Wir haben bereits den Vektorraum der linearen Abbildungen
zwischen zwei
-Vektorräumen
und
kennengelernt. Wir werden hier nun den Fall betrachten, dass der Vektorraum
dem Körper
entspricht.
Betrachten wir folgendes Beispiel: Wir möchten Äpfel und Birnen kaufen. Ein Apfel kostet
€ und eine Birne
€. Wenn
die Anzahl der Äpfel und
die Anzahl der Birnen bezeichnen, wie viel müssen wir insgesamt bezahlen? Die Formel des Gesamtpreises ist
. Diese Gleichung können wir als
-lineare Abbildung
auffassen. Nehmen wir an, dass die Preise sich um die Hälfte erhöhen. Um die Formel zu erhalten, die den neuen Gesamtpreis angibt, müssen wir die alte Formel mit
multiplizieren. Die Formel, die diesen Preis angibt, würde dann
lauten. Die zugehörige lineare Abbildung ist
Wir sehen, dass
.
Angenommen stattdessen steigt der Preis der Äpfel um
€ und Preis der Birnen um
€. Die entsprechende Formel für den Gesamtpreis erhalten wir durch Addition
auf die ursprüngliche Formel, das heißt
. Das kann wie folgt als Addition linearer Abbildungen aufgefasst werden. Wir definieren
durch
und
. Dann gilt
.
Wir haben in diesem Beispiel also lineare Abbildungen von
nach
addiert und mit Skalaren multipliziert.
Wir haben also lineare Abbildungen von
, die den Gesamtpreis angeben. Eine solche Abbildung ordnet jedem Vektor einen Wert, nämlich den Preis, zu. Wir können sagen, dass die Abbildung diese Vektoren misst. Deshalb nennen wir lineare Abbildungen von
nach
lineare Messfunktionen. Wir haben oben gesehen, dass Summen und skalare Vielfache von solchen Abbildungen wieder lineare Abbildungen sind. In anderen Worten sind Linearkombinationen von linearen Messabbildungen wieder lineare Messabbildungen. Es gibt also eine Vektorraumstruktur auf den linearen Messabbildungen von
.
Wie sieht es bei anderen Vektorräumen aus? Betrachten wir den
-Vektorraum
der komplexen Polynome vom Grad höchstens
. Hier gibt es eine Reihe von einfachen Messabbildungen. Diese können zum Beispiel einem Polynom
seinen Wert an einem Punkt
zuordnen
Alternativ kann man einem Polynom den Wert seiner Ableitung im Punkt
zuordnen
Da die Koeffizienten von Polynomen Skalare sind, können wir sie benutzen um weitere Messabbildungen zu definieren. Betrachte zum Beispiel für
die Abbildungen
definiert durch
und
. Dann gilt
. Wir sehen auch hier, dass Summen von Messabbildungen wieder Messabbildungen sind.
Allgemein kann man auch über einem beliebigen
-Vektorraum
den Raum der linearen Messabbildungen
betrachen. Wir werden sehen, dass dieser, wie in den Beispielen zuvor, ein Vektorraum ist. Diesen nennt man den Dualraum von
.
Der folgende Satz besagt, dass der Dualraum ein Vektorraum ist.
Satz (
ist ein Vektorraum)
Sei
ein Vektorraum über einem Körper
. Dann ist
mit den beiden Verknüpfungen
und
ein
-Vektorraum.
Beispiel (Charakterisierung von
)
Der Dualraum von
ist der Vektorraum aller linearen Abbildungen von
nach
. Jede solche lineare Abbildung
ist durch Multiplikation mit einer (1x2)-Matrix, der darstellenden Matrix, gegeben und ist also von der Form
für gewisse
. Also werden die Elemente im Dualraum von
durch lineare Gleichungen der Form
beschrieben.
Allgemeiner ist ein Element von
durch eine (1xn)-Matrix
bzw. eine lineare Gleichung der Form
mit Koeffizienten
gegeben.
