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Soziologische Klassiker/ Myrdal, Alva

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Grundstruktur des Kapitels:

Biographie in Daten

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Alva Myrdal, geborene Reimer

  • geboren am 31.1.1902
  • gestorben am 1.2.1986


  • schwedische Sozialreformerin, Soziologin, Diplomatin und sozialdemokratische Politikerin, Friedensnobelpreisträgerin


Familie:

  • Vater: Gustaf Albert Jansson, später Reimer (1876-1943), Bauunternehmer und Landwirt, Sozialdemokrat
  • Mutter: Lovisa Wilhelmina "Lowa" Reimer, geborene Larsson (1877-1943), Schneiderin und Hausfrau
  • Geschwister: 4
  • Ehe: 1924 Gunnar Myrdal (1898-1987), Nationalökonom und sozialdemokratischer Politiker, 1974 Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften
  • Kinder: Jan Myrdal (1927-), Reporter und Schriftsteller; Sissela Myrdal, verheiratete Bok (1934-), Philosophin; Kaj Myrdal, verheiratete Fölster (1936-), Sozialpolitikerin und Schriftstellerin


Biographie:

  • 31.1.1902: Geboren in Uppsala als erste von insgesamt 5 Kindern.
  • 1909-1914: Besuch der Volksschule, hauptsächlich in Stockholm.
  • 1914: Umzug der Familie auf einen Bauernhof in Eskilstuna, Södermanlands Län.
  • 1914-1916: Besuch der Hauptschule in Eskilstuna.
  • 1916-1917: Einjähriger Besuch einer Handelsschule.
  • 1917-1922: Tätigkeit beim Rechnungsamt in der Stadt Eskilstuna. Daneben Besuch von Gymnasialkursen mittels Korrespondenz mit ehemaligen Lehrern. Es war damals unmöglich, dass Mädchen das Gymnasium besuchten (es waren nur Räumlichkeiten für Buben zur Verfügung). Nach drei (statt vier) Jahren Graduation (Reifeprüfung).
  • 1919: Im Juni 1919 lernte sie Gunnar Myrdal (1898-1987) kennen, den sie 1924 heiratete.
  • 1922-1924: Zweijähriges Studium der Literaturgeschichte, nordischen Sprachen und Religionsgeschichte an der Stockholms Universitet (Universität Stockholm); 1924 erhielt sie bereits das Magisterexam. Neben ihres Studiums war sie Studiecirkelledare (Studienkreisleiterin) des "Arbetarnas Bildningsförbund" (ABF; Arbeiterbildungsbund).
  • 1925: Halbjähriger Studienaufenthalt in England gemeinsam mit ihrem Mann Gunnar Myrdal.
  • 1927: Aufenthalte in England und Deutschland zwecks Studiums der Psychologie gemeinsam mit Gunnar Myrdal. Im selben Jahr wurde auch ihr Sohn Jan geboren.
  • 1929-1930: Mit dem Stipendium der Rockefeller Foundation nahm sie (Gunnar begleitete sie) ihr Studium der Sozialpsychologie und Kinderpsychologie an der Columbia University in New York auf;
  • 1930-1931: Einjähriger Aufenthalt in Genf, wo Gunnar Myrdal eine Professur hatte. Dort studierte sie Kinderpsychologie (bei Piaget) und Pädagogik.
  • 1931-1947: Alva und Gunnar lebten - mit Unterbrechungen - in Stockholm.
  • 1931: Gründung eines Seminars für Elternausbildung in Kindererziehung.
  • 1932: Gemeinsam mit ihrem Mann Beitritt zur "Sveriges Socialdemokratiska Arbetarpartei" (Sozialdemokratische Arbeiterpartei Schwedens).
  • 1932-1934: Studium der Philosophie und Pädagogik an der Universität Uppsala; 1934 M.A. (Pädagogik). Daneben zwei Jahre als Psychologin halbtägige Assistentin bei der Gefängnisklinik Långholmen in Stockholm. Zugleich Vizepräsidentin des "Yrkeskvinnors klubb" (Klub berufstätiger Frauen)
  • 1934 veröffentlichte sie gemeinsam mit ihrem Mann Gunnar das sozialpolitische Reformprogramm „Krise in der Bevölkerungsfrage“. Im selben Jahr Geburt ihrer Tochter Sissela.
  • 1936: Geburt ihrer Tochter Kaj.
  • 1935-1938: Mitglied der nationalen Kommission für Wohnung, Bevölkerungsfragen sowie des nationalen Komitees für Frauenerwerbsarbeit.
  • 1936-1948
