Sozialklima von Gruppen: Bewertung der verschiedenen theoretischen Ansätze
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Einführung |
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Bewertung der verschiedenen theoretischen Ansätze
[Bearbeiten]In Kapitel 2.2 wurden zusammenfassend einige Theorien dargestellt, die im weitesten Sinne versuchen, menschliches Verhalten durch den Einbezug der Umwelt zu erklären. Die Zusammenstellung dieser Theorien erfolgte nicht nur unter dem Aspekt, subjektive Umweltwahrnehmung darzustellen, sondern generell Vorstellungen von Umwelt zu beschreiben. Umwelt als objektive Tatsache wurde besonders in den Konzeptionen von WOHLWILL, BARKER und BRUNSWIK präferiert. HOHLWILLs Ansatz betont, dass Umwelt als solche (was immer dies auch sein mag) einen direkten Einfluss auf das Verhalten hat. Der Ansatz ist einfach und gilt nur in Extremsituationen. BARKERs 'Behavior setting'Ansatz spezifiziert eine Synomorphie von Umwelt und Verhalten. Man zeigt 'Klassenzimmerverhalten', wenn man sich in einem Klassenzimmer befindet. BARKER scheint gestützt durch die soziologische Normauffassung. Denn ein ähnliches Phänomen wird in der Soziologie unter dem Begriff Norm oder auch 'Normbefolgung' beschrieben. Seine Theorie kann aber ebenso wenig wie WOHLWILLs Ansatz klären, warum es Verhaltensunterschiede zwischen Personen in der gleichen objektiven Umwelt gibt. BRUNSWIKs Ansatz lässt die psychologische Umwelt und kognitive Verarbeitungsprozesse außer acht. Seine forschungsmethodischen Arbeiten scheinen von größerer Tragweite als seine inhaltlichen, wenn man die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit bei der Bewertung mit einbezieht. Die oben genannten Ansätze sind noch verhältnismäßig jung im Vergleich zu denen, die schon früh auf die subjektive Bedeutung der Situation hingewiesen haben. Es war bei dem derzeitigen Erkenntnisstand ein maßgeblicher Vertreter des symbolischen Interaktionismus, W.I. THOMAS, der die subjektive Bedeutung einer Situation hervorhob. Im Gegensatz zu LEWIN versuchte diese Konzeption zu erklären, wieso Situationen überhaupt Bedeutung gewinnen, nämlich durch Interaktion. LEWIN befasste sich gar nicht mehr mit der objektiven Situation, für ihn war Situation subjektiv per se. Seine Konzeption war somit die einflussreichste in der Psychologie überhaupt. Die hohe Aktualität seines Ansatzes dokumentiert sich momentan in der zunehmenden Anzahl von Veröffentlichungen und in den auf LEWIN konzentrierten Kongressen.
Das need-press-Konzept von MURRAY ist stark interaktionistisch, da Person und Umwelt getrennt sind. Der 'beta-press' allerdings versucht, der subjektiven Situation ebenso gerecht zu werden wie die 'subjektive Struktur' im denkpsychologischen Ansatz von OERTER et al..
Das hierarchische Konzept von BRONFENBRENNER betont den besonderen Erlebniswert der vermittelten Umwelt. Diese Tatsache wird auch gestützt durch den dynamischen Interaktionismus, für den Verhaltenserklärung nur unter Einbezug der subjektiven Bedeutung einer Situation möglich ist.
Die Verhaltensrelevanz der subjektiv wahrgenommenen Umwelt wird also von einem ganzen Theorienbündel gestützt. Die drei sozialen Lerntheorien von ROTTER, MISCHEL und BANDURA untermauern nicht nur diese Annahme, sondern versuchen gleichzeitig - ähnlich wie der symbolische Interaktionismus - zu erklären, durch welche Lernprozesse die subjektive Beurteilung einer Situation erworben wird.
Es erscheint kaum mehr nachvollziehbar, wer die Wechselwirkungsannahme als erster formulierte. Dies ist auch für die Themenstellung dieser Arbeit von zweitrangigem Interesse; man sollte allerdings bei einer solchen Analyse auch nicht näher diskutierte Autoren wie z.B. PIAGET berücksichtigen.
