacht. Nun sammelt ihr alle Warenwünsche zusammen, schickt sie an euren Lieferanten und einigt euch auf den Liefertermin und die Form der Bezahlung (Vorkasse oder Rechnung). Die Ware kommt an, wird ausgepackt und verteilt. Die individuelle Bezahlung wird ausgerechnet und am Besten gleich die neue Bestellung fertig gemacht. Für frische Produkte ist es sinnvoll, einmal in der Woche einen Liefertermin auszumachen, für lagerfähige Produkte reicht eventuell die monatliche Lieferung.

Nach einiger Zeit werdet ihr eure Erfahrung mit den Lieferanten sammeln, deren Ware kennen lernen, eure Vorlieben entwickeln, neue Bezugsquellen ausfindig machen, immer wiederkehrende Probleme innerhalb eurer Gruppe entdecken und nach anderen, besser angepassten Strukturen und Arbeitsabläufen suchen und diese ausprobieren, neue Mitglieder begrüßen, alte verabschieden und und und ... – eure Lebensmittelkooperative läuft. Herzlichen Glückwunsch!

Open Source Software für Foodcoops

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