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GIMP/ Grundlegende Bildbearbeitung/ Der Werkzeugkasten/ Die Auswahlwerkzeuge

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Vorbemerkungen

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Bild mit rechteckiger Auswahl

Die ersten 7 der 34 Werkzeuge des Werkzeugkastens bilden die Gruppe der Auswahlwerkzeuge. Das Arbeiten mit Auswahlen gehört grundsätzlich in die fortgeschrittene Bildbearbeitung, weshalb diese Werkzeuge hier nur summarisch dargestellt werden. Der Grund, weshalb man in der (fortgeschrittenen) Bildbearbeitung häufig mit Auswahlen arbeitet, ist eigentlich simpel: Auswahlen sind nötig, wenn man nur Teile eines Bildes bearbeiten will, oder wenn man (was man als Spezialfall davon betrachten kann) überhaupt nur Teile eines Bildes behalten will. Es sei noch erwähnt, dass sich Auswahlwerkzeuge nicht zum (zur grundlegenden Bildbearbeitung gehörenden) Zuschneiden von Bildern eigenen; dafür steht in der Gruppe der Transformationswerkzeuge ein eigenes Werkzeug zur Verfügung.

Ein Auswahlwerkzeug hat nun einfach die Aufgabe, nach bestimmten Kriterien festzulegen, wie ein Teil des Bildes ausgewählt wird. Es gibt zwei Grundtypen von solchen Kriterien: nämlich geometrische oder farbliche. Weiter gilt allgemein, dass Auswahlwerkzeuge, die Auswahlen nach farblichen Kriterien vornehmen, erheblich komplexer sind als jene, die nach geometrischen auswählen. Das ist aber natürlich nur eine ganz grobe Orientierung. In Wirklichkeit gibt es sowohl bei den Auswahlwerkzeugen, die geometrisch auswählen, als auch bei jenen, die das farblich tun, nochmals beträchtliche Unterschiede der Komplexität der verschiedenen Werkzeuge.

GIMP stellt die getroffene Auswahl (unabhängig vom dafür verwendeten Auswahlwerkzeug) im Bildfenster durch eine animierte gestrichelte Linie dar; die Animation unterscheide die Linie von der Begrenzungslinie am Bildrand. Die Abbildung zur Auswahl hier verzichtet auf die Wiedergabe der Animation. Eine Auswahl muss immer entweder durch einen Klick in den ausgewählten Bereich oder durch Drücken der Taste Enter abgeschlossen werden (diese beiden Vorgehensweisen sind völlig gleichwertig), erst danach kann mit der getroffenen Auswahl gearbeitet werden. GIMP zeigt sogar durch eine leichte Änderung in der Animation der gestrichelten Linie, die die Auswahl begrenzt, an, ob die Auswahl schon abgeschlossen wurde (nach Abschluss folgen sich weisse und schwarze Teile der Linie, vorher sind die weissen schwarz umrandet). Ab dem Abschluss der Auswahl erfolgt in diesem Kapitel keine weitere Erklärung über die weiteren Schritte; dies ist den entsprechenden Kapiteln vorbehalten. Ebenfalls nicht erklärt sind hier die (zahlreichen) Werkzeugeinstellungen, die für alle Auswahlwerkzeuge zur Verfügung stehen und jeweils im unteren Teil-Dock aufgeführt sind.

Die Auswahlwerkzeuge im Einzelnen

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Auswahlwerkzeuge für geometrische Auswahlen

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v.l.n.r.: Rechteckige Auswahl, Elliptische Auswahl, Freie Auswahl

Es gibt drei Auswahlwerkzeuge, die einen Bereich des Bildes nach geometrischen Kriterien auswählen, nämlich die Rechteckige Auswahl, die Elliptische Auswahl und schliesslich die Freie Auswahl. Die Rechteckige Auswahl und die Elliptische Auswahl sind weitgehend selbsterklärend, da Rechteck und Ellipse exakt definierte geometrische Objekte sind. Erwähnt sei, dass die Rechteckige Auswahl als geometrischen Spezialfall eine quadratische Auswahl ermöglicht, und die Elliptische Auswahl als Spezialfall eine Kreisauswahl. Aus technischen Gründen, die nicht hier erklärt werden, sind Auswahlen mit "krummen Rändern" (diese "Ränder" heissen fachsprachlich Kanten) optisch heikler als Auswahlen mit ausschliesslich geraden Kanten, so dass bei der Verwendung der Elliptischen Auswahl oft zusätzliche Einstellungen bezüglich Kanten beachtet oder ausgewählt werden müssen. Das wird hier aber nicht weiter thematisiert.

