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Gotisch/ G

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Interrogativpronomina

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Interrogativpronomen sind Fragepronomen (Wer?, Was?). ƕas, ƕaþar und ƕarjis sind Substantive; dies bedeutet, dass ihre substantivischen Beiwörter im Genitiv stehen müssen (in ƕamma waldufnje Mk 11,28). Als Adjektive erscheinen sie nur zweimal (Lk 15,4 und 1. Thes 4,2)

ƕas?, ƕo?, ƕa?

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wurden im Gotischen, anders als im Deutschen, in allen drei Genera dekliniert. Das heißt, dass das deutsche "Wer?" mit ƕas? (mask.) oder mit ƕo? (fem.) zu übersetzen ist. Das neutrale ƕa? bedeutet dagegen "Was?". Pluralformen des Interrogativpronomens gab es nicht. Gebildet wird das Pronomen mit ƕa- und der Deklinationsendung:
ƕa- + pronominale Deklinationsendung

Eine Besonderheit des Interrogativpronomens besteht darin, dass der Instrumentalis, wenngleich dies nur für das Neutrum gilt, vollwertig erhalten geblieben ist. ƕe ist i. d. R. mit "womit?" zu übersetzen. Er kann allerdings auch anstelle von ƕamma? die neutrale Dativ-Form ersetzen und ist dann mit "wem?" oder mit "mit wem?" zu übersetzen. In adverbialer Verwendung sind die Übersetzungen "irgendwie" oder "etwa" korrekt. Zusätzlich wird ƕe auch in Kompositionen verwendet, z. B. duƕe? "warum?", biƕe? "woran?" oder ƕe + Komp. "um wieviel?" (wie ƕe managizo "um wieviel mehr?").

Eine weitere Auffälligkeit ist die neutrale Nominativ/Akkusativ-Form ƕa?. In Analogie zu þata und im Vergleich zu den anderen germanischen Sprachen (vgl. engl. what?) wäre ein *ƕata? zu erwarten.

Folgt dem Pronomen ein Substantiv steht dieses im Genitiv.

Kasus Maskulinum Femininum Neutrum
Nominativ Sg. ƕas ƕo ƕa
Genitiv Sg. ƕis *ƕizos ƕis
Dativ Sg. ƕamma ƕizai ƕamma
Akkusativ Sg. ƕana ƕo ƕa
Instrumentalis Sg. unbelegt unbelegt ƕe

ƕaþar? und ƕarjis?

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Zwei weitere Fragepronomen sind ƕaþar? "wer von beiden" und ƕarjis? "welcher?". Wie ƕas, ƕo, ƕa setzen beide ein folgendes Nomen in den Genitiv. Sie werden aber nicht wie ein Pronomen, sondern wie ein starkes Adjektiv (a- bzw. ja (A)-Stamm) dekliniert.

ƕaþar? ist nur im Nominativ belegt, dürfte indes wie anþar? flektiert werden (vgl. ƕaþaruh?).

Kasus Maskulinum Femininum Neutrum
Nominativ Sg. ƕarjis ƕarja *ƕarjata
Genitiv Sg. *ƕarjis *ƕarjizos *ƕarjis
Dativ Sg. ƕarjamma *ƕarjizai ƕarjamma
Akkusativ Sg. ƕarjana ƕarja *ƕarjata
Nominativ Pl. ƕarjai ƕarjos ƕarja
Genitiv Pl. *ƕarjaize *ƕarjaizo *ƕarjaize
Dativ Pl. *ƕarjaim *ƕarjaim *ƕarjaim
Akkusativ Pl. ƕarjans ƕarjos ƕarja

Weitere Interrogativpronomina

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ƕileiks, ƕileika, ƕileik

ƕileiks "welcher, wie beschaffen, was für ein?" kann interrogativ und relativ gebraucht werden. Die Antwort lautet swaleiks "solch, so beschaffen". Es wird wie ein starkes Adjektiv dekliniert.

ƕelauþs

ƕelauþs "wie groß?" ist nur einmal im Femininum ƕelauda belegt und ist ebenfalls wie ein Adjektiv des a-Stamms flektierbar.

