In der Maßtheorie hatten wir den Begriff der Länge, Fläche und des Volumens geklärt: sie werden durch Maße auf Sigma-Algebren beschrieben. In der Integrationstheorie wollen wir auf der Basis der Maße einen Integralbegriff herleiten und dessen Eigenschaften untersuchen.
Wir hatten nachgerechnet, dass die Umkehrabbildung mit Mengenoperationen vertauscht. Seien
Messräume. Wir definierten eine Abbildung
als "messbar", wenn sie alle Mengen aus der Sigma-Algebra
auf Mengen der Sigma-Algebra
abbildete. Es genügte, die Messbarkeit auf dem Erzeugendensystem zu testen. Jetzt konstruieren wir uns durch Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division und Grenzwertbildung von numerischen Funktionen neue numerische Funktionen.
To-Do:
Andere Herleitung für Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division ?
Vergleich von Funktionen und Messbarkeit
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Wir wollen messbare Funktionen vergleichen und sicherstellen, dass die resultierende Menge wieder messbar ist. Das ist der Fall, wie der folgende Hilfssatz zeigt.
Satz
Wir benötigen die Aussagen, wann der Vergleich von
und
wieder in
ist.
Für
sind die folgenden Mengen messbar, d.h. wieder in der Sigma-Algebra.
Beweis
:
a) Wegen
und da die rationalen Zahlen
dicht liegen in
, existiert ein
das dazwischen liegt und umgekehrt
Rechts stehen zwei Bedingungen, die erfüllt sein müssen, das ist gleichwertig zu
Die Menge der
, für die das erfüllt ist, ist also
Rechts steht genau die Bedingung für die abzählbare Vereinigung über
, d.h.
Da abzählbare Vereinigungen und Schnitte wieder in
sind, folgt
b) Ganz analog mit vertauschten Rollen von
und
zeigt man
c) Wir haben schon in b) gezeigt, dass
. Da
abgeschlossen ist über Komplementbildung folgt
d) Wir haben schon in a) gezeigt, dass
. Da
abgeschlossen ist über Komplementbildung folgt
e) Wir haben in c) und d) gezeigt, dass
. Da
abgeschlossen ist unter Schnitten folgt
f) Wir haben gerade gezeigt, dass
. Da
abgeschlossen ist unter Komplementen folgt
Konstruktion neuer numerischer Funktionen
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Wie bei den stetigen Funktionen konstruieren wir aus messbaren Funktionen neue messbare Funktionen.
Beweis
1.):
Wir schauen mit
zurück nach
für das Erzeugendenssystem von
:
Ist
in
, so werden alle
auf
abgebildet.
Ist
nicht in
, so wird kein
auf
abgebildet, d.h. man landet mit
jeweils wieder in
.
Damit ist
messbar für beliebige
, da
in jeder Sigma-Algebra über
enthalten sind.
3.):
Wir verwenden die Ergebnisse des letzten Satzes des vorherigen Kapitels.
-g ist messbar: Sei
messbar. Ddann folgt für alle
und
ist messbar.
g+c ist messbar: Sei
eine beliebige Konstante. Da für alle
gilt
ist
messbar.
f +- g ist messbar:
ist definiert genau dann wenn
nicht auftritt, d.h. für kein
erscheint
, in Formeln
Es gilt
Wir haben im vorherigen Satz gezeigt, dass für messbare
und
folgt
Somit ist
messbar, wenn es definiert ist.
Ganz analog für
.
f² ist messbar Sei
messbar. Dann gilt mit dem letzten Satz des vorherigen Kapitels
und somit
f*g ist messbar
ist immer definiert. Es gilt die Gleichung
Die rechte Seite ist mit den oben gezeigten Bedingungen messbar.
To-Do:
Nehmen f,g gleichzeitig den Wert +- Unendlich an, so ist die rechte Seite nicht definiert. Nimm eine Fallunterscheidung vor, da sie danndas Produkt konstant ist und somit messbar.
1/g ist messbar:
ist definiert genau dann wenn
.
Ist
messbar und
definiert, so folgt wie oben für alle
mit dem letzten Satz des vorherigen Kapitels
Folgende Grenzwerte von Funktionenfolgen sind ebenfalls messbar. Da das Supremum
und das Infimum
werden kann, mussten wir in
rechnen.
Satz
Sind
messbar, so sind
messbar und
ist messbar, wenn es definiert ist.
Beweis
sind messbar Nach Definition des Supremums und des Infimums gilt für alle
und
und
sind messbar. Damit sind
als Verknüpfung von Supremum und Infimum messbar.
ist messbar Wegen der Darstellung des Betrages als
ist mit den gezeigten Formeln auch der Betrag messbar. (Wir setzen alle gezeigten Beziehungen so langsam zusammen).
ist messbar
Gilt
so ist
definiert und messbar, da
Aufgabe
Sei
eine Folge messbarer Funktionen. Zeige:
a)
.
Seien
gegeben.
b)
c) Zeige
Lösung
a) Alle Funktionen
sind größer gleich Null, lassen sich also problemlos summieren. Die Summe zweier messbarer Funktionen ist messbar. Durch Induktion ist auch die Summe endlich vieler Funktionen messbar. Wegen
und da auch der Grenzwert messbar ist, ist
messbar. Obige Menge lässt sich aber anders schreiben als
und das liegt in
.
b) Da
und
messbar sind, gilt mit obigen Satz
Das war der kurze Beweis mittels obiger Theorie. Zum Interesse zeigen wir noch den Weg ohne Theorie: Die Folge
hat in
einen Grenzwert, genau dann wenn sie Cauchy-Folge ist, d.h.
Da
messbar ist, ist
. Nun müssen wir die Cauchybedingung umschreiben zu
Die rechte Seite ist aber wieder in
.
c) Die Folge
hat in
den Grenzwert
, genau dann wenn gilt
Da
messbar ist, ist
. Nun müssen wir die Grenzwertbedingung umschreiben zu
Die rechte Seite ist aber wieder in
.
Lösung
a) Setze
und
Für
gilt
, somit ist
nicht messbar.
ist konstant und damit automatisch messbar.
b) Sei
Maßraum mit
und
Dann gilt
und
ist
-Nullmenge. D.h.
-fast überall.
ist messbar als Indikatorfunktion auf
.
ist nicht messbar, da