Beispiel (Integral)
Sei
der Raum der stetigen Funktionen
. Betrachte die Abbildung
die eine auf
stetige Funktion auf ihr Integral schickt. Zum Beispiel ist für
Wir rechnen nach, dass die Abbildung
linear ist: Für
und
gilt
Dies folgt aus bekannten Eigenschaften des Integrals. Also ist
ein Element von
.
Wir wissen nun, was der Dualraum
eines
-Vektorraums
ist: Er besteht aus allen linearen Abbildungen von
nach
. Intuitiv können wir diese Abbildungen als lineare Abbildungen auffassen, die Vektoren aus
messen. Deshalb nennen wir Elemente des Dualraums
in diesem Artikel manchmal "(lineare) Messfunktionen".
Motiviert durch diese intuitive Vorstellung von "Messungen" fragen wir uns: Gibt es eine Teilmenge
von Messfunktionen, mit der sich Vektoren eindeutig bestimmen lassen? Das heißt, gibt es eine Teilmenge
, sodass wir für jede Wahl von Vektoren
mit
eine Messfunktion
mit
finden?
Wir überlegen uns zuerst an einem Beispiel, was das bedeutet:
Beispiel (Eindeutiges Bestimmen von Vektoren durch Messfunktionen)
Betrachten wir
. Dann ist der Dualraum
der Vektorraum aller linearen Abbildungen
. Betrachte die linearen Abbildungen
mit
Falls
, können wir Vektoren damit nicht eindeutig bestimmen: Für
und
gilt zwar
, aber
.
Auch mit den Messfunktionen in
lassen sich
und
nicht unterscheiden: Es ist auch
.
Betrachten wir aber stattdessen die Teilmenge von Messfunktionen
, dann sind Vektoren in
durch die Messungen in
eindeutig bestimmt: Seien
und
beliebige Vektoren mit
. Angenommen, es gilt
und
. Aus
folgt
. Zusammen mit
würde dann auch
, also
folgen. Somit wäre
, was ein Widerspruch zu unserer Annahme ist. Also gilt
oder
(oder beides). Also liefert für jede Wahl von verschiedenen Vektoren in
mindestens eine der beiden Messungen in
unterschiedliche Werte für
und
. Vektoren sind also durch die Messungen in
eindeutig bestimmt.
In der kontraponierten Form lautet unsere Frage: Gibt es eine Teilmenge
, sodass für alle Vektoren
gilt: Wenn
für alle Messungen
gilt, dann muss
sein.
Wir versuchen, diese Frage erstmal im
zu beantworten.
Messfunktionen zum eindeutigen Bestimmen von Vektoren
[Bearbeiten]
Ein Vektor
ist durch seine Einträge
eindeutig bestimmt. Wenn wir also Messfunktionen aus
so auswählen, dass ihre Werte uns die Einträge eines Vektors liefern, haben wir sichergestellt, dass ein Vektor durch diese Werte schon eindeutig bestimmt ist. Betrachten wir also für
die Abbildungen
Man kann überprüfen, dass die Abbildungen
linear sind. Außerdem gilt
für jedes
. Die Abbildung
liefert also den
ten Eintrag von Vektoren in
. Ein Vektor
ist durch die Werte der
schon eindeutig bestimmt: Angenommen wir haben Vektoren
und
in
mit gleichen Funktionswerten unter den
, also mit
für alle
. Dann gilt
für alle
und damit
. Also gilt: Sind
mit
für alle
, dann folgt
.
Es ist intuitiv auch klar, dass wir keine der Messfunktionen
weglassen können, um einen Vektor durch die Werte eindeutig zu bestimmen. Lassen wir zum Beispiel die
weg,
, dann gilt für
zwar
für alle Messfunktionen mit
, aber es ist
. Die Messfunktionen
mit
bestimmen einen Vektor also nicht mehr eindeutig.
Wir haben mit den
mit
eine Menge an Messfunktionen gefunden, die Vektoren aus
eindeutig bestimmen und die minimal ist, weil wir keine der Funktionen weglassen können.