Im weiteren erscheint es notwendig, den Standort der vorgestellten theoretischen Arbeiten in einem Gesamtkonzept zu bestimmen. Eine übersichtliche Zusammenfassung zu diesem Thema liefert HECKHAUSEN (1980, s. Abb. 2.22). Dieser stellt vier Möglichkeiten der Verhaltenserklärung auf. Verhalten kann erklärt werden durch
- Personenfaktoren (Eigenschaften, Dispositionen),
- Situationsfaktoren (Zustände, Prozesse),
- die Wechselwirkung beider und
- die soziokulturellen Realisationsmöglichkeiten.
Die ersten drei Erklärungsmöglichkeiten sind durch die in diesem Kapitel dargestellten Theorien weitgehend abgedeckt. Die vierte von HECKHAUSEN genannte Möglichkeit fragt nicht danach, wie Verhalten entsteht, sondern warum an bestimmtem Ort und zu bestimmter Zeit Verhalten nicht auftritt. HECKHAUSEN selbst ordnet die Konzeption BARKERs beim 'vierten Blick' ein. Die behavior settings seien typische Bereiche, wo bestimmtes Verhalten nicht gezeigt werden darf. HECKHAUSEN übersieht, dass die behavior settings von Personen geschaffen wurden und somit Resultate der Wechselwirkung von Person und Umwelt bleiben.
Es finden sich deutliche Überschneidungen und Ergänzungen in den dargestellten Theorien. Gleichzeitig können auch Diskrepanzen zwischen den Theorien festgestellt werden, die eine Einordnung aller Ansätze in ein umfassendes konsistentes Modell nicht erlauben. Es ist demnach auch nicht möglich, alle Ansätze simultan als Grundlage empirischer Arbeit zu wählen, es sei denn, man riskiert ein allzu umfassendes Mammutprojekt.
Es finden sich deutliche Überschneidungen und Ergänzungen in den dargestellten Theorien. Gleichzeitig können auch Diskrepanzen zwischen den Theorien festgestellt werden, die eine Einordnung aller Ansätze in ein umfassendes konsistentes Modell nicht erlauben. Es ist demnach auch nicht möglich, alle Ansätze simultan als Grundlage empirischer Arbeit zu wählen, es sei denn, man riskiert ein allzu umfassendes Mammutprojekt.
DREESMANN stellt ebenso zutreffend wie trivial fest: "Ob und wie man sich auf die objektive oder die subjektiv erlebte Umwelt bezieht, muss sich letztendlich aus dem theoretischen Rahmen einer Untersuchung legitimieren" (1983, 152).
Diese Aussage setzt voraus, dass sich die theoretischen Positionen in zwei Gruppierungen (objektiv vs. subjektiv) fassen ließen. Dies wurde auch in der Einleitung zu dieser Arbeit aus Vereinfachungsgründen so getan. In dieses einfache Schema würde aber z.B. die Konzeption BRUNSWIKs nicht hineinpassen.
Bei den dargestellten Theorien fällt auf, dass sie den irgendwie gearteten Person-Umwelt-Bezug immer über von außen sichtbares Verhalten erschließen wollen. Verhalten wird verursacht durch das Person-Umwelt-Verhältnis. Demgegenüber hat STOKOLS 1978 darauf hingewiesen, dass auch eine Person-Umwelt-Interaktion vorliegen kann, wenn diese nicht über Verhalten sichtbar wird. Solche Prozesse sind beispielsweise ablaufende Gedanken und Lernprozesse, die von außen nicht beobachtbar sind.
Es kann durchaus sein, dass zu einem späteren Zeitpunkt das neu Hinzugelernte erst aktiviert wird. PersonUmwelt-Interaktionen (er nennt es Transaktion) lassen sich durch Qualität und Form beschreiben (s. Abb. 2.23). Die aktiv-kognitiven und reaktiv-kognitiven Transaktionen sind nicht beobachtbar, können aber für zukünftiges Verhalten Ursache sein. Die kognitive Form der Transaktion lässt sich ohne direkte Befragung des Handelnden nicht erfassen (s. auch ARGYLE, FURNHAM & GRAHAM, 1981). Dieses Vorgehen wird aber in der Sozialklimaforschung realisiert.
Nun müsste noch geklärt werden, was aus den dargestellten Theorien für die Sozialklimaforschung fruchtbar herausgezogen werden kann, soweit dies nicht schon an entsprechender Stelle geschehen ist. Dies wird im nächsten Abschnitt versucht.