    • 1936: Gründerin und bis 1948 Rektorin (Direktorin; halbtägig) des Socialpedagogiska Seminariet (Sozialpädagogische Hochschule) für Vorschullehrer in Stockholm.
    • 1936-1938: Redakteurin der sozialdemokratischen Frauenzeitschrift "Morgonbris. Arbetarrörelsens kvinnotidning" (Stockholm; Morgenbrise). Präsidentin des "Yrkeskvinnors Riksförbund" (Landesvereinigung berufstätiger Frauen).
    • 1938-1947: Vizepräsidentin der "International Federation of Business and Professional Women".
  • 1938-1940: Gemeinsam mit ihrem Mann auf Einladung der Carnegie Corporation verbringt Mydral eindreiviertel Jahre in New York, um die „Negerfrage“ zu analysieren.
  • 1938-1947: Vizepräsidentin der "International Federation of Business and Professional Women".
  • 1939-1940: Studium der Statistik am Teachers College der Columbia University in New York.
  • 1940-1941: 1940 mussten sie wegen des Kriegs in Europa vorzeitig nach Schweden zurückkehren.
  • 1940 wurde auch ihr Buch Kontakt mit Amerika veröffentlicht.
  • 1940-1948: Mitglied der nationalen Arbetsmarknadskommission (Arbeitsmarktkommission).
  • 1940-1942: Erneut Präsidentin des "Yrkeskvinnors Riksförbund" (Landesvereinigung berufstätiger Frauen).
    • 1941 folgte Alva auf ausdrücklichen Wunsch ihres Mannes (der seine Forschungsarbeit fortsetzte) in die USA (New York).
    • 1942: Im Oktober gemeinsame Rückkehr nach Stockholm.
  • 1943-1952: Mitglied zahlreicher nationaler Komitees: Komitees für die Nachkriegsplanung (1943), des Komitees für Kriegs-, internationale Nachkriegshilfe und Wiederaufbau (Arbetarrörelsens Efterkrigskommittén);
    • 1943-1944: erste wichtige öffentliche Position im schwedischen Gallup-Institut,
    • 1943-1947: Mitglied des Komitees für Behindertenfragen (Kommittén ang partiellt arbetsföra;
    • 1944-1948: Mitglied der Sveriges Socialdemokratiska Arbetarpartiet-Parteiprogramm-Kommission,
    • 1946-1952: Mitglied der Schulkommission (Skolkommissionen;) sowie
    • 1946-1949: Vorsitzende des Komitees für soziale Information (Kommittén för social information;).
  • 1944: Aufenthalt in den USA (3 Monate), sowie Großbritannien (für 1 Monat).
  • 1945: Ablehnung der Nominierung zur Schul- und Bildungsministerin in Schweden.
  • 1945-1946: Mitbegründerin und Herausgeberin der sechssprachigen Flüchtlings-Wochenzeitung "Via Suecia" (Stockholm; Der schwedische Weg).
  • 1946: Sie lehnte das Angebot als Direktorin der UNESCO ab.
  • 1946-1948: Gründung und bis 1948 erste Präsidentin der Organisation Mondiale pour l'Éducation Préscolaire (OMEP; Weltverband für Vorschulerziehung).
    • 1946: Delegierte bei der UNESCO-Konferenz in Paris.
    • 1947: Delegierte bei der ILO-Konferenz (Internationales Arbeitsamt) in Genf. Im selben Jahr lehnte sie wiederum ein Angebot, und zwar erste Direktorin des UNESCO-Büros in Paris zu werden, ab.
  • 1949: Chefin der UN-Abteilung für Sozialwissenschaften.
  • 1947-1949: In dieser Zeit lebte sie in Genf mit ihrem Mann, der hier bei der UNO einen Posten erhielt (bis 1957 Leiter der U.N. Economic Commission for Europe). In dieser Zeit konnte sie keinen Beruf ausüben.
  • 1949-1951: 1949 wurde ihr erneut ein Posten als Director des U.N. Department of Social Affairs in New York angeboten, den sie diesmal annahm. Sie war dann ranghöchste Frau im UN-Dienst und dritthöchster Posten in der UNO.
  • 1951-1955: Ab 1951 lies sie sich nach Paris versetzen. Dort war sie Director des UNESCO Department of Social Sciences in Paris.
  • 1955-1961: Schwedische Gesandte (Botschafterin) in New Delhi, Indien, seit Februar 1956 in Rangun, Burma (Myanmar) und seit Mai 1956 in Colombo, Ceylon (Sri Lanka) sowie in Nepal.