Die Freie Auswahl ist erheblich anspruchsvoller als die Rechteckige Auswahl und die Elliptische Auswahl. Gemeint ist mit "frei" im Prinzip, dass die Kanten der Auswahl gesetzt werden können, wo man will. Das Symbol des Werkzeugs ist ein stilisiertes Lasso, mit dem sozusagen ein Bereich des Bildes "frei" eingefangen werden kann. Tatsächlich bietet das Werkzeug zwei verschiedene Verwendungsweisen an. Die einfachere ist die Erstellung von Polygon-Auswahlen. Ein Polygon ist eine geometrische Figur, die beliebig viele Ecken (natürlich mindestens drei) enthält, die ausschliesslich mit Geraden verbunden sind (das Rechteck ist somit tatsächlich ein Sonderfall eines Polygons!). Dazu klickt man das Werkzeug an und setzt dann direkt im Bild die gewünschten Ecken des Auswahl-Polygons per Mausklick. Die jeweils letzte erstellte Ecke wird zunächst (nur bis zur Erstellung der nächste Ecke oder dem Abschluss der Auswahl) als oranger Punkt hervorgehoben. Im Prinzip muss man das Polygon schliessen, d. h. der letzte Punkt muss identisch sein mit dem ersten, aber wenn man das vergisst, erstellt das Werkzeug von sich aus eine Gerade zum Anfangspunkt und schliesst dadurch das Polygon ab. Setzt man nur zwei (oder gar nur einen) Punkt, kann dagegen diese Auswahl nicht abgeschlossen werden. Das Werkzeug erlaubt auch konkave und sogar überschlagene Polygone. Ein Polygon heisst konkav, wenn es (umgangssprachlich ausgedrückt) "Einbuchtungen" hat (sonst ist es konvex). Überschlagene Polygone sind geometrische Objekte, bei denen sich verschiedene Seiten (Geraden zwischen zwei Ecken) kreuzen und nicht nur (in den Ecken) berühren; das Auswahlwerkzeug Freie Auswahl interpretiert überschlagene Polygone so, dass dadurch Auswahlflächen entstehen, die nur in einem einzigen Punkt zusammenhängen.

Es gibt noch eine andere Verwendungsweise des Auswahlwerkzeugs Freie Auswahl. Statt zum Erstellen von Polygon-Auswahlen kann das Werkzeug auch zum Erstellen von freihändigen Auswahlen benutzt werden. Dann wird die Auswahl entlang der freihändig gezeichneten Linie erstellt. Dazu wählt man im Bild einen Ausgangspunkt und zeichnet dann die Linie per Mousedrag ein (das bedeutet, dass dazu die Maus nicht losgelassen werden darf). Auch hier muss die geometrische Auswahlfigur abgeschlossen werden, indem man zum Ausgangspunkt zurückkommt. Wenn man das unterlässt, interpretiert GIMP die "Lücke" zwischen Ausgangspunkt und Endpunkt der freihändigen Linie als Gerade. Die beiden Verwendungsweisen der freien Auswahl können ansonsten nicht kombiniert werden, d. h. man kann nicht z. B. einen Teil der Auswahl als Polygon definieren und dann noch einen Teil als freihändig gezeichnete Linie.

Auswahlwerkzeuge für farbliche Auswahlen

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GIMP hat vier Werkzeuge, die Bildbereiche farblich auswählen können. Sie heissen Zauberstab, Nach Farbe auswählen, Magnetische Schere und Vordergrundauswahl. Der Begriff farblich wird hier, da für chronologisch lesende Benutzer ohne Vorkenntnisse noch keine Grundlagen zu Farben bestehen, unspezifisch für alle optischen Bildeigenschaften verwendet; er umfasst auch spezifischere Eigenschaften wie Helligkeit, Deckkraft, Kontrast und dergleichen. Jedenfalls wählen diese vier Werkzeuge Bildbereiche nicht nach geometrischen Angaben aus, sondern eben nach im erläuterten weiten Sinn farblichen. Die vier Werkzeuge sind erheblich komplexer als die Auswahlwerkzeuge für geometrische Auswahlen. Das liegt an der Sache: Die Farbgebung in einer mitunter komplexen Rastergrafik ist der eigentliche, anspruchsvolle Teil komplexer Bildbearbeitung. Es ist deshalb folgerichtig, dass diese Auswahlwerkzeuge recht fortgeschrittene Instrumente sind, die zahlreiche Konfigurationsmöglichkeiten haben und oft im Verbund mit (unter Umständen ebenfalls komplexen) anderen Bildbearbeitungstechniken gebraucht werden. Entsprechend muss die Beschreibung dieser vier Werkzeuge hier aufs Allerwichtigste beschränkt bleiben. Vorweggenommen sei schon folgende Komplexität: Die Auswahlwerkzeuge, die farblich auswählen, kombinieren ihre Funktionalität oft zusätzlich mit "eigentlich" geometrischen Kriterien.