Können wir diese Überlegungen auf einen allgemeinen Vektorraum
verallgemeinern? Im
haben wir benutzt, dass ein Vektor
durch seine Einträge
eindeutig bestimmt ist. Die
sind aber gerade die Koordinaten von
bezüglich der Standardbasis
: Es gilt
In einem allgemeinen Vektorraum
haben wir keine Standardbasis. Sobald wir aber eine Basis
gewählt haben, können wir genauso wie im
von den Koordinaten eines Vektors bzgl.
sprechen. So wie im
mit der Standardbasis, so ist dann auch in
mit der gewählten Basis
ein Vektor
durch seine Koordinaten bzgl.
eindeutig bestimmt. Sobald wir also eine Basis gewählt haben, können wir versuchen, genauso wie im
vorzugehen.
Wir nehmen im Folgenden an, dass
endlichdimensional ist, d.h.
. Sei
eine Basis von
. Dann ist jeder Vektor
von der Form
mit eindeutig bestimmten Koordinaten
. Analog zum
definieren wir nun für
die linearen Messfunktionen in
Eine der Messfunktionen
bestimmt also gerade die
te Koordinate von Vektoren bzgl. der Basis
. Es gilt also
für jeden Vektor
.
Warnung
Beachte, dass die Definition der
von der gewählten Basis
abhängt.
Weil Vektoren in
durch ihre Koordinaten schon eindeutig bestimmt sind, sind Vektoren durch die Werte der
schon eindeutig bestimmt. Mit anderen Worten, es gilt für alle
Aus demselben Grund wie bei
kann man auf keines der
verzichten: Fehlt die
te Messfunktion
,
, dann lassen sich Vektoren, deren
te Koordinate bzgl.
verschieden ist, nicht mehr unterscheiden.
Frage: Welche zwei Vektoren kann man hier wählen?
Wir wählen ein Beispiel analog zum
und setzen
und
Dann gilt
für alle
, aber
. Lässt man die
te Messfunktion weg, sind Vektoren also nicht mehr eindeutig durch die Funktionswerte der
bestimmt.
Sei
ein Vektorraum mit gewählter Basis
und seien die
definiert wie oben. Will man Vektoren durch die Werte der
eindeutig bestimmen, kann auf keines der
verzichten. Der Grund dafür ist, dass man das Ergebnis einer Messung
(die
te Koordinate von
bzgl.
) nicht aus den anderen Messungen kombinieren kann. Wir können also keine der Messfunktionen
als Linearkombination der anderen
(
) darstellen. Mit anderen Worten, die Messfunktionen
sind linear unabhängig.
Auf der anderen Seite verraten uns die Werte der
bereits alles, was es über einen Vektor
zu wissen gibt: Seine Koordinaten bzgl. der gewählten Basis
. Lassen sich alle anderen Messfunktionen aus
deshalb aus den
kombinieren? Eine beliebige Messfunktion
aus
ist nach dem Prinzip der linearen Fortsetzung schon durch ihre Werte auf den Basisvektoren
eindeutig bestimmt. Für
seien
diese Werte. Ferner gilt
und
für
und alle
. Durch Einsetzen der
erhalten wir, dass
die gleichen Werte auf den Basisvektoren annehmen. Nach dem Prinzip der linearen Fortsetzung sind die beiden linearen Abbildungen also gleich. Also lässt sich jedes
als Linearkombination der
schreiben. Das bedeutet, die Messfunktionen
bilden ein Erzeugendensystem von
.
Also ist
eine Basis des Dualraums und wir können den folgenden Satz beweisen:
Satz (Existenz der dualen Basis)
Sei
ein endlichdimensionaler Vektorraum und
eine Basis von
. Dann existiert eine eindeutige Basis
von
, sodass
für alle
gilt.
Beweis (Existenz der dualen Basis)
Beweisschritt: Existenz und Eindeutigkeit der
.
Nach dem Prinzip der linearen Fortsetzung existieren die linearen Abbildungen
und sind durch die Vorgabe der Werte auf den Basisvektoren von
eindeutig bestimmt.