  • 1956-1961: Schwedische Botschafterin in New Delhi, Indien.
  • 1956: Veröffentlichung ihres Buches mit Viola Klein: Die Doppelrolle der Frau in Familie und Beruf.
  • 1961-1986: Ab 1961 lebte sie wieder - mit Unterbrechungen - in Stockholm. Ihre Erfahrungen fasste sie in dem Buch: „Unsere Verantwortung für die armen Völker“ zusammen.
  • 1961-1966: In diesem Zeitraum war sie als Botschafterin mit besonderen Aufgaben für Schweden tätig. Zugleich war sie auch Delegierte bei der UN-Abrüstungs-Kommission in Europa (1961-1962), Abrüstungsberaterin des schwedischen Außenministers (1961), Sprecherin der schwedischen Delegation in der UN-Hauptversammlung (1962-1973) sowie Vorsitzende des Dag Hammerskjöld Memorial Fund (1962-1966).
  • 1962-1970: Sie war als sozialdemokratische Abgeordnete im schwedischen Parlament. Vorsitzende der Gleichstellungskommission der "Sveriges Socialdemokratiska Arbetarpartiet" (1962), Vorsitz in der UN-Sicherheitsrat-Expertengruppe für Südafrika gegen die Apartheid (1964), Kommissionsmitglied für Verteidigung (1965-1967), Vorsitzende der UN-Kommission für Abrüstung und Entwicklung (1972-1973).
  • 1970 Friedenspreis des deutschen Buchhandels (zusammen mit ihrem Mann)
  • 1962-1973: Schwedische Chef-Delegierte bei den Abrüstungsverhandlungen in Genf und New York, zugleich Vertreterin der acht blockfreien Staaten; Mitbegründerin und zeitweise Vorsitzende des Internationalen Friedensforschungsinstitutes in Stockholm
  • 1964-1966: Gemeinsam mit ihrem Mann und Tage Erlander (1906-1985) 1964 Initiative zur Gründung eines internationalen Instituts für Friedensforschung („Stockholm International Peace Research Institute") (SIPRI). 1965 Vorsitzende in der Kommission zur Einrichtung des SIPRI, welches 1966 gegründet wurde.
  • 1966-1973: Vom 30. Dezember 1966 bis 27. September 1973 schwedische Ministerin für Abrüstung (Minister för nedrustning).
  • 1968-1973: Vorsitzende der Arbeitsgruppe für Reformen der Gleichberechtigung (Jämlikhetskommission;).
  • 1971: Vorsitz der Zukunftskommission der "Sveriges Socialdemokratiska Arbetarpartiet".
  • 1969-1973: Zusätzlich vom 14. Oktober 1969 bis 27. September 1973 schwedische Ministerin für Kirchenfragen (Minister för kyrkfrågor).
  • 1973: Pensionierung. Schrittweise Einstellung aller Kommissionstätigkeiten.
  • 1973-1974: Visiting Fellow am Center for the Study of Democratic Institutions in Santa Barbara, California. Nach diesem mehrjährigen Forschungsaufenthalt in Santa Barbara, fasste sie ihre enttäuschenden Erfahrungen bei den Abrüstungsverhandlungen im Buch “Falschspiel mit der Abrüsung” zusammen.
  • 1974: Mitarbeit in der KSZE (Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa).
  • 1974-1975: Gastvortragende am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, Massachusetts.
  • 1976: Gastvortragende am Wellesley College in Wellesley, Massachusetts.
  • 1977:Honorary Research Fellow an der University of Wisconsin in Madison, Wisconsin.
  • 1978: Gemeinsam mit ihrem Mann Gründung der "Alva o Gunnar Myrdals Stiftelse" (Alva und Gunnar Myrdal-Stiftung) in Stockholm.
  • 1980: Verleihung des Albert-Einstein Preises in New York
  • 1981: Gunnar und Alva gründeten das Peace Forum in Schweden. Alva wurde Vorsitzende. Gründung der Bewegung "Kvinnor for Fred" (Frauen für Frieden); Alternativen Nobel-Preis des norwegischen Volkes
  • 1982 erhielt Alva Myrdal den Friedensnobelpreis gemeinsam mit dem mexikanischen Politiker Alfonso García Robles (1911-1991).
  • 1982: Erkrankung an einem Hirntumor; Verlust des Sprechvermögens.
  • 1984-1986:Diese Zeit verbrachte sie teilweise im Krankenhaus in Stockholm-Danderyd.
  • 1.2.1986 verstarb sie in Stockholm.

