Grundlagen der quantitativen anorganischen Analytik: Pufferkapazität
Pufferkapazität β
[Bearbeiten]Beachte die Verwechslungsmöglichkeit mit der Massenkonzentration, welche das gleiche Formelzeichen hat:
Pufferkapazität: | |
Massenkonzentration: |
Wir betrachten eine beliebige Protolytlösung mit einem nicht näher definierten Ausgangs-pH (pH0)
Wie gut kann dieser pH bei Zugabe kleiner Mengen Säure oder Base erhalten bleiben? Wasser hat beispielsweise eine niedrige Pufferkapazität.
Zusatz kleiner Portionen von:
HCl: | ΔnS* bzw. ΔcS* |
NaOH: | ΔnB* bzw. ΔcB* |
Das Sternchen bedeutet "fiktiv", d.h. vor Einstellung des Gleichgewichtes, bezogen auf VGesamt.
Folgende Festlegung muss getroffen werden um die Entstehung negativer Vorzeichen zu verhindern:
ΔpH = pHnachher - pH0
"Nachher" bedeutet nach Zugabe der theoretischen Zusatzmenge von Säure oder Base.
Säurezugabe entspricht: ΔpH < 0
Basezugabe entspricht: ΔpH > 0
Definition:
Diese Gleichung entspricht der Berechnung des Steigungsdreiecks (Sekantensteigung) der Neutralisationskurve (= Differenzenquotient).
Diese Formeln können jedoch nicht zur Berechnung der Pufferkapazität benutzt werden, da bei gleichen eingesetzten H3O+- bzw. OH--Mengen eine gleiche pH-Änderung resultieren würde.
In der Realität ist das jedoch nicht der Fall, denn die Puffer- (Titrations-)kurve ist nicht symmetrisch, weil beide beteiligten Protolyte verschiedene pKS-Werte haben.
Deshalb muss man den Differenzialquotienten (Tangentengleichung) bilden:
ΔcS* sei sehr klein: dcS*
ΔcB* sei sehr klein: dcB*
Übergang zum Differenzialquotienten .
Denn bei unendlich kleiner zugesetzter Säure-/Basemenge ist die pH-Änderung symmetrisch.
Auch diese Formel ist noch nicht für eine Berechnung geeignet.
β sehr starker Protolyte
[Bearbeiten]Die Berechnung sehr starker Protolyte erfolgt ohne Berücksichtigung von Grenzfällen und Autoprotolysen. Da diese Art von Protolyten im wässrigem Medium einer vollständigen Protolyse unterliegen, gilt:
Der Differentialquotient
ist eine Ableitung
,
deren Stammfunktion gesucht ist. Allgemein:
ist hier:
Der Kehrwert 1/β entspricht der Steigung der Titrationskurve einer schwachen Säure mit einer starken Base.
oder
Ist identisch mit ... so gilt auch .
Dazu muss die Funktion
nach abgeleitet werden. Als Ergebnis erhält man:
für sehr starke Säuren und | |
für sehr starke Basen. |
Rechenweg für diese beiden Formeln.
Die Gesamtpufferkapazität βΣ sehr starker Protolyte ist somit:
Gesamtpufferkapazität sehr starker Protolyte
[Bearbeiten]
Durch den Tausch der Achsen erhält man cB* als Funktion des pH.
Da auch bei extremer Verdünnung von HCl der pH von 7 nicht überschritten wird, sind die Hydroniumionen des Wassers (aus der Autoprotolyse) als puffernde Komponente zu berücksichtigen.