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Innere Medizin kk: Metoprolol

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Das Wichtigste

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  •  Metoprolol ist einer der am besten untersuchten und am meisten benutzten  Betablocker
  • Er ist oral und intravenös verabreichbar
  • Metoprolol wird vor allem bei KHK, hohem Blutdruck, tachykarden Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz eingesetzt
  • Bei Niereninsuffizienz ist die Kumulationsgefahr gering
  • Vorsicht ist bei niedriger Herzfrequenz und niedrigem Blutdruck angebracht.
  • Metoprolol sollte einschleichend dosiert werden.

Wirkstoff

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Zusammensetzung

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Wirkungsweise

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Indikation

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  • akuter Herzinfarkt
  • Angina pectoris
  • KHK
  • hoher Blutdruck
  • tachykarde Herzrhythmusstörungen
  • Herzinsuffizienz
  • Anfallsvorbeugung bei Migräne
  • Hitzewallungen im Klimakterium

Art der Anwendung Dosierung

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intravenös

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  • 1 bis 2 Ampullen 5 mg Metoprolol langsam iv

Niedrige Dosis

  • 45 mg 1-0-1

Mittlere Dosis

  • 90 mg 1-0-1

Hohe Dosis

  • 190 mg 1-0-1

Vorsichtsmaßnahmen für die Verwendung

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Gegenmittel

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  • Orciprenalin oder anderes Betamimetikum
  • Theophyllin
  • Atropin
  • Adrenalin
  • Glukagon
  • Noradrenalin

Gegenanzeigen

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  • dekompensierte manifeste Herzinsuffizienz
  • Schock
  • AV-Block2.oder3.Grades
  • Sinusknoten-Syndrom (sick sinus syndrome)
  • sinuatrialer Block
  • Bradykardie (Ruhepuls < 50 /min vor Behandlungsbeginn)
  • Hypotonie (systolisch < 90 mmHg)
  • Azidose
  • bronchiales Asthma bronchiale
  • Hyperreagibilität
  • Spätstadium peripherer Durchblutungsstörungen
  • gleichzeitige Gabe von MAO-Hemmstoffen (Ausnahme MAO-B-Hemmstoffe)
  • Überempfindlichkeit gegenüber Metoprolol oder einem der sonstigen Bestandteile

oder anderen b-Rezeptorenblockern.

  • intravenöse Applikation von Calciumantagonisten vom Verapamil- und Diltiazem- Typ
    • oder anderen Antiarrhythmika (wie Disopyramid) bei Patienten, die mit Metoprolol behandelt werden

Nebenwirkungen

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Die Verträglichkeit von Metoprolol ist meistens gut, vor allem wenn man die Dosis am Anfang niedrig wählt und nur langsam steigert. Man sollte sich also von der folgenden Nebenwirkungsliste nicht abhalten lassen, das Medikament zu versuchen, insbesondere dann, wenn man klare Gründe für die Einnahme hat. Meistens überwiegen die positiven Effekte deutlich die negativen Nebenwirkungen. Außerdem verchwinden die meisten Nebenwirkungen mit dem Absetzen des Medikamentes wieder.

Übersicht

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  • Insbesondere zu Beginn der Behandlung
    • sehr häufig: zentralnervöse Störungen wie Müdigkeit
    • häufig: Schwindelgefühl und Kopfschmerzen
    • Gelegentlich:
      • depressive Verstimmungszustände,
      • Konzentrationsstörungen,
      • Schlafstörungen bzw. Schläfrigkeit,
      • verstärkte Traumaktivität
      • Muskelkrämpfe
    • selten: Nervosität oder Ängstlichkeit
    • Sehr selten
      • Verwirrtheit, Halluzinationen,
      • Persönlichkeitsveränderungen
      • Gefühlsschwankungen
      • Gedächtnisstörungen

Magen Darm Trakt

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Vorübergehend:

  • häufig: Übelkeit, Leibschmerzen, Obstipation oder Diarrhoe
  • Gelegentlich: Erbrechen
  • selten: Mundtrockenheit
  • Gelegentlich: allergische Hautreaktionen wie Rötung, Juckreiz, Exantheme und übermäßiges Schwitzen
  • Selten: Haarausfall
  • sehr selten: Photosensitivität mit Hautausschlägen nach Lichteinwirkung
  • sehr selten: Verschlimmerung einer Psoriasis