Historischer Kontext

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Alva Myrdal wurde 1902 geboren. In einer Zeit in der sich gerade der Wandel von der Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft vollzog. Ihr Vater war Bauunternehmer und Sozialdemokrat. Schwedens Sozialisten hatten sich schon früh auf eine Machtübernahme eingerichtet. Die bürgerlichen Regierungen wurden mit den Auswirkungen der Depression nicht fertig, so kam es, dass die SAP mit ihrem Krisenprogramm 1932 die Wahlen gewann. Sie blieb dann 24 Jahre an der Macht und entwickelte die schwedische Wohlfahrtsgesellschaft. Der Kapitalismus wurde nicht abgeschafft, sondern intensiviert. Die schwedische Industrie blühte, nicht zuletzt in der Rüstungsproduktion (von 20 auf 40% innerhalb von 15 Jahren). Hier setzt auch eine Kritik am schwedischen Sozialismusmodell an. Vorgeworfen wird diesem, dass es die großen Konzerne walten lasse und die Klassengegensätze durch ein durchorganisiertes Sozialprogramm verschleiere. (vgl Kerner, S.256)
Schon als Kind las oder dichtete Alva Mydral anstatt beim elterlichen Bauernhof mitzuarbeiten. Alva strebte stets nach Bildung, obwohl ihr Vater ein Anhänger Rousseaus war und Bildung als überflüssig bezeichnete. Auch von ihrer Mutter bekam sie keine Unterstützung. Sie hatte selber nie die Chance auf eine Karriere und litt sehr darunter.

Ihre Freizeit verbrachte Alva zumeist im Antiquariat, wo sie Bücher von Emile Zola, Arthur Schoppenhauer, August Strindberg und Jack London las. Dort wurde sie auch auf die Pädagogin Ellen Key und auf den Philosophen John Stuart Mill aufmerksam.

Nach dem Aufbruch (1929) in die USA wurden Alva und Gunnar auch mit den Schattenseiten einer weiterentwickelten Industriegesellschaft konfrontiert. Diese Krise bedingte auch eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Not und eine Zunahme des sozialen Elends. Von Schweden hatten sie das nicht gekannt. So war es für beide ein großer Schock, der sie „sozial erweckt“ hat. (vgl Kerner, S 256)
Der kalte Krieg in den 50er Jahren beherrschte die ganze Welt. Zudem strebten Kolonien der europäischen Mächte in Afrika und Asien nach Unabhängigkeit. Dies ermunterte Alva, sich intensiv mit dem Elend der 3. Welt zu beschäftigen.

Ulrich Herz schrieb über Alva: „Zum Bild ihrer Persönlichkeit gehört […], daß sie in zwei Welten angesiedelt war […] der Welt der Politik, in der notwendigerweise Sachen ‚von oben’ betrieben werden, und der ‚folkrörelse-Welt’ ihrer Jugend, wo man in kleineren, übersehbaren Gruppen von Gleichgestellten unermüdlich versuchte, in Fragen des Friedens, der Freiheit und der Menschenrechte, Druck ‚nach oben’ zu machen. Dieser Zug ihrer Persönlichkeit war erstmalig in den Kriegsjahren und dann in entscheidender Weise durch den Aufenthalt in Indien verstärkt worden. Es lag kein Anflug von Heuchelei darin, daß sie diese ‚Doppelrolle’ – Arbeit von oben, Arbeit von unten – wechselweise und gegebenenfalls parallel ausüben konnte.“ Diese „Doppelrolle“ prägte auch augenscheinlich ihre Friedensarbeit, wofür sie schließlich den Nobelpreis erhielt. (vgl Kerner, S. 266)

Theoriegeschichtlicher Kontext

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Besonderen Einfluss auf Myrdrals späteren Denkweisen übte die schwedische Pädagogin Ellen Key, die sich besonders für die Rechte der Kinder einsetzte. Auch der Philosoph John Stuart Miller, der sich auch stark mit dem Feminismus beschäftigte und das Wahlrecht und Scheidungsrecht für Frauen forderte, war wegweisend für Myrdral. Miller untersuchte als einer der ersten die Unterdrückung der Frau auf wissenschaftlicher Basis. Ebenso prägend für Myrdal war die Beziehung zu ihrem Mann Gunnar.