Personalpronomina

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Die Personalpronomen ("ich", "du", "er", etc.) weisen die Besonderheit auf, dass sie den indogermanischen Dual ("Zweizahl") noch erhalten haben. Dieser wird nur in der 1. und 2. Person gebraucht und ist mit "wir beide/zwei" bzw. "ihr beide/zwei" zu übersetzen.

Singular Dual Plural
Mask Fem Neut Mask Fem Neut Mask Fem Neut
1. Person
Nominativ
ik
wit
weis
Genitiv
meina
*ugkara
unsara
Dativ
mis
ugkis1
uns, unsis2
Akkusativ
mik
ugkis1, (ugk)3
uns, unsis2
2. Person
Nominativ
þu
*jut
jus
Genitiv
þeina
igqara
izwara
Dativ
þus
igqis1
izwis
Akkusativ
þuk
igqis1
izwis
3. Person
Nominativ
is
si
ita
-
eis
ijos
ija
Genitiv
is
izos
is
-
ize
izo
ize
Dativ
imma
izai
imma
-
im
im
im
Akkusativ
ina
ija
ita
-
ins
ijos
ija
1 Ebenso sind die Schreibweisen uggkis und iggqis belegt.
2 Die Form unsis ist die ungebräuchlichere Form. Im Akkusativ ist sie sehr selten.
3 Die Form ugk (Eph. 6,22) gilt heute meist als Fehlinterpretation für mik

Possessivpronomina

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Possessivpronomen sind besitzanzeigende Fürwörter bzw. Adjektive. Sie leiten sich von den Personalpronomen (vgl. Genitiv) ab und werden immer stark flektiert.

Kasus Maskulinum Femininum Neutrum
Nominativ Sg. meins meina mein, meinata
Genitiv Sg. meinis meinizos meinis
Dativ Sg. meinamma meinizai meinamma
Akkusativ Sg. meinana meina mein, meinata
Nominativ Pl. meinai meinos meina
Genitiv Pl. meinaize meinaizo meinaize
Dativ Pl. meinaim meinaim meinaim
Akkusativ Pl. meinans meinos meina

Nach diesem Muster folgen die Possessivpronomen (in Sg. M):

Person Singular Dual Plural
1. Person meins *ugkar1 unsar1
2. Person þeins igqar1 izwar1
3. Person *seins2 - *seins2
1 Die Endung -s fehlt aufgrund der Endkombination Kurzvokal + -r, vgl. wair "Mann". Zusätzlich sind die neutralen -ata-Suffixe nicht belegt.
2 nicht im Nominativ belegt.

Das Possessivpronomen sein- ist nur im Genitiv, Dativ und Akkusativ belegt. Es ist geschlechtsneutral und kann somit sowohl mit "sein" als auch mit "ihr" übersetzt werden. Im Nominativ treten an dessen Stelle die Genitivformen des Personalpronomens is, izos, ize und izo. Zum Gebrauch ist zu beachten, dass sein- stets reflexiv verwendet wird, d.h. es bezieht sich auf das Subjekt des Satzes. Der Genitiv des Personalpronomens wird nicht reflexiv gebraucht, man übersetzt es daher am besten mit "dessen/deren": *þiudans qiþiþ andbahta seinamma "Der König sagt zu seinem (eigenen) Diener", aber *þiudans qiþiþ andbahta is "Der König sagt zu dessen (nicht seinem eigenen) Diener". Syntaktisch stehen die Possessiva nach seinem Bezugswort, auch dann wenn dies der griechischen Textvorlage widerspricht. Nur zur Betonung kann sein- vor das Nomen gestellt werden.

Erscheint silba "selbst" zur Verstärkung nach dem Possessivum, so steht silba stets im Genitiv, während Genus und Numerus nach dem Substantiv gerichtet sind: waurstw sein silbins kiusai hvarjizuh "Sein eigenes Werk prüfe jeder" (Gal 6,4). Syntaktisch steht silba vor dem Nomen, aber nach einem Pronomen: seina silbins saiwala (Lk 14,26) þu bi þuk silban weitwodeis (Joh 8,13).

Reflexivpronomina

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Das Reflexivpronomen ist das rückbezügliche Pronomen (dt. "sich") und bezieht sich auf das Subjekt im Satz. Die Formen sind geschlechts- und numerusneutral. Es existiert nur im Genitiv, Dativ und Akkusativ. Im Satz steht das Reflexivpronomen regulär nach dem Verb, sofern dem Verb keine nähere Bestimmung vorausgeht.

