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Soziologische Klassiker/ Migrationssoziologie/ Gordon

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Die Migrationstheorie von Milton M. Gordon

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Die Migrationstheorie des US-amerikanischen Migrationssoziologen Milton M. Gordon befasst sich mit den Vorurteilen und Diskriminierungen, mit denen ethnische Minderheiten in den USA konfrontiert sind und zeigt auf, wie sich diese auf die interethnischen Gruppenbeziehungen auswirken.

Ausgangspunkt ist dabei die Annahme, dass sich die Menschen durch die Angehörigkeit zu einem Volk (peoplehood) bzw. einer Ethnie definieren und die amerikanische Gesellschaft somit aus einer Vielzahl an ethnic subsocieties zusammengesetzt ist. „Die ethnischen Gruppen sind dabei als soziale Statusgruppen (social status group) in ein hierarchisches Gefüge der sozialen Klasse (social class) eingefügt. Soziale Klasse als hierarchische Zuordnung von Menschen nach ihrer ökonomischen, politischen und statusmäßigen Macht bestimmt somit die Gruppenidentität ethnischer Gruppen mit […].“ [1] Hier führt Gordon den Begriff der „ethclass“ ein: diese „entsteht in Schnittpunkt der horizontalen Differenzierung nach Ethnien und der vertikalen Differenzierung nach Klassenzugehörigkeit. Dabei nimmt er an, dass Menschen gleicher sozialer Klasse sich ähnlich verhalten und miteinander mehr oder minder ähnliche Wertevorstellungen teilen, so dass die Klassenzugehörigkeit für die kulturellen Verhaltensweisen wichtig wird. Dabei hält er die ethnische Zugehörigkeit für die sozialen Beteiligungen (social participation) für bedeutsam, da die Einwanderer ihre sozialen Beziehungen und Kontakte zunächst auf den Primärgruppenbereich ihrer ethnischen Gruppe beschränken […]. Hiernach werden Menschen gleicher Klassenzugehörigkeit und unterschiedlicher ethnischer Herkunft in ihren Verhaltensweisen ähnlich sein, jedoch kein Zugehörigkeitsgefühl zu einem Volk (peoplehood) empfinden. Umgekehrt werden Menschen gleicher ethnischer Zugehörigkeit und unterschiedlicher Klassenzugehörigkeit zwar ein ethnisches Zugehörigkeitsgefühl haben, jedoch keine Klassenbezogenen Verhaltensweisen zeigen.“ [2]

Weiter geht Gordon von der Existenz einer core society aus, welche die dominante Mehrheit in der Gesellschaft darstellt. Im Falle der USA seien dies Weiße aus Nordeuropa, hauptsächlich angelsächsischer Herkunft und protestantischen Glaubens. Hier kommt nun Gordons Assimilationsmodell ins Spiel, anhand dessen die Frage beantwortet werden soll, wie weit die Assimilation von Menschen, die nicht dieser core society angehören, geht. Geht sie lediglich bis zur ethclass oder wird sie bis zu core society fortgesetzt? Dafür unterscheidet er zunächst zwischen kultureller und struktureller Assimilation. Die erstgenannte steht dabei laut Gordon am Anfang jedes Assimilationsprozesses. Sie beinhaltet die Aneignung der gemeinsamen Sprache und grundlegender Verhaltensweisen; unabhängig von ihrer Herkunft und der Frage, ob sie Vorurteilen und Diskriminierung ausgesetzt ist, muss jede Person diesen Schritt durchleben. Die erfolgreiche Akkulturation von Angehörigen ethnischer Minderheiten bedeute laut Gordon aber nicht, dass diese nun Zugang zur core society erhalten und von nun an von Vorurteilen und Diskriminierung verschont werden. Dies geschehe erst mit dem nächsten Schritt, der strukturellen Assimilation, bei der nach und nach eine Eingliederung in die core society erfolgt, indem in Organisationen, Institutionen usw. partizipiert wird. Die kulturelle führt also nicht zwangsweise zur strukturellen Assimilation, die strukturelle ist aber wiederum nicht ohne kulturelle Assimilation möglich. Als nächster Schritt kann nun die marital assimilation folgen, also die interethnische Heirat. Diese führt zur „Amalgamierung“, also der biologischen Vermischung, welche den Grundstein für die identifikative Assimilation bildet. Sobald diese Identifikation mit der core society gegeben ist, können die restlichen Assimilationsschritte rasch erfolgen.

Die sieben Teilprozesse der Assimilation nach Milton M. Gordon

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Subprozess bzw. Bedingungen Teilprozesse der Assimilation Spezielle Bedingungen
Wandel der kulturellen Verhaltensmuster in Richtung auf Angleichung mit der Aufnahmegesellschaft Kulturelle oder verhaltensmäßige Assimilation Akkulturation
Eintritt in Cliquen, Vereine und Institutionen der Aufnahmegesellschaft auf der Basis der Primärbeziehungen Strukturelle Assimilation -----
Entstehen interethnischer Heiratsmuster Marital Assimilation Amalgamierung
Entwicklung des Zugehörigkeitsgefühls zur Aufnahmegesellschaft Identifikative Assimilation -----
Fehlen von Vorurteilen Attitude receptional Assimilation -----
Fehlen von Diskriminierungen Behavioral receptional Assimilation -----
Fehlen von Wertkonflikten und Machtkämpfen Zivile Assimilation -----

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Quellenverzeichnis

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  • HAN, Petrus (2005):
    "Soziologie der Migration"
    Stuttgart: Lucius & Lucius.

Einzelnachweise

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  1. Petrus Han: Soziologie der Migration, Stuttgart: Lucius & Lucius, 2005, S. 54
  2. Petrus Han: Soziologie der Migration, Stuttgart: Lucius & Lucius, 2005, S. 54-55
  3. Petrus Han: Soziologie der Migration, Stuttgart: Lucius & Lucius, 2005, S. 58


Hauptartikel zu Milton M. Gordon in den Soziologischen Klassikern mit zusätzlichen biographischen Daten