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Mehr wilde Natur durch Gartenrenaturierung/ Gedanken zum Gemüseanbau

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Überblick

Steckt man zunächst einmal seine bloßen Hände in lockere, feuchte Erde, wühlt etwas darin herum, nimmt beide Hände voll und riecht daran, dann wäre es gut, wenn man Gefallen daran fände und Kontakt aufnehmen möchte mit dem, was man landläufig als Umwelt bezeichnet. Schließlich schlagen wir uns mit den daraus erwachsenen Produkten mittel- oder unmittelbar täglich den Bauch voll.

Wenn Sie der Natur – ohne Gift und künstlichen Dünger – ein wenig Gemüse abtrotzen wollen, dann müssen Sie sich im Klaren darüber sein, dass Sie einer hoch spezialisierten und hungrigen Armada von Konkurrenten gegenüberstehen und dass Sie eine Auseinandersetzung mit denen nicht scheuen dürfen.

Vögel, Nager, Würmer, Käfer, Raupen, Läuse, Schnecken, Pilze etc. und eine Reihe von Wasser-, Licht- bzw. Nährstoffkonkurrenten werden Ihnen einen Teil der Ernte fortnehmen. Es bereitet körperliche Arbeit, das Beet allwöchentlich – in Ausnahmefällen gar täglich – von Gras und konkurierrenden Kräutern sauber zu halten. Auch Totalausfälle über Nacht sollten Sie in Kauf nehmen. Nächtliche Jagd oder Untersuchungen werden nötig sein, einen Fressfeind zu identifizieren und Strategien zu entwickeln, ihn auf natürliche Weise zu bekämpfen bzw. zu dezimieren.

Allmorgendliches Wässern bei immer häufiger auftretender und anhaltender Trockenheit, auf Knien oder gebückter Haltung Kraut zupfen, säen und Saatgut sammeln für das Folgejahr, Spaliere setzen etc., um irgendwann eine Kartoffel, Möhre oder Erbsenschote in der Hand zu halten?

Das will gut durchdacht sein. Hier zeigt sich, warum natürliches Gärtnern so wertvoll, anstrengend, zeitintensiv und auch teuer sein kann. Wenn man die Preise der Bio-Bauern mit denen einer Supermarktkette (konventionelle, industrielle Landwirtschaft) vergleicht, wird der ein oder andere vielleicht schlucken. Auf den Folgeseiten werden eine Menge Beobachtungen und Tipps aus persönlicher Erfahrung mit an die Hand gegeben.

Spritzgifte und ähnliches, das von den Feldern konventioneller Landwirtschaft weit über 10 km heran weht, sind nicht aufhaltbar. Aber auf den Boden und damit die Güte ihres heranwachsenden Gemüses haben Sie Einfluss. Benutzen Sie niemals Gifte.

Gemüsebeet

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Eine gute Erde, ein natürliches Gleichgewicht entsteht nur wenn die Bodenoberfläche ganzjährig mit Pflanzen besetzt ist. Es ist absolut destruktiv den Boden umzugraben oder zu pflügen. Nur eine geschlossene Pflanzendecke schützt den Boden vor Austrocknung und Temperatur. Das ist auf dem Gemüsebeet etwas schwer zu bewerkstelligen, da man konkurrierende Kräuter möglichst auszupft. Der Boden wird zur Aussaat von Dunkelkeimern bis zur richtigen Tiefe nur aufgeschlitzt. Je größer das Saatkorn, desto tiefer unter der Erdoberfläche einsäen. Grobe Richtlinie / Beispiel: Saatkorn 2 mm groß → 6 mm tief in die Erde. Das kann aber bei einigen Pflanzen stark variieren. Folgen Sie den Anweisungen auf den Samentütchen.