Arme und Beine

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  • Gelegentlich: Parästhesien
  • selten: Muskelschwäche
  • sehr selten: Verschlimmerung von peripheren Durchblutungsstörungen
  • sehr selten: Raynaud-Syndrom, weisse schmerzhafte Finger, Gangrän

Blutdruck und Kreislauf

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  • häufig: verstärkter Blutdruckabfall, insbesondere bei iv Gabe
  • sehr selten: Synkopen
  • Häufig
    • Palpitationen,
    • Bradykardie
    • Kältegefühl in den Gliedmaßen
  • Gelegentlich
    • atrioventrikuläre Überleitungsstörungen,
    • Verstärkung einer Herzinsuffizienz mit peripheren Ödemen und Herzschmerzen
  • Selten bei iv Gabe: kardiale Leitungsstörungen, Arrhythmien oder Belastungsdyspnoe
  • vereinzelt: bei Patienten mit Angina pectoris Verstärkung der Anfälle

Atmung

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  • Erhöhung des Atemwegswiderstandes
  • bei bronchial empfindlichen Patienten (z. B. bei Asthma bronchiale)
    • häufig: Atemnot
    • gelegentlich: Verengung der Atemwege
    • selten: allergischer Schnupfen

Augen, Ohren, Geschmack

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  • Selten: Konjunktivitis, verminderter Tränenfluss zb bei Kontaktlinsen, Sehstörungen, gereizte Augen
  • Sehr selten: Geschmacksstörungen, Hörstörungen, Tinnitus

Wechselwirkungen

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  • mit Calciumantagonisten (vom Verapamil- und Diltiazemtyp)
    • Verstärkung der Bradykardie
  • mit Antiarrhythmika (wie Disopyramid)
    • bradykarde Herzrhythmusstörungen
  • mit Clonidin und Moxonidin
    • bradykarde Herzrhythmusstörungen

Packungsgröße

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Verfallsdatum und Lagerung

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Kosten

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Firma

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Fallbericht 1 Metoprolol bei malignen Rhythmusstörungen, Asthma cardiale und Niereninsuffizienz

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  • 50 jährige Frau, akute Einlieferung in der Nacht mit schwere Luftnot, normalgewichtig
    • Orthopnoe, Tachypnoe, Spastik über der Lunge,
    • bekannter Niereninsuffizienz, Zn Nierentransplantation, Bekanntem zunehmenden Transplantatversagen, Tacrolimustherapie,
    • malignen Rhythmusstörungen mit rez Vorhofflimmerepisoden, Tachyarrhythmien bis 220/ min im Wechsel mit Breitkomplextachykardie 150 - 200 / min.
    • RR ca 160/ 90 , kein Fieber
    • im Sono Ca 500 ml Pleuraerguss bds, kein Perikarderguß, MI 2, EF 60
  • Beseitigung der bedrohlichen Rhythmusstörungen unter
    • Sauerstoff 5 Liter
    • leichter Sedierung mit Midazolam iv
    • Metoprolol 5 mg iv
  • am Morgen Beginn der Hämodialyse über vorbestehenden Shunt
    • Flüssigkeitsentzug
    • Beendigung der Immunsuprressiven Therapie
    • iv Antibiose


Fragen

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Höchstdosis von Metoprolol

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Wie hoch darf man Metoprolol dosieren ? Allgemein akzeptiert ist eine Höchstdosis von 200 mg / Tag , In Studien und bei besonderen Krankheitsbildern kann die Dosis bis 400 mg erhöht werden.

Antidot von Metoprolol

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Was ist das Antidot von Metoprolol ?

  • Glukagon ?
  • Adrenalin ?
  • Orciprenalin ?
  • Noradrenalin ?

Betablocker und Psoriasis

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  • Warum darf man bei  Psoriasis keinen Betablocker geben ?
  • Gibt es auch bei anderen Autoimmunerkrankungen Ärger mit Betablockern ?

Literatur

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  • The mechanism of lithium and beta-blocking agents in inducing and exacerbating psoriasis.
    • O'Brien M, Koo J.
      • J Drugs Dermatol. 2006 May;5(5):426-32. Review.

Zitat: No consensus has been reached and further investigation is needed. However, findings such as improvement with inositol supplementation in cases of lithium-induced and -exacerbated psoriasis and disparate histologic presentation of beta-blocker-induced psoriasis provide suggestions that both the origin and treatment of drug-induced psoriasis may be different than psoriasis that is unrelated to medications.