Kasus Sg., Du., Pl.
Nominativ -
Genitiv seina
Dativ sis
Akkusativ sik

Der Satz *andhamond sik kann mithin mit "sie ziehen sich aus" übersetzt werden. Soll eine Gegenseitigkeit (Reziprokität) ausgedrückt werden, so tritt im Gotischen ein misso hinzu: *andhamond sis misso "sie ziehen sich (gegenseitig) aus". Dies kann auch durch doppelte Verwendung von 'anþar erreicht werden, vgl. Galeik ist barnam sitandam in garunsim jah wopjandam anþar anþaris "Das ist wie bei Kindern, die auf dem Markt sitzen und sich gegenseitig zurufen." (Mt 11,16).

Zum Possessivpronomen *sein- siehe oben.

Relativpronomina

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saei, soei, þatei

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Das Relativpronomen wird aus dem Demonstrativpronomen und der Partikel -ei gebildet. Das Demonstrativpronomen verliert dabei den Endvokal, wenn dieser kurz, unbetont und nicht Teil eines Diphthongs ist. Dies trifft für þata, þamma und þana zu. Zusätzlich ist auf die Stimmhaftigkeit zu achten, da ein auslautendes -s sich nun in stimmhafter Umgebung befindet.

(gekürztes) Demonstrativpronomen + -ei

Als Nebenformen sind auch Bildungen mit dem Personalpronomen belegt (siehe unten). Als solche lassen sich die Formen izei (statt saei; von is), sei (statt soei; von si) und möglicherweise izei (statt þaiei; von eis) nachweisen.

Die Relativpronomen können auch als Konjunktionen gebraucht werden, z. B. þatei "dass, weil" oder þanei "wann, wieviel".

Kasus Maskulinum Femininum Neutrum
Nominativ Sg. saei1 soei2 þatei3
Genitiv Sg. þizei þizozei þizei
Dativ Sg. þammei þizaiei þammei
Akkusativ Sg. þanei þoei þatei
Instrumentalis Sg. unbelegt unbelegt þeei4
Nominativ Pl. þaiei þozei þoei
Genitiv Pl. þizeei *þizoei þizeei
Dativ Pl. þaimei þaimei þaimei
Akkusativ Pl. þanzei þozei þoei
1 Nebenformen: izei und ize
2 Die Nebenform sei ist häufiger belegt als soei
3 als Nebenform ist auch þei belegt
4 nur als Konjuktion "darum dass, deshalb dass" belegt

ikei, þuei, izei, sei

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Bei den Pronomina ikei und þuei handelt es sich um die Relativpronomen der ersten und zweiten Person (ik "ich" und þu "du"). Wie bei saei, soei, þatei gelten auch hier Regeln der a-Apokope und der s-Assimilation. Dualformen sind nicht belegt.

(gekürztes) Personalpronomen + -ei

ikei "ich welcher" und þuei "du welcher" traten nicht konsequent auf. So sind Stellen (z. B. Joh 8,18) belegt, in denen ein saei oder þaiei erscheint, wenngleich ein ikei zu erwarten war.

In Analogie dazu bildeten sich für die 3. Person die Formen izei (von is "er") und sei (von si "sie"). izei ist anstelle eines unbelegten *eizei auch für die maskuline Pluralform (eis "sie (mask.)") belegt (z. B. in Gal 6,13). Eine neutrale Form *itei dürfte nicht existiert haben. Die Formen izei und sei konkurrierten mit saei und soei bzw. bildeten dessen Nebenformen. Da izei und sei nicht in anderen Kasus als dem Nominativ belegt sind, nimmt man an, dass an deren Stellen die Formen von saei und soei traten.

Kasus 1. Person 2. Person
Nominativ Sg. ikei þuei
Genitiv Sg. *meinei *þeinei
Dativ Sg. *mizei þuzei
Akkusativ Sg. *mikei þukei
Nominativ Pl. *weizei juzei
Genitiv Pl. *unsarei *izwarei
Dativ Pl. *unzei izwizei
Akkusativ Pl. *unzei *izwizei