Werke

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  • Krise in der Bevölkerungsfrage (Kris i befolkningsfrågan). Stockholm: Bonnier 1934; verfasst mit Gunnar Myrdal
  • Stadtkinder. Ein Buch über deren Erziehung in Großkinderstuben (Stadsbarn. En bok om deras fostran i storbarnkammare). Stockholm. Kooperativa förbundets bokförlag 1935
  • Richtiges Spielzeug (Riktiga leksaker). Stockholm: Kooperativa förbundets bokförlag 1936
  • Kinderpsychologie (Original: Børnepsykologi) København 1937.
  • Kontakt mit Amerika (Kontakt med Amerika). Stockholm:Bonnier 194; verfasst mit Gunnar Myrdal
  • Nation und Familie (Nation and family. The Swedish experiment in democratic family and population policy): New York: Harper & Brothers 1931
  • Stichproben aus Großbritannien (Stickprov på Storbritannien) Stockholm: Bonnier 1942
  • Kommentare (Kommentarer): Stockholm: Bonnier 1944
  • 10 Jahre Sozialpädagogisches Seminar (Socialpedagogiska seminariet 10 år): Stockholm: Thuletryck 1946; verfasst mit Britta Schill
  • Die schwedische Frau. Ausgabe des Komitees zur Mitarbeit am demokratischen Aufbau. Lund: Blom 1946
  • Are we too many? UNESCO food and people. London: Bureau of Current Affairs 1949, verfasst mit Paul Vincent
  • America’s role in international welfare. New York. Columbia University Press 1955; verfasst mit Arthur J. Altmeyer und Dean Rusk
  • Die Doppelrolle der Frau in Familie und Beruf (Women’s two roles: home and work): London: Routledge & Paul, 1956; verfasst mit Viola Klein
  • Unsere Verantwortung für die Armen. Das Entwicklungsproblem in sozialer Nahaufnahme (Vårt ansvar för de fattiga folken. Utvecklingsproblem i social närbild): Stockholm: Rabén & Sjögren 1961
  • Abrüstung – Realität oder Utopie (Nedrustning - realitet eller utopi) Stockholm: Centralförbundet Folk och försvar 1965
  • The control of proliferation. Three views. London: Institute for Strategic Studies 1966; verfasst mit Solly Zuckermann & Lester B. Pearson
  • The game of disarmament in: Impact of science on society; Paris 1972
  • Die größte Fehleinschätzung. Das Wettrüsten in der Welt (största felräkningen. Kapprustningen i världen): Universität Göteborg, Informationssekretariat 1975
  • The game of disarmament. How the US and Russia run the arms race. New York: Pantheon Books, 1976
  • Krieg, Waffen und tägliche Gewalt (Krig, vapen och vardagsvåld) Stockholm: Vetenskapsakademien 1976
  • Bedingungen der Gleichberechtigung. Ein Manifest (Jämlikhetens villkor. Ett manifest) Solna: Pogo Press, 1977
  • Strengthening the readiness to create a better future. A conversation on disarmament, ethics, propaganda, utopias, and the school; Malmö: School of Education 1980
  • Disarmament („En krig i dag har ingen seierherre“ = „Ein Krieg unserer Zeit hat keinen Sieger“ ): Oslo: Pax, 1982 (=Rede anlässlich der Verleihung des Albert Einstein-Preises 1980)


Das Werk in Themen und Thesen

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Krise in der Bevölkerungsfrage