Beweisschritt: Die
sind linear unabhängig.
Seien
mit
. Sei
. Wegen
und
für
erhalten wir durch Einsetzen von
Weil
beliebig war, folgt
.
Beweisschritt: Die
bilden ein Erzeugendensystem.
Sei
beliebig. Für
definieren wir
und setzen
. Dann folgt wie im Beweis der linearen Unabhängigkeit
für jedes
. Weil
für alle
gilt und eine lineare Abbildung durch die Bilder der Basisvektoren schon eindeutig bestimmt ist, folgt
. Also bilden die
ein Erzeugendensystem.
Die eindeutig bestimmte Basis
nennen wir die zu
duale Basis und schreiben auch
für die Basisvektoren.
Warnung
Beachte, dass
von der auf
gewählten Basis abhängt. Man kann außerdem nicht einzelne Vektoren aus
"dualisieren".
Was passiert im Unendlichdimensionalen?
[Bearbeiten]
Oben haben wir nur den Fall
betrachtet. Können wir genauso vorgehen, wenn
Unendlichdimensional ist? Um die Messfunktionen
zu definieren, müssen wir erst eine Basis von
wählen. Sei also
eine Basis von
, wobei
eine (unendliche) Indexmenge ist. Das Prinzip der linearen Fortsetzung gilt auch im Unendlichdimensionalen: Für vorgegebene Werte
,
, gibt es genau eine lineare Abbildung
mit
für alle
. Wir können also genau wie im Endlichdimensionalen für
die Abbildung
durch die Vorschrift
definieren.
Man kann zeigen, dass dann
auch im Unendlichdimensionalen eine linear unabhängige Teilmenge von
ist. Der Beweis ist analog zum Beweis der linearen Unabhängigkeit im Satz zur dualen Basis.
Im Unendlichdimensionalen kann aber
kein Erzeugendensystem von
sein: Man kann die Funktion
die den Wert 1 auf allen Basisvektoren annimmt, nicht als endliche Linearkombination der
darstellen.
Im Unendlichdimensionalen ist die "duale Basis"
also keine Basis des Dualraums.
Wie kommt man auf den Beweis? (Duale Basisvektoren und ihre Kerne bestimmen)
Wir müssen eine lineare Abbildung
konstruieren. Das ist genau ein Element von
. Nach dem Prinzip der linearen Fortsetzung, können wir lineare Abbildungen konstruieren, indem wir angeben, was sie auf einer Basis tun.
Um das zu nutzen, ist es praktisch eine Basis von
zu haben. Noch praktischer ist es, eine Basis von
zu haben, die
als Basisvektor enthält.
Eine solche Basis können wir mithilfe des Basisergänzungssatzes konstruieren: Nach dem Basisergänzungssatz hat
eine Basis
mit
. Damit können wir mit dem Prinzip der linearen Fortsetzung eine lineare Abbildung konstruieren, die
nicht auf
schickt. Zum Beispiel können wir das
wählen, das alle
auf
schickt und
für
auf
.
Das ist genau der duale Basisvektor
der dualen Basis zu
.
Aufgabe (Duale Basis bestimmen)
- Betrachte die Basis
von
. Bestimme die zu
duale Basis
, d.h. bestimme für
die explizite Funktionsvorschrift
- Betrachte die Basis
von
. Bestimme die zu
duale Basis
, d.h. bestimme für
die explizite Funktionsvorschrift
- Betrachte die Basis
von
. Bestimme die zu
duale Basis
, d.h. bestimme für
die explizite Funktionsvorschrift
Lösung (Duale Basis bestimmen)
Lösung Teilaufgabe 1:
Setze
,
und
. Wir suchen lineare Abbildungen
, deren Werte wir nur auf den Basisvektoren
kennen. Wir müssen
für allgemeine
definieren.