Implikationen der sozialen Lerntheorie und der interaktionistischen Ansätze auf individuelle Merkmale der Umweltwahrnehmung
[Bearbeiten]Schon bei dem Versuch einer Präzisierung des Sozialklimas wurde deutlich, dass das Sozialklima ein Gruppenphänomen ist, dass aber auch individuelle Prozesse, die ja gerade die Verschiedenartigkeit der subjektiven Wahrnehmung ausmachen, berücksichtigt werden müssen. Die Folgerungen, die sich aus den sozialen Lerntheorien und aus den interaktionistischen Theorien für die individuell subjektive Wahrnehmung ergeben, lassen sich in wenigen Grundaussagen zusammenfassen (vgl. JAMES et al., 1978):
- a) Individuen reagieren auf kognitive Repräsentationen von Situationen und nicht auf die objektive Situation selbst.
- b) Kognitive Repräsentationen von Situationen stehen in Beziehung zu früheren abgelaufenen Lernprozessen, wobei bei letzteren kognitive Zwischenprozesse ablaufen.
- c) Kognitionen, Gefühle und Verhalten sind kausal voneinander abhängig. Individuen und Situationen bedingen sich gegenseitig.
Zu a) Individuen reagieren auf kognitive Repräsentationen von Situationen und nicht auf die objektive Situation selbst. Dieser Grundsatz ist schon bei der Darstellung und Diskussion der verschiedenen theoretischen Ansätze häufig aufgetreten, Besonders EKEHAMMAR (1974) und ENDLER & MAGNUSSON (1976) untermauern diese Aussage aus der Sicht des Interaktionismus. Die Situation wird subjektiv erfasst und lässt sich deshalb auch nur, durch psychologische Variablen beschreiben. Es sind nur diese Variablen, die verhaltensrelevant sind. Dabei ist ein wichtiger Aspekt, dass Personen auf die objektiv gleiche Situation verschieden reagieren können (ARGYLE & LITTLE, 1972; BOWERS, 1973).
STOTLAND & CANON (1972; vgl. JAMES & SELLS, 1981) z.B. legten ein hierarchisches Modell vor, welches drei Abstraktionsebenen voneinander unterscheidet
- Dimensionen, durch die Individuen spezifische Geschehnisse in der, Umwelt repräsentieren. Dies können Kategorien oder Kontinuen sein.
- Schemata niedriger Ordnung (SNO), die allgemeine Regeln über den Zusammenhang von Ereignissen abbilden,
- Schemata höherer Ordnung (SHO), bei denen die Beziehungen zwischen Ereignissen und SNO, sowie Beziehungen zwischen SNO und kognitiven Veränderungen (Interpretationen) unterliegen. Die SHO scheinen erst im Laufe der individuellen Entwicklung zu entstehen
(vgl. BRONFENBRENNER, 1981, 26).
Die SHO werden zur subjektiven Interpretation von Situationen herangezogen, so dass sie einen hohen Erklärungswert für das Verhalten haben. Dabei können Personen mehrere SHO haben (PERVIN, 1978), die sich sogar widersprechen können. Die Schwierigkeit liegt allerdings darin, dass die SHO - wie alle kognitiven Strukturen - empirisch schwer fassbar sind.
Die Interpretationen der subjektiven Wahrnehmung durch die SHO ziehen die großen Bereiche der Kognitions- und Wahrnehmungstheorien in die Erforschung des Sozialklimas mit ein. Eine Wiedergabe dieser komplexen Theoriengebäude ist hier unmöglich, allerdings lassen sich einige Schlussfolgerungen bezüglich der subjektiven Wahrnehmung ziehen:
- - Da mit Hilfe der SHO Einzelereignisse in ein Generalisierungsschema eingepasst werden, können bei der empirischen Erfassung der subjektiven Wahrnehmung auch spezifische Stimuli (Items) verwendet werden. Damit ist eine Beschränkung auf molare Aussagen vermieden.
- - Die SHO und die damit verbundene Generalisierung wird auch auf Situationen angewandt, die das Individuum bisher in seiner Lerngeschichte noch nicht erlebt hat. Hier werden Verknüpfungen zur Vorurteils- und Stereotypenforschung offenbar (BENDER, 1985; v. SALDERN & STILLER, 1980).