  • Beta-Blocker-Induced Psoriasis: A Rare Side Effect, A Case Report
    • Mehmet Birhan Yilmaz
      • Yuksek Ihtisas Hospital, Cardiology Clinic, Ankara, Turkey
        • Angiology, Vol. 53, No. 6, 737-739 (2002)DOI: 10.1177/000331970205300617
  • Beta-adrenoceptor antagonist-induced psoriasiform eruption. Clinical and pathogenetic aspects.
    • Heng MC, Heng MK.
      • Int J Dermatol. 1988 Nov;27(9):619-27. PMID: 2906634
  • Drug-induced psoriasis: an evidence-based overview and the introduction of psoriatic drug eruption probability score.
    • Dika E, Varotti C, Bardazzi F, Maibach HI.
      • Department of Dermatology, University of Bologna, Bologna, Italy. emi.dika@tin.it
        • Cutan Ocul Toxicol. 2006;25(1):1-11.
  • Psoriasis induced or aggravated by drugs.
    • Rongioletti F, Fiorucci C, Parodi A.
      • Section of Dermatology, DISEM, University of Genoa, 16132, Genova, Italy. franco.rongioletti@unige.it
        • J Rheumatol Suppl. 2009 Aug;83:59-61. PMID: 19661544
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Studien

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Merit Hf Studie bei Herzinsuffizienz

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  • MERIT-HF study group.
    • The effect of metoprolol CR/XL in chronic heart failure:
      • metoprolol CR/XL randomised intervention trial in congestive heart failure (MERIT-HF).
        • Lancet 1999; 353(9169):2001-2007.

3991 Patienten mit Herzinsuffizienz (NYHA II-IV) multizentrisch,

  • Alter zwischen 40 und 80 Jahren (im Mittel 64 Jahre),
  • Ejektionsfraktion unter 40% (im Mittel 28%)
  • Stabile Dauertherapie mit Diuretikum und ACE-Hemmer

Ausschlußkriterien

  • Herzfrequenz von unter 68 Schlägen/Minute,
  • ein systolischer Blutdruck im Liegen unter 100 mm/Hg
  • Vormedikation mit Amiodaron oder Kalziumantagonisten.

Sonstiges

  • 65% der Patienten hatten eine ischämische Herzkrankheit.
  • NYHA Klasse IV 3% der Patienten
  • zweiwöchige Run-in-Phase mit Plazebo für alle eingeschlossenen Patienten
  • Danach Randomisierung in 2 Gruppen

Gruppe 1 (n = 1990)

  • retardiertes Metoprolol mit einer Anfangsdosis von 12,5 mg oder 25 mg einmal täglich.
  • Dosissteigerung nach 2 Wochen je nach Wirkung und Toleranz auf eine Dosjs von 50 mg, 100 mg und die Zieldosis von 200 mg/d

Gruppe 2 (n = 2101)

  • Plazebo mit Dosissteigerung wie bei Gruppe 1

Ergebnisse bei vorzeitigem Abbruch nach circa 1 Jahr

  • Gruppe 1 Metoprolol
    • Verstorben 145 Patienten
    • Gesamtletalität 7,2% pro Patientenjahr
    • Häufigkeit des plötzlichen Herztodes 79 Patienten
    • progrediente terminale Herzinsuffizienz 30 Patienten
    • mittlere erreichte Tagesdosis des retardierten Metoprolols gegen Ende der Studie 151 mg einmal / Tag
    • 67% erreichten die Zieldosis von 200 mg/d
    • Herzfrequenz gesenkt im Mittel um 14 Schläge/Minute
  • Gruppe 2 Plazebo
    • verstorben 217 Patienten
    • Gesamtletalität 11% pro Patientenjahr
    • Häufigkeit des plötzlichen Herztodes 132 Patienten
    • progrediente terminale Herzinsuffizienz 58 Patienten
    • Herzfrequenz gesenkt im Mittel um 3 Schläge/Minute

Statistik

  • (p = 0,0009)
  • relatives Risiko (RR) von 0,66 (Konfidenzintervall: 0,53-0,81).

Sonstiges

  • Der Plötzliche Herztod war insgesamt in 60% der Fälle die Todesursache.
  • Patienten mit NYHA-Klasse 4 starben vorwiegend an der Progression der Erkrankung.
  • Die Wirksamkeit der Behandlung war unabhängig vom Schweregrad und von der Ursache der Herzinsuffizienz.

Literatur

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