Der Zauberstab

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Der Zauberstab

Das Werkzeug mit dem charismatischen Namen Zauberstab (und einem entsprechenden Symbol) funktioniert so, dass ein (zumindest "fast") zusammenhängender Bereich einen Bildes ausgewählt wird, der (zumindest "fast") dieselbe Farbe hat. Das ist im Prinzip schon alles, und da der Zauberstab im Vergleich zu anderen Auswahlwerkzeugen, die farblich auswählen, recht einfach funktioniert, wird er von Einsteigern in die fortgeschrittene Bildbearbeitung gerne benutzt. Geübtere Anwender verwenden ihn seltener, da er nicht im laufenden Gebrauch angepasst werden kann und im Grunde etwas rudimentär arbeitet. Er wird so eingesetzt: Nachdem man das Werkzeug angeklickt hat, klickt man per Mausklick auf eine Stelle im Bild, die erstens die Farbe hat, die man auswählen möchte, und zweitens im Bereich liegt, den man auswählen möchte. Der Rest geschieht dann von alleine (allerdings auch, ohne dass man noch etwas beeinflussen kann - ist die Auswahl falsch, muss man von vorne beginnen). Sehr wichtig ist für ein gutes Funktionieren die präzise Wahl der Bildstelle beim Mausklick, und zwar sowohl hinsichtlich Farbe als auch hinsichtlich Bereich. Bildbearbeitungsprogramme sind ("nur") Programme, auch wenn sie ein Werkzeug namens Zauberstab enthalten. Das Programm kann nur rechnen, nicht sehen. Verklickt man sich, können erstaunlich unerwünschte Resultate entstehen, indem entweder nicht die gewünschte Farbe oder nicht der gewünschte Bereich (oder beides) ausgewählt werden. Am besten funktioniert der Zauberstab, wenn der auszuwählende Bereich möglichst gleichfarbig ist, und möglichst scharf begrenzt ist bezüglich der Kanten der Auswahl. Diese Konstellation ist übrigens generell günstig für Auswahlen, aber das nur nebenbei. Ist der auszuwählende Bereich unscharf begrenzt, oder mischfarbig (zum Beispiel "fleckig"), entstehen rasch Probleme bei der Anwendung des Zauberstabs. Freilich lässt sich das Werkzeug (wie alles in GIMP) konfigurieren (aber wie gesagt nur vor der Wahl des Ausgangspunktes im Bild). Die wichtigste Konfigurationsmöglichkeit in den Werkzeugeinstellungen ist der Schwellwert: Hier kann man nämlich dem Werkzeug mitteilen, wie gross die Toleranzbreite sein soll, innerhalb der eine Farbe als "ähnlich genug" gelesen werden soll, damit sie in die Auswahl kommt. Ein höherer Schwellwert wählt in der Regel mehr Bildteile aus als ein niedriger, da dann mehr Bildteile als "ähnlich farbig" interpretiert werden. Zum Schluss sei noch erwähnt, dass der Begriff zusammenhängend für die geometrische Beschaffenheit der Auswahl per Default nicht ganz eng interpretiert wird; Flächen, die in der ausgewählten Farbe (bzw. präziser: im ausgewählten Farbbereich) sind und zwar nicht ganz mit der ausgewählten Fläche zusammenhängen, aber noch hinreichend "nahe" daran sind, werden trotzdem noch mitausgewählt. Natürlich lässt sich auch konfigurieren, wie hoch diese geometrische Toleranz von "Nähe" sein soll!