- - Bei der Interpretation neuer Situationen durch die SHO werden Abwehrmechanismen und selektive Wahrnehmungsprozesse aktualisiert, so dass vermutet werden kann, dass die SHO relativ konstant bleiben ('überdauernde Wertungsvoreingenommenheiten', FILIPP, 1979). Die Folge davon ist, dass auch die subjektive Wahrnehmung der Umwelt nicht einfach durch kurzanhaltende Situationsänderungen verändert werden kann. JAMES et al. (1978) verweisen auf eine diesbezüglich notwendige Spezifizierung von Personenvariablen in der Arbeit MISCHELs (1973).
Zu b) Kognitive Repräsentationen von Situationen stehen in Beziehung zu früher abgelaufenen Lernprozessen, wobei bei letzteren kognitive Zwischenprozesse ablaufen.
Diese Aussage kann man wie folgt differenzieren:
- Wahrnehmung, Lernen und Gedächtnisabläufe sind miteinander verbundene kognitive Prozesse.
- Die Wahrnehmung von Situationen basiert auf gelernten kognitiven Schemata, deren Funktionen mit Organisation und Interpretation am besten beschrieben sind. Wahrnehmung von Situationen hängt eng mit der Fähigkeit zusammen, kognitive Strukturen zu reaktivieren.
- Individuen entwickeln aufgrund unterschiedlicher Lernerfahrungen unterschiedliche kognitive Strukturen.
- Strukturen höherer Ordnung (SHO) sind relativ schwer veränderbar, weil sie abstrakt, generalisiert und von speziellen Situationen kaum tangiert sind. Zudem sind sie durch Selbstbewertungsmechanismen besetzt (s.LAUCKEN, 1974).
- Individuen nehmen Situationen, die nicht mit den SHO übereinstimmen 'lokal' (DIETERLY & SCHNEIDER, 1974) wahr, wenn
- - die Diskrepanz zu den SHOs nicht zu groß ist,
- - die Situationen nicht mehrdeutig sind,
- - das Streben nach Reduktion der kognitiven Komplexität nicht zu stark ist,
- - die kognitive Komplexität ausgeprägt ist,
- - Abwehrmechanismen nicht aktiviert werden,
- - wichtige Bedürfnisse nicht tangiert werden.
JAMES et al. (1978, 795) fassen zusammen: "Die Wahrnehmung ein und derselben Situation bei verschiedenen Personen ist unterschiedlich, und die Gründe für diese Differenzen sind psychologisch wichtig".
Zu c) Kognitionen, Gefühle und Verhalten sind kausal voneinander abhängig. Individuen und Situationen bedingen sich gegenseitig.
- - Es liegt eine fortlaufende reziproke Interaktion zwischen Personen und der sie umgebenden Umwelt vor. Nicht nur die Situation beeinflusst das Verhalten, sondern Personen selegieren und ändern Situationen.
- - Situationen sind auch von Personen via kognitiver Konstruktionen gebaut.
Es scheint eine Reihe von Indizien zu geben, die auf die Notwendigkeit der Untersuchung der subjektiven Wahrnehmung hindeuten. Der objektiven Umwelt und distalen Reizen wird eine geringere Bedeutung beigemessen.
Diese Ansicht wird noch einmal durch die Zusammenfassung JESSORs deutlich. JESSOR (1981) charakterisiert die Eigenschaften der wahrgenommenen Umwelt:
- - Umwelt hat ein gewisses Ausmaß an Tiefe (depths), d, h. nach JESSOR, dass nicht alle Aspekte der wahrgenommenen Umwelt die gleiche Verhaltensrelevanz haben.
- - Die wahrgenommene Verhaltensrelevanz ist strukturiert (tature) und nach Faktoren/Dimensionen differenziert. Es gibt eine überdauernde Umweltwahrnehmung. Die Umwelt ist erfahrungsabhängig dauerhaft (enduringness).
- - Die Wahrnehmung der Umwelt kann sich langfristig ändern.
Es gibt einen weiteren Grund, warum die Erforschung der subjektiven Umwelt sicherlich ihre Bedeutung hat - unser naives Alltagsverständnis über menschliches Verhalten (HECKHAUSE N, 1976). Wenn wir beobachten, warum jemand traurig ist und ihn fragen, warum dies so ist, so hört man oft Gründe, die man selbst in ihrer für den Betroffenen enormen Tragweite nicht nachvollziehen kann. Aber die Bewertung einer Tatsache kann eben zwischen Personen sehr divergieren. Versucht man nun, solch einem traurigen Menschen zu helfen ('trösten'), so ist man bestrebt, seine internen Bewertungen zu verschieben - das Verhalten kann sich ändern, ohne dass die objektiven Tatsachen sich modifiziert hätten. HAKENHUT (1978, 82; vgl. auch JONES & JAMES, 1979) zeigt noch einmal deutlich, warum die interaktionistischen Ansätze behandelt wurden und welche wesentliche Rolle dabei die subjektive Wahrnehmung spielt (s. Abb. 2.24).