Per Definition der dualen Basis kennen wir schon die Funktionswerte jedes
auf den Basisvektoren in
. Nach dem Prinzip der linearen Fortsetzung können wir daraus alle Funktionswerte bestimmen: Weil
eine Basis ist, gibt es für jedes
Koordinaten
sodass
. Mithilfe der Linearität folgt
Die Werte
kennen wir per Definition der dualen Basis. Wir müssen also nurnoch die Koordinaten eines beliebigen Vektors
bzgl.
bestimmen. Danach können wir die
hinschreiben.
Beweisschritt: Koordinaten eines beliebigen Vektors
bzgl.
bestimmen
Wir wollen die Koordinaten bzgl.
von einem beliebigen Vektor
bestimmen. Seien also
. Wir schreiben
Die Koordinaten von
bzgl. der Standardbasis
sind also einfach
,
und
. Wenn wir
für die Koordinatenabbildung schreiben, bedeutet das
Wir können diese in Koordinaten
bzgl.
umrechnen, indem wir den Koordinatenvektor bzgl.
von links mit der Basisübergangsmatrix
von
nach
multiplizieren. Es gilt also
Um die Basisübergangsmatrix
zu bestimmen, berechnen wir die Koordinaten der Standardbasisvektoren
bzgl.
. Diese bilden die Spalten von
.
Wir beginnen mit
: Wir suchen
sodass
gilt. Wir lösen also das lineare Gleichungssystem
und erhalten
,
und
. Genauso bestimmen wir die Koordinaten
von
bzgl.
und die Koordinaten
von
bzgl.
. Also gilt
Beachte: Wir hätten auch alle drei Gleichungssysteme auf einmal lösen können, indem wir die "rechten Seiten" spaltenweise zusammenfassen, d.h. indem wir die Inverse von
bestimmen. Das macht Sinn, denn diese Matrix ist die Basiswechselmatrix von
in die Standardbasis. Ihre Inverse ist somit die gesuchte Basisübergangsmatrix
von
nach
.
Die Koordinaten von
bzgl.
sind also
Es ist natürlich auch in Ordnung, die Koordinaten von
bzgl.
durch genaues Hinsehen zu erraten, ohne Gleichungssysteme zu lösen.
Beweisschritt: Ergebnis für 
Wir können nun ein beliebiges
schreiben als
Mit der Linearität der
und der Definition der dualen Basis erhalten wir
Genauso berechnen wir
und
. Insgesamt haben wir also die drei Basisvektoren der dualen Basis bestimmt:
Lösung Teilaufgabe 2:
Wir wissen, was die Abbildung
auf den Basisvektoren
macht. Um herauszufinden, wie die
auf einem allgemeinen Vektor
agiert, können wir ihn in der Basis
ausdrücken:
Damit können wir die Funktionsvorschriften ausrechnen. Für
haben wir
Für
bekommen wir
Die Funktionsvorschrift von
ist
Für
erhalten wir
Zusammengefasst erhalten wir für die Funktionsvorschriften
Lösung Teilaufgabe 3:
Wir kennen die Werte von jedem
auf den Basisvektoren
und wollen den Wert für eine beliebige Matrix
bestimmen. Dafür drücken wir
als Linearkombination der
aus:
Mithilfe der Definition der dualen Basis und der Linearität der
können wir nun die Lösung angeben: Es gilt
für
und
, also folgt
Wie kommt man auf den Beweis? (Elemente des Dualraums und ihr Kern)
Für die Elemente
im Kern von
und
gilt
für alle
. Das heißt, das gesuchte
hängt nur von den
ab, die nicht im Kern von
und
liegen. Um das genauer zu verstehen, betrachten wir zunächst die Dimension des Kerns. Mit der Dimensionsformel erhalten wir
und somit gilt
. Nun ist
ein Untervektorraum von
. Weil
eindimensional ist, erhalten wir dass die Dimension vom Bild von
entweder
oder
ist. Somit ist
oder
.
Nun haben wir
; das heißt, sie haben beide die gleiche Dimension. Wenn
ist, haben sie die gleiche Dimension wie
. Somit gilt
und
und
sind die Nullabbildung. Also gilt
und wir können
wählen.