Denken Sie auch darüber nach, welche Mengen Gemüse in welchen Zeitraum Sie überhaupt benötigen. Wenn z. B. mehrere Reihen Radieschen ausgesät wurden, dann sind die auch alle zur gleichen Zeit reif. (Siehe auch unter Weblinks: Gemüse Informationen)

Alle Gräser die da ohne Zutun des Gärtners keimen, sollten herausgezupft und vor dem Kompostieren bis zum gänzlichen Vertrocknen an einem entfernten Ort liegengelassen werden.

Man kann der Saat natürlich beim Aufwachsen helfen und nah stehende, konkurrierende Kräuter zupfen und zum Vergehen einfach daneben legen.

Im Folgendem ein paar Tipps für gängiges Gemüse: Junge Erbsen und Kartoffeln etwas mit Humuserde anhäufeln.

Eine analytische Bodenprobe (Beschaffenheit) ist unnötig. Durch die Art der Bodenbeschaffenheit bzw. den Standort (Sonne, Halbschatten und Schatten) siedeln sich Pflanzen dort an, wo Bodenbeschaffenheit und Lichtverhältnisse den Bedürfnissen der jeweiligen Art entsprechen. Also testet man die Erde mit allerlei Gemüse auf deren Durchsetzungsvermögen, Ertrag. Je dunkler – kohlenstoffhaltiger – die Farbe der Erde, desto besser.

Bepflanzen Sie einen kleinen Kräutergarten mit ein paar Reihen Schnittlauch, winterhartem Thymian-Büschchen, Rosmarin und Petersilie oder auch Liebstöckel.

Sorgen Sie stets für eine nachwachsende Pflanzendecke. Das ist natürlich nicht immer möglich. Nach dem Ausgraben von Kartoffeln entsteht unausweichlich eine Lücke. Säen Sie danach einfach etwas schnell wachsendes Gemüse ein. Kartoffeln wachsen nahezu überall, wo Sonnenlicht hinkommt, beispielsweise die Sorte Princess, deren Knollen manchmal sogar den Winter draußen in der Erde überstehen. Ist der Sommer sehr feucht, fällt die Pflanze der Kartoffelfäule anheim, einem Pilz, der auch Freilandtomaten angreift (Näheres unter Pilzbefall). Tomatenpflanzen brauchen gelegentlich extra Humus und täglich frühmorgens Wasser. Ein stabiles Gewächshaus wäre dafür sinnvoll! (Tipp: Ehemalige DDR-Freiland-Tomate Harzfeuer, sehr widerstandsfähig!)

Das einzige Gemüse, das im Halbschatten gut gedeiht, ist Rosenkohl.

Zwiebeln mit genügend Abstand voneinander setzen. Erbsen, hochgezogen an Weidenruten, die man an einer Kopfweide im Winter gut schneiden kann. Übrigens: Zwiebeln und Möhren (Tip: alte engl. Sorte Ox) gelten als sehr alte und bewährte Gemüse – Mischkultur im Garten. (Die Maden der Möhrenfliege mögen halbwüchsige Karotten am liebsten: Möhren früh im März oder spät im Juli aussäen, gegebenenfalls Schutznetze auslegen).

Jährliche Fruchtwechsel[1] sind sinnvoll. Schädlinge an Wurzeln z. B. können nicht so schnell mitwandern.

Sonnenblumen zieht man gut an einem Zaun hoch. Dort kann man sie leicht anbinden, damit sie nicht im Wind umbrechen.

Wilde Walderdbeeren sind oft als nützliche Bodendecker anzutreffen. Sie reifen Mitte Juni, oft zugleich mit den Johannisbeeren.

Pflanzen wässern: Niemals tagsüber oder abends wässern, denn die Verdunstung des Gießwassers auf erhitzter Erde liegt weit höher als der eigentliche Nutzen. Nur frühmorgens vor Sonnenaufgang wässern, und wenn möglich, das Gießwasser nicht über das Blattwerk, sondern an den Fuß der Pflanze geben! Die Sonne verbrennt das Grün durch den Linseneffekt der Tröpfchen.

Anmerkungen

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  1. Teilen Sie beispielsweise ein Beet in drei Teile und bepflanzen jedes Teilstück jährlich mit einer anderen Pflanze