Sei
eine beliebiger normierter Vektorraum, z.B. die Menge der reellen Zahlen. Eine Folge
ist eine abzählbare, geordnete Teilmenge von
. Man kann sie auch als Abbildung von
nach
interpretieren (es wird also jeder natürlichen Zahl ein Element aus
zugeordnet). Eine Folge
heißt Teilfolge von a, falls eine streng monoton wachsende Funktion
existiert mit
für alle
.
Wichtige Beispiele sind
. Hier sind die Folgenglieder gegeben durch 


Oft interessiert das Verhalten einer Folge
wenn
sehr groß wird. Es kann nämlich der Fall eintreten, dass alle Folgenglieder auf einen bestimmten Punkt
zulaufen. Dieser Punkt
wird dann Grenzwert genannt und man sagt, dass die Folge gegen ihn konvergiert. Das Ganze fassen wir noch einmal formal in der nächsten Definition zusammen.
Definition - Konvergenz
- Eine Folge
reeller Zahlen heißt konvergent gegen den Grenzwert
genau dann, wenn gilt:
- Für jedes
mit
existiert ein
, so dass für alle 
In dieser Definition hängt
von
ab. Je kleiner
wird, um so größer muss
gewählt werden. Man kann dies auch so formulieren: Eine Folge konvergiert genau dann, wenn in jeder
-Umgebung um den Grenzwert fast alle (bis auf endlich viele Ausnahmen) Folgenglieder liegen.
Konvergiert die Folge
gegen den Grenzwert
, so schreibt man
oder - wenn
klar ist - kurz
.
Eine Folge mit dem Grenzwert
nennt man auch Nullfolge. Eine Folge, die nicht konvergiert, heißt divergente Folge.
- Beispiele
- Die konstante Folge
konvergiert gegen
.
- Die schon bekannte Folge
ist eine Nullfolge: denn für jedes
existiert ein
mit
. Damit ist
.
Also ist
.
- Die Folge
,
, divergiert. Wäre sie konvergent, müsste es nach der Definition der Konvergenz zu
ein
geben, so dass für alle
:
.
Hieraus folgte aber mittels der Dreiecksungleichung
.
Aus der angenommenen Konvergenz erhielten wir somit die zu 1 = 1 widersprechende Aussage
. Damit ist die Divergenz der Folge bewiesen.
- Satz (Eindeutigkeit des Grenzwertes)
- Sei
eine Folge, die sowohl gegen
als auch gegen
konvergiert. Dann gilt
.
- Beweis
- Wir schließen indirekt und nehmen
an. Sei
gewählt. Dann gibt es nach der Definition der Konvergenz zwei natürliche Zahlen
mit
für
und
für
.
- Für
gilt dann sowohl
als auch
. Durch Anwendung der Dreiecksungleichung folgt jetzt
.
- Die Aussage
ist aber falsch. Daher muss auch unsere Annahme falsch gewesen sein. Also gilt
, wie behauptet.
- Definition (Beschränktheit)
- Sei
eine Folge reeller Zahlen.
heißt nach oben (nach unten) beschränkt, wenn es ein
gibt mit
(
)
.
heißt beschränkt, wenn für 
.
Eine manchmal hilfreiche Folgerung ist der folgende Satz.
- Satz
- Jede konvergente Folge ist beschränkt.
- Beweis
- Sei
. Dann gibt es nach Definition zu
ein
mit
für alle
.
- Es folgt

- Also sind alle Folgenglieder ab
durch
beschränkt. Übrig bleibt also zu zeigen, dass die Menge
beschränkt ist:
enthält aber nur endlich viele Glieder und besitzt damit ein Maximum. Die Folge
ist somit durch
beschränkt.
Vorsicht! Die Umkehrung dieses Satzes gilt im Allgemeinen nicht. Man betrachte hierfür nur die Folge
. Diese ist zwar beschränkt aber sie konvergiert nicht.
- Definition (Cauchy-Folge)
- Eine Folge
heißt Cauchy-Folge, falls für alle
ein
existiert, so dass
für alle
gilt.
- Satz
- Jede konvergente Folge reeller Zahlen ist eine Cauchy-Folge.
- Beweis
- Sei
eine konvergente Folge. Dann gibt es ein
ein
mit
für alle 
- Daraus folgt mit Hilfe der Dreiecksungleichung
für alle
.
- Definition (Teilfolge)
- Sei
eine Folge reeller Zahlen und

- eine aufsteigende Folge natürlicher Zahlen. Dann heißt

- Teilfolge von
.
Man sieht schnell ein, dass bei einer konvergenten Folge ebenfalls alle Teilfolgen konvergieren. Doch wie sieht es bei divergenten Folgen aus? Der folgende Satz von Bolzano-Weierstraß lierfert ein Kriterium, wann eine Teilfolge mit Sicherheit konvergiert.
- Satz (Bolzano-Weierstraß)
- Jede beschränkte Folge reeller Zahlen besitzt eine konvergente Teilfolge.
- Beweis
- Sei
eine beschränkte unendliche Menge. Zu dieser Menge
sei eine Hilfsmenge
wie folgt definiert:
.
- 1. Nachweis der Existenz eines Supremums für die Hilfsmenge
- Wenn gezeigt werden kann, dass
eine nichtleere nach oben beschränkte Menge ist, liefert die Eigenschaft der Vollständigkeit die Existenz eines Supremums von
.
|
|
|
|
Da die Menge M beschränkt ist, ist sie insbesondere nach unten beschränkt. Sei eine solche untere Schranke. Dann ist
![{\displaystyle ]-\infty ,u[\ \cap \ M\ =\emptyset }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/ca615d181cbfc1243401cd7ba18b070a7242c722)
Da die leere Menge endlich ist, ist ein Element von H. Also ist nicht leer.
|
|
 nach oben beschränkt
|
Da beschränkt ist, existiert eine obere Schranke von .
Sei . Dann ist eine unendliche Menge, da eine unendliche Menge ist.
Es folgt . Dann ist aber aber auch eine obere Schranke von .
|
- Die Vollständigkeit von
liefert die Existenz eines Supremums
.
- 2. Das Supremum
ist ein Häufungspunkt von
- Sei
. Zu zeigen ist:
enthält mindestens einen von
verschiedenen Punkt von
.
- Es gibt ein
mit
, da sonst
eine obere Schranke von
wäre. Das kann aber nicht sein, da
als kleinste obere Schranke von
definiert wurde. Mit
folgt aus der Definition von
, dass es nur endlich viele
geben kann mit
, denn sonst wäre
nicht endlich.
- Andererseits folgt wegen
(
ist
und
), dass es unendlich viele
geben muss mit
.
- Aus 1. und 2. folgt, dass es unendlich viele
geben muss mit
(denn zieht man von den unendlich vielen
aus 2. die endlich vielen aus 1. ab, so bleiben immer noch unendlich viele
übrig).
- Also gibt es unendlich viele
mit
. Es wäre bereits ausreichend gewesen einen von
verschiedenen Punkt zu finden.
Ist
kein normierter sondern ein metrischer Raum, so kann man Folgen genauso definieren und die Begriffe Konvergenz, Beschränktheit etc. äquivalent einführen, indem die Ausdrücke
bzw.
durch
bzw.
ersetzt, wobei
die Metrik auf
ist.