Nach Farbe auswählen

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Nach Farbe auswählen

Das Werkzeug Nach Farbe auswählen gehört zu den ältesten seiner Art in GIMP und funktioniert deshalb verhältnismässig rudimentär. Im Prinzip ist es dasselbe Auswahlwerkzeug wie der Zauberstab, nur mit dem Unterschied, dass nicht nur (zumindest "fast") zusammenhängende Bildbereiche ausgewählt werden, sondern völlig unabhängig von der geometrischen Lage einfach alle Bildbereiche einer bestimmten Farbe. Einsteiger halten Nach Farbe auswählen oft zunächst für ein bequemes Werkzeug, aber in Wirklichkeit hat das beschriebene Verhalten in vielen Anwendungsszenarien klare Nachteile. Ein illustratives Beispiel: Man möchte in einem Bild das "Wetter" ändern und deshalb den blauen Himmel z. B. durch graue Bewölkung ersetzen. Dazu muss in einem ersten Schritt das zu ersetzende Himmelblau ausgewählt werden. Verwendet man dazu nach Farbe auswählen, entsteht mit einiger Wahrscheinlichkeit das Problem, dass auch Bildbereiche in die Auswahl kommen, die "inhaltlich" überhaupt nicht zum Himmel gehören (etwa: eine Person auf dem Bild trägt ein blaues Kleid - ein blaues Auto ist auf dem Bild - das Bild zeigt blaue Gewässer, usw.). Da das Werkzeug diese unerwünschten Bildteile rein nach Farbe auswählt, ist es leicht möglich, dass eine Korrektur der Auswahl anstrengend wird, denn Nach Farbe auswählen trifft gerne auch nur ganz kleine Flächen. Deshalb ist für viele Szenarien der Zauberstab schlicht besser geeignet. Es gibt aber Ausnahmen: Soll wirklich nur eine bestimmte Farbe geändert werden, ohne dass es überhaupt darauf ankommt, wo im Bild diese Farbe vorkommt, dann ist nach Farbe auswählen sogar besser als der Zauberstab. Denn mit dem Zauberstab müsste man ja dann jede Teilfläche in der fraglichen Farbe einzeln auswählen, was sehr umständlich werden kann. Man kann zwar den Zauberstab so konfigurieren, dass er eine besonders hohe Toleranz bezüglich des geometrischen Kriteriums Nähe hat und so faktisch zum Werkzeug Nach Farbe auswählen wird, aber es ist für dieses Szenario natürlich einfacher, gleich das dafür vorgesehene Werkzeug Nach Farbe auswählen zu verwenden. In der Bildbearbeitung gilt wie allgemein in der Verwendung komplexer Programme immer der Grundsatz der Einfachheit, wozu auch die Verwendung des geeignetsten Werkzeugs gehört. Abschliessend sei erwähnt, dass Nach Farbe auswählen eigentlich, wie der Zauberstab, einen bestimmten Farbbereich auswählt, der sich in den Werkzeugeinstellungen mit der Einstellung Schwellwert konfigurieren lässt.