Es bleibt noch der Fall
übrig. In diesem Fall haben wir tatsächlich Vektoren, bei denen
eine Rolle spielt. Um die Abbildungen zu vergleichen, bietet es sich an, sie auf einer Basis zu betrachten, da wir nach dem Prinzip der linearen Fortsetzung wissen, dass
und
durch ihr Verhalten auf einer Basis schon vollkommen bestimmt sind. Um das zu tun, lohnt es sich eine Basis von
zu wählen, bei der wir schon viel über unsere Abbildungen
und
wissen. Wir wissen schon, was beider auf
. Sei
eine Basis von
. Dann können wir mit dem Basisergänzungssatz diese Basis zu einer Basis
von
fortsetzen.
Weil
ist, wissen wir das
und
gilt. Weiter wissen wir
für
. Wir brauchen nun einen Kandidaten für
. Da
von Elementen aus
abhängt, die nicht auf
abgebildet werden, ergibt es Sinn
für den Kandidaten zu verwenden. Mit
erhalten wir
.
Um zu sehen, ob
für alle
gilt, reicht es nun wieder nach dem Prinzip der linearen Fortsetzung, dies auf unserer Basis
zu überprüfen. Für
wissen wir dies bereits, und für
mit
haben wir
. Damit haben wir die Aussage bewiesen.
Lösung (Elemente des Dualraums und ihr Kern)
Die Funktion
ist eine lineare Abbildung zwischen zwei endlich dimensionalen Vektorräumen. Aus dem Dimensionssatz folgt
Weil das Bild
ein Untervektorraum des
-Vektorraums
ist, gilt
. Außerdem gilt
. Damit können wir folgern
Also gilt
. Andererseits ist
, weil der Kern
ein Untervektorraum von
ist. Deshalb gibt es nur zwei Möglichkeiten:
- Die Dimension von
ist
.
- Die Dimension von
ist
.
Genauso können wir folgern, dass die Dimension vom Kern von
entweder
oder
ist.
Wir nehmen an, dass
und zeigen, dass es dann ein
gibt mit
.
Nun betrachten wir die zwei Fälle
und
.
Fall 1: 
Fall 2: 
In diesem Fall folgt aus dem Dimensionssatz
Sei
eine Basis von
. Wegen
ist es auch eine Basis von
. Wegen dem Basisergänzungssatz können wir
ergänzen zu einer Basis von
:
.
Wir definieren
und
. Der Vektor
liegt nicht in
, folglich gilt
. Definiere
. Wir zeigen, dass
. Wegen dem Prinzip der linearen Fortsetzung reicht es, diese Gleichheit auf der Basis
zu zeigen.
Wir betrachten zuerst
mit
. Weil
, gilt
Für den Basisvektor
gilt
Für jeden Basisvektor stimmen
und
überein. Also gilt
.
Lösung (Duale Basis und Hyperebenen)
Lösung Teilaufgabe 2:
Nach dem Prinzip der linearen Fortsetzung ist eine lineare Abbildung dadurch bestimmt, was sie auf einer Basis macht. Um dieses verwenden zu können, wählen wir zunächst eine Basis
von
. Der Basisergänzungssatz liefert uns nun einen Vektor
, sodass
eine Basis von
ist.
Nach dem Prinzip der linearen Fortsetzung, können einen Kandidaten für die lineare Abbildung
definieren, indem wir sagen, was auf einer Basis von
passiert. Die Vektoren
sind Elemente von
. Da
der Kern von
sein soll, müssen wir
für
fordern. Der letzte Basisvektor
ist nicht in
. Damit darf
nicht im Kern von
liegen. Das heißt, wir können beispielsweise
fordern. Zusammengefasst definieren wir
als die lineare Abbildung mit
Da
von
erzeugt wird, ist
. Wir müssen also nur noch Zeigen, dass
gilt. Dafür sei
. Weil
eine Basis von
, finden wir
mit
. Nun wissen wir
Somit ist
und
. Das heißt, wir haben
.
