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Beschränkte Reihen mit positiven Summanden konvergieren
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Aus dem Kapitel „Monotoniekriterium für Folgen“ wissen wir bereits, dass jede monotone und beschränkte Folge konvergiert. Dieser Satz lässt sich auch auf Reihen anwenden. Nehme eine Reihe
. Wann ist die dazugehörige Partialsummenfolge monoton wachsend?
Dies ist genau dann der Fall, wenn
für alle
ist. Schließlich ist
der Unterschied einer Partialsumme zur nächsten.
Dies kannst du auch so erklären: Sei
die
-te Partialsumme. Die Partialsummenfolge
wächst genau dann monoton, wenn
für alle
ist. Es ist nun:
Die Partialsummenfolge wächst also genau dann monoton, wenn
für alle
ist. Anders formuliert, wenn
für alle
ist.
Nun wissen wir bereits, dass jede monotone und beschränkte Folge konvergiert. Wenn also
für alle
ist (und damit die Partialsummenfolge monoton wächst) und wenn die Partialsummenfolge beschränkt ist, dann konvergiert die Reihe
. Dies ist die Aussage des folgenden Satzes:
Beweis (Beschränkte Reihen mit nichtnegativen Summanden konvergieren)
Sei
eine Reihe mit
für alle
.
Beweisschritt: Wenn
beschränkt ist, dann konvergiert diese Reihe.
Beweisschritt: Wenn
konvergiert, dann ist diese Reihe beschränkt.
Wenn die Reihe
konvergiert, dann konvergiert nach Definition auch die Partialsummenfolge
. Aus dem Kapitel „Unbeschränkte Folgen divergieren“ wissen wir, dass konvergente Folgen beschränkt sind. Also muss dann auch die Partialsummenfolge beschränkt sein.
Analog kann auch folgender Satz bewiesen werden:
Hinweis
Wie wir gesehen haben, sind die beiden Sätze Anwendungen des Monotoniekriteriums für Folgen auf Reihen. Daher wird dieses Kriterium in der Literatur auch Monotoniekriterium für Reihen genannt.
Anwendung: Konvergenz der allgemeinen harmonischen Reihe
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Satz (Konvergenz der allgemeinen harmonischen Reihe)
Die allgemeine harmonische Reihe
ist für alle
konvergent.
Wie kommt man auf den Beweis? (Konvergenz der allgemeinen harmonischen Reihe)
Um die Konvergenz mit Hilfe des vorherigen Satzes zu zeigen, müssen wir, da alle Summanden nichtnegativ sind, für die Partialsummenfolge
eine obere Schranke finden. Dabei verwenden wir einen ähnlichen Trick wie bei der Divergenz der harmonischen Reihe. Wir betrachten die ersten
Summanden, fassen diese geschickt zusammen und schätzen sie danach passend nach oben ab. Diesmal müssen wir nach oben statt nach unten abschätzen, da wir ja die Beschränktheit und nicht die Unbeschränktheit zeigen wollen. Wir nehmen hier
Summanden, da sich diese nach oben besser abschätzen lassen als
Summanden. Am Ende der Ungleichungskette landen wir schließlich bei einer konvergenten geometrischen Reihe.
Also haben wir gezeigt, dass die Partialsumme
nach oben beschränkt ist. Für einen korrekten Konvergenzbeweis müssen wir jetzt aber noch ein kleines Hindernis umgehen: Wir wollten die Beschränktheit der Folge
zeigen. Wir haben aber nur die Beschränktheit der Teilfolge
gezeigt. Dies reicht aber noch nicht aus, da mit der Konvergenz einer Teilfolge noch nicht die gesamte Folge konvergieren muss.
Dieses Problem können wir aber mit folgender Überlegung lösen: Aus dem archimedischen Axiom und der Bernoulli-Ungleichung hatten wir gefolgert, dass man zu jeder positiven Zahl
ein
finden kann, so dass
. Daher kann man auch zu jedem
ein
finden mit
. Insbesondere können wir damit zu jedem
ein
mit
finden. Damit folgt nun aber
, und wir können die Abschätzung auf
anwenden. Sie gilt dann auch für
. Somit ist die Folge der Partialsummen
beschränkt und daher konvergent.