Die Magnetische Schere

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Die Magnetische Schere

Das Werkzeug Magnetische Schere ist ein höher entwickeltes Werkzeug, das erst später in GIMP eingeführt wurde. Es wählt Bereiche nicht stur nach einer Farbe (bzw. eigentlich eben einem Farbbereich) aus, sondern ermöglicht es, eine Auswahl entlang von Farbunterschieden zu ziehen. Das Werkzeug erkennt sozusagen Farbgrenzen, zumindest innerhalb bestimmter Bereiche bzw. mit einer bestimmten Genauigkeit. Benutzt wird es wie folgt: Man muss nach der Wahl des Werkzeugs im fraglichen Bild einzelne Punkte setzen, und das Werkzeug fährt dann "magnetisch" der Farbgrenze nach. Die Punkte müssen möglichst exakt auf der Farbgrenze liegen, der entlang die Auswahl erfolgen soll. Der Abstand zwischen den Punkten darf nicht zu gross sein, insbesondere dann nicht, wenn der auszuwählende Bereich geometrisch kompliziert ist. Wenn man die Punkte zu weit auseinander setzt, funktioniert der "Magnetismus" der Schere nicht mehr richtig, und das Werkzeug wählt zu direkte Wege statt genau entlang der Farbgrenze auszuwählen. Wenn das passiert, lässt sich das aber recht einfach korrigieren: Man kann nämlich zusätzliche Punkte auch noch nachträglich zwischen schon bestehende setzen, und dann folgt die Auswahl dem Farbunterschied besser. Eine wichtige Einschränkung bezüglich nachträglicher Korrekturen sei erwähnt: Es ist zwar wie gesagt möglich nachträglich solche Punkte hinzuzufügen, nicht aber, gesetzte Punkte zu löschen. Deshalb muss man Acht geben, sich beim Setzen der Auswahlpunkte nicht zu "verklicken" und etwa aus Versehen einer falschen Farbgrenze zu folgen. Wenn das dennoch passiert, muss man leider neu anfangen. Wie auch bei anderen Werkzeugen üblich, muss die Auswahl als Ganzes explizit (z. B. per Mausklick in den auszuwählenden Bildbereich) abgeschlossen werden. Der klassische Anwendungsfall der Magnetischen Schere ist natürlich die Auswahl bestimmter (oft, aber nicht zwingend: eines Ausschnitts) Ausschnitte aus dem Bild, die gezielt bearbeitet oder sogar (und recht häufig) völlig aus dem Bild entfernt und in ein neues eingefügt werden sollen. Die dahinter stehenden Aufgabenstellung heisst (ein) Objekt freistellen und gehört zu den wichtigsten Aufgaben der fortgeschrittenen Bildbearbeitung Das Werkzeug Magnetische Schere kann in schwierigen Fällen nicht in einem Schritt alle Probleme des Freistellens lösen, aber es ist doch ein fortgeschrittenes Werkzeug, das insgesamt eine erhebliche Vereinfachung solcher Auswahlen ermöglicht.

Schliesslich sei noch folgende Bemerkung zur Bezeichnung des Werkzeugs gemacht: Magnetische Schere ist der im Werkzeugkasten selber verwendete Begriff. Im Menü dagegen (und in der offiziellen Dokumentation zu GIMP) heisst das Werkzeug Intelligente Schere; von dieser älteren Bezeichnung (bzw. dem englischen Pendant Intelligent Scissors) kommt auch das sonst nicht gerade intuitive Tastenkürzel I für dieses Werkzeug. Da magnetisch die Funktionsweise des Werkzeugs besser veranschaulicht als intelligent, wird in diesem Buch der Begriff Magnetische Schere verwendet.

Vordergrundauswahl

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Die Vordergrund-auswahl

Die Vordergrundauswahl ist ein stark fortgeschrittenes Werkzeug, das in Konkurrenz zur Magnetischen Schere steht. Der Hauptanwendungsfall ist für beide Werkzeuge, ein (aus menschlicher Sicht) "inhaltlicher" Teil eines Bildes "herauszulösen", typischerweise, um ihn dann in einem anderen Bild weiterzuverwenden. Somit wird auch die Vordergrundauswahl insbesondere fürs Freistellen von Objekten verwendet. Das Werkzeug Vordergrundauswahl ist der Magentischen Schere insgesamt noch um Einiges überlegen; der Preis dafür ist allerdings, dass die Verwendung noch etwas anspruchsvoller ist. Für (mögliche) sehr präzise Ergebnisse ist recht viel Übung nötig. Hinter dem Werkzeug steht recht viel Technik, nämlich ein (nicht nur von GIMP verwendeter) Algorithmus namens SIOX. Da der Code dieses Algorithmus Open Source ist, kann GIMP ihn verwenden.