WAKENHUT will mit seiner Abbildung deutlich machen, dass es verschiedene Stufen der Annäherung zwischen Person und Situation gibt. Stehen sich beide Komponenten anfangs (Stufe 1) unvermittelt gegenüber, so nähern sie sich durch Interaktion geradezu wie in einem Trichter, der schließlich im Verhalten der Person mündet. Die verschiedenen Annäherungsphasen sprechen weitgehend für sich. Für weitere Überlegungen erscheint insbesondere die kollektive Situationsdefinition (Stufe 3) interessant. In ihr liegt ein unmittelbarer Anknüpfungspunkt zur Sozialklimaforschung, dem das dritte Kapitel gewidmet ist.
Spätestens auf Stufe 4 wird jede Situation zur subjektiven Konstruktion. Das Wissen um die individuelle Wahrnehmung der Umwelt alleine erklärt das Verhalten eines Individuums noch nicht, denn Mechanismen der Selbststeuerung (Stufe 5) sowie Verhaltensintentionen (Stufe 6) in der spezifischen Situation liegen noch vor der eigentlichen Verhaltensdurchführung.
Die bisher dargestellten Theorien spielen für die menschliche Verhaltenserklärung eine zentrale Rolle. Dennoch sind sie nicht einmal hinreichende, sondern nur notwendige Begründung für die Sozialklimaforschung. Also im Grunde ist diese Begründung von eingeschränkter Bedeutung, denn es werden nur Aussagen über die individuell subjektive Wahrnehmung gemacht, nicht aber über den Gruppenbezug derselben. Das folgende Kapitel stellt die notwendige Erweiterung des Sozialklimas als Gruppenphänomen dar.
Zusammenfassung
[Bearbeiten]In dem vorliegenden 2. Kapitel der Arbeit wurden Definitionsansätze und Theorien zur Sozialklimaforschung dargestellt. Das Kapitel 2.1 widmete sich insbesondere der Diskussion um den Begriff Sozialklima und dessen Definition. Weiterhin wurde die Einordnung des Sozialklimabegriffs in der Organisationspsychologie aufgezeigt. Es zeigte sich dabei, dass der Begriff des Sozialklimas relativ jung ist, das damit gemeinte Phänomen allerdings schon seit langer Zeit durch andere Begriffe benannt worden ist. Versucht man, vorliegende Definitionen zum Sozialklima zu operationalisieren, dann stößt man allerdings schnell an deren Grenzen. Im weiteren Verlauf des zweiten Kapitels wurden theoretische Ansätze zusammenfassend dargestellt, die in irgendeiner Art und Weise die Umwelt zur Erklärung des menschlichen Verhaltens heranziehen. Dabei ließen sich grob zwei Gruppen unterschieden: Einmal die Theorien, die die sogenannte 'objektive' Umwelt heranziehen und zum anderen solche, die die sogenannte 'subjektive' Umwelt berücksichtigen. Es zeigte sich im Verlauf der Diskussion, dass die Vertreter der erstgenannten Auffassung nicht in der Lage sind, Verhalten auch nur annähernd so gut zu erklären, wie es die Theorien können, die die 'subjektive' Umwelt in die Erklärung mit einbeziehen.
Die Bewertung der verschiedenen theoretischen Ansätze erscheint schwierig, da jeder Ansatz seine eigenen Qualitäten hat und einen verschieden starken Beitrag zur Sozialklimaforschung leisten kann. Das Ziel, einen allumfassenden Theorienansatz für das Sozialklima zu entwerfen, erscheint nicht notwendig. Ziel ist eine punktuelle Aufarbeitung der in der bisherigen Forschung aufgetretenen Probleme.
Die in dem zweiten Kapitel dargestellten theoretischen Ansätze versuchen, individuelles Verhalten zu erklären. Da das Sozialklima aber weitgehend als Gruppenphänomen verstanden wird, müssen Aspekte der Gruppe in die theoretische Diskussion mit einbezogen werden. Dies geschieht in Kapitel 3.