Lösung Teilaufgabe 3:
Die Abbildung
ist nicht Eindeutig: Wir wissen, dass
, weil
. Somit existiert
mit
. Weil
gilt, gibt es ein Element
mit
. Somit ist
. Wenn wir nun die lineare Abbildung
. Diese hat den gleichen Kern, weil genau dann
gilt, wenn
gilt. Dies ist genau dann der Fall, wenn
gilt, weil
.
Weiter ist
, weil
gilt. Somit ist die lineare Abbildung aus dem zweiten Teil nicht eindeutig.
In der letzten Aufgabe haben wir
gefordert, weil wir im Beweis ein Element benötigt haben, das weder
noch
ist. Der Körper
besteht nur aus den Elementen
und
. Das heißt, wenn wir eine lineare Abbildung
konstruieren wollen, die einen
-dimensionalen Untervektorraum
als Kern hat, dann müssen wir sie als
definieren. Diese Abbildung ist linear, weil es eine lineare Abbildung gibt, deren Kern
ist und die einzige Möglichkeit eine Abbildung Kern
hinzuschreiben, diese Abbildungsvorschrift ist. Insbesondere kommen wir bei der letzten Teilaufgabe zu einem anderen Ergebnis: Die Abbildung ist eindeutig.
Aufgabe (Basis vom Kern von
)
Sei
ein
-Vektorraum,
eine Basis und
die zu
duale Basis. Zeige: Für jedes
gilt
Insbesondere ist
eine Basis von
.
Lösung (Basis vom Kern von
)
Per Definition der dualen Basis gilt
für
. Es gilt also
für alle
und da der Kern ein Unterraum ist, gilt auch
Da
gilt, ist
nicht die Nullabbildung. Mit der vorherigen Aufgabe folgt somit
. Da
linear unabhängig sind, gilt
, und da dieser Spann im Kern von
enthalten ist, folgt die Gleichheit der beiden Unterräume.
Aufgabe
Betrachte die Basis
von
.
- Bestimme die zu
duale Basis
mit
für
.
- Bestimme den Kern
und zeichne ihn im
für
.
Lösung
Lösung Teilaufgabe 1:
Die darstellende Matrix einer linearen Abbildung
bzgl. der Standardbasen
von
und
von
ist die eindeutig bestimmte Matrix
sodass
für alle
gilt.
Wir suchen die Funktionsvorschrift der linearen Abbildungen
,
. Wir bestimmen also die drei dazugehörigen darstellenden Matrizen
bzgl. der Standardbasen. Per Definition der dualen Basis soll gelten
und analog für
. Fassen wir diese Gleichungen in Matrixform zusammen erhalten wir
Wir müssen also eine Inverse der Matrix auf der linken Seite der Gleichung bestimmen, die die Basisvektoren in
als Spalten hat.
To-Do:
Das macht Sinn, weil man dann die Basisübergangsmatrix von der Standardbasis zu
bestimmt (Zusammenhang von dualer Basis und Kooridnaten)
Die Inverse ist
Die Zeilen sind die gesuchten darstellenden Matrizen der dualen Basisvektoren. Wir haben also
Lösung Teilaufgabe 2:
Aus der vorherigen Aufgabe wissen wir, dass
,
und
gilt. Eingezeichnet in
erhalten wir jeweils eine von den beiden Vektoren aufgespannte Ebene im
.
Anstatt die vorherige Aufgabe zu nutzen, können wir auch die Kerne der Matrizen
berechnen:
Beweisschritt: 
Der Kern von
enthält alle
mit
, d.h. mit
. Also gilt
Beachte, dass
ist, also stimmt das Ergebnis für den Kern mit dem aus der vorherigen Aufgabe überein.
Beweisschritt: 
Der Kern von
enthält alle
mit
, d.h. mit
. Also gilt
Auch hier gilt
gilt, also stimmt das Ergebnis mit dem vorherigen überein.
Beweisschritt: 
Der Kern von
enthält alle
mit
, d.h. mit
. Also gilt
Wegen
stimmt das mit dem vorher bestimmten Ergebnis überein.