Angewendet wird das Werkzeug in zwei Schritten. Zunächst, nach der Wahl des Werkzeugs, wird um das auszuwählende Objekt herum ein Polygon mit Punkten gesetzt. Im Unterschied zur Magnetischen Schere verhält sich diese Auswahllinie nicht "magnetisch", deshalb ist es wichtig, einigermassen genau zu arbeiten; es muss zwingend vermieden werden, dass auszuwählende Bereiche ausserhalb des Polygons sind. Im Gegenzug sollte nicht zu viel "Hintergrund" (Bereiche, die nicht zur Auswahl gehören sollen) innerhalb des Polygons sein. Das Polygon muss geschlossen werden, wobei GIMP das durch Ziehen einer Gerade vom letzten Punkt zum Anfangspunkt auch selber machen kann, wenn man den letzten Punkt nicht wieder auf den Anfangspunkt setzt. Danach muss man die Auswahl abschliessen, zum Beispiel durch Mausklick ins Bild. Nun passiert (für Einsteiger) etwas Überraschendes: Das ganze Bild wird mit einem "blauen Schleier" eingefärbt, wobei das Blau ausserhalb des Polygons etwas dunkler ist als innerhalb. Zugleich wird automatisch ein neues Werkzeug aktiviert, nämlich ein (eigentlich ja zu den Malwerkzeugen gehöriger) Pinsel. Mit diesem müssen nun innerhalb des (hellblau erscheinenden) Polygons jene Bereiche markiert werden, die Teil der Auswahl sein sollen. Dabei muss man sozusagen farblich denken: Die Markierung wird nämlich so interpretiert, dass markierte Bereiche den Farbbereich angeben, der innerhalb des Polygons zur Auswahl gehören soll. Deshalb ist es z. B. wichtig, nicht versehentlich Farbbereiche zu markieren, die inhaltlich zum Hintergrund des auszuwählenden Objekts gehören. Der Pinsel hat hier eine reine Markierfunktion, weshalb es technisch egal ist, mit welcher Pinselfarbe markiert wird. Die Default-Einstellung ist Schwarz. Die Markierfarbe kann geändert werden; das ist dann nötig, wenn auszuwählende Bereiche dieselbe oder eine ähnliche Farbe haben wie die Markierfarbe des Pinsels (per Default als dunkel oder sogar schwarz), denn wenn das der Fall ist, kann die Markierfarbe nicht vom Bild unterschieden werden, was Fehler bewirken kann. Auch die Pinselbreite ist einstellbar; die Default-Einstellung ist relativ breit; insbesondere für filigrane Auswahlen muss eine schmalere Einstellung gewählt werden. Wenn man fertig ist, muss der zweite Schritt der Auswahl wiederum, zum Beispiel per Mausklick ins Bild, abgeschlossen werden. Wie von Zauberhand ist nun das auszuwählende Objekt tatsächlich ausgewählt.

Es ist stark situativ bedingt (und auch noch etwas Gewohnheitssache), ob für das Freistellen eher die Magnetische Schere oder eher die Vordergrundauswahl verwendet werden soll. Die Vordergrundauswahl ist an den "Rändern" des Objekts eindeutig genauer (bzw. es kann aufwändig sein mit der Magnetischen Schere annähernd dieselbe Genauigkeit zu erreichen). Eine Fehlerquelle der Vordergrundauswahl ist dagegen, dass öfter Teile innerhalb der Auswahl von derselben ausgeschlossen werden (nämlich Bereiche, die im zweiten Schritt farblich nicht markiert wurden). Auch das kann natürlich nachträglich korrigiert werden; betrifft es allerdings viele Farben, kann auch das aufwändig werden. Gewisse Aussagen über den voraussichtlichen Aufwand zum Freistellen von Objekten gelten allerdings durchaus für beide Werkzeuge: Solche Auswahlen sind je schwieriger, je weniger klar sich auszuwählende von nicht auszuwählenden Farbbereichen unterscheiden, und je geometrisch komplexer die Begrenzungen sind. Das Worst-Case-Szenario sind in der Praxis sehr oft Haare, die möglichst kompliziert auf einen schlimmstenfalls noch farbähnlichen und gar noch wechselfarbigen Hintergrund "ausfransen". Solche Haare auszuwählen ist mit jedem Werkzeug aufwändig.

Einsatz von Tastenkürzeln

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Mit Ausnahme der Vordergrundauswahl, der standardmässig kein Tastenkürzel zugeordnet ist, können alle anderen Auswahlwerkzeuge auch per Tastenkürzel statt grafisch (oder statt per Menü) aufgerufen werden. Die entsprechenden Tastenkürzel lauten:

Rechteckige Auswahl: R

Elliptische Auswahl: E

Freie Auswahl: F

Zauberstab: U

Nach Farbe auswählen: Shift + O

Magnetische Schere: I

Kleine Aufgabe

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  • Öffnen Sie in GIMP das Bild der Statue des Kurfürsten Joachim und verwenden Sie danach nacheinander alle sieben auf dieser Seite vorgestellten Auswahlwerkzeuge! Gehen Sie bis zum Abschluss der Auswahl, machen Sie dann die Auswahl rückgängig und gehen Sie zur nächsten. Bei den beiden Werkzeugen zum Freistellen (Magnetische Schere und Vordergrundauswahl) versuchen Sie die Statue so genau als möglich auszuwählen. Bei den vorherigen Werkzeugen spielen Sie frei herum.