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„Kris i befolkningsfrågan“ = "Krise in der Bevölkerungsfrage" (1934), ist eine Abhandlung, in der unverblümte Forderungen vorgestellt werden, wie der drastische Geburtenrückgang und die drohende Überalterung in der schwedischen Gesellschaft aufgehalten werden soll:
Die schlechten Lebensbedingungen für Familie und Kinder führten die Myrdals zu der Ansicht, dass die materielle und soziale Situation für Familien und Kinder verbessert werden sollte. Sie forderten ein familienfreundliches Wohnprogramm, Kindergeld, Mietzuschüsse, Schulfrühstück und kostenlose Ausbildung. Sie scheuten auch nicht davor zurück, heikle Themen wie etwa Sexualität, Empfängnisverhütung sowie die Forderung nach straffreier Abtreibung aufzugreifen. Dank ihrem Bekenntnis zur Familie gewannen sie mit ihren Vorschlägen sogar konservative Kreise. Nach dem Erscheinen des Buches setzte die sozialdemokratische Partei eine Kommission für die praktische Umsetzung dieser Vorschläge ein.


„Nation und Familie“

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Myrdal diskutierte erneut die schwedische Familienpolitik, allerdings unter Bezugnahme auf die amerikanischen Verhältnisse.


Die Doppelrolle der Frau in Familie und Beruf

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Dieses Buch verfasste Alva Myrdal gemeinsam mit Viola Klein. Beide suchten nach einer Lösung um den Konflikt um die Doppelbelastung der Frau in Familie und Beruf zu entschärfen. Ihnen war wichtig, dass es in Zeiten eines florierenden Wirtschaftswachstums möglich sein sollte, Mutterschaft und Karriere im Sinne von Selbstverwirklichung unter einen Hut zu bringen. Einflussreiche Faktoren wie die erhöhte Lebenserwartung, verbesserter Lebensstandard und eine koordinierbare Familienplanung (Verhütung) hatten auch zur Folge, dass sich die „Familienphase“ reduziert hatte und Frauen somit wieder die Möglichkeit hatten, einer Arbeit nachzugehen. „There is no earthly reason why under present conditions women should regard 40 as their 'retiring-age' when, at the same time, they feel that 'life begins at forty'“. (Viola Klein)

Im Buch entwarfen sie 5 Fragen, die als genereller Ausgangspunkt für eine grobe Analyse dienen sollten und künftige Möglichkeiten erschließen sollten.

  • Die Frau ist diejenige, die Kinder zur Welt bringt. Dies stellt besondere soziale Probleme dar, weshalb diese „schöpferische Leistung“ von der Gesellschaft besonders honoriert werden sollte.
  • Durch Erfüllung der Mutterpflichten wurde die Anpassung an Heim und Arbeit durch „soziale Umwälzung“, die von der industriellen Revolution ausgelöst wurde, verzögert.
  • Die geistige Gesundheit und das Glück der Generationen hängt von Liebe und Sicherheit ab, die dem Kind in den ersten Lebensjahren zukamen. Die Frau hat also eine sehr verantwortungsvolle Rolle.
  • Die erhöhte Lebenserwartung hat sich stärker auf die Frau als auf den Mann ausgewirkt.
  • Durch technische Hilfsmittel und die Reduzierung der Kinderzahl (üblich nicht mehr als 2 Kinder)verbindet sich die Annahme, dass die Frau nur mehr ein Viertel/Drittel ihres Erwachsenenlebens mit der Haushaltsführung beschäftigt ist (Klein&Myrdal; S 41f).

Zur damaligen Zeit war die Vereinbarung von Familie und Beruf ein kontroverses Thema: „Das Ideal der „Frau mit dem Lebensberuf“ wurde bis vor kurzem allerdings nur von Frauen gehegt – und obendrein nur von einer sehr beschränkten Zahl von Frauen. Daher hat dieser Begriff bis auf den heutigen Tag für viele Leute einen so unangenehmen Beigeschmack, daß berufstätige Frauen oft eilig versichern, sie seien keine „Berufsfrauen““ (Klein&Myrdal; S. 36). Alva Myrdal sprach hier aus eigener Erfahrung, denn sie wusste, in welchem Zwiespalt sich die Frau durch die ambivalenten Anforderungen von Mutterschaft und Karriere befindet. Klein und Mydral waren dennoch der Meinung, dass Kinder im frühkindlichen Alter ihre Mutter brauchen würden.
Beide wussten zwar von der Utopie ihres Vorschlags, dennoch waren sie der Ansicht, dass die Väter/Ehemänner ihre Frauen bei Erziehung und im Haushalt mehr unterstützen sollten.

Ihre Argumente für die Vereinbarung von Familie und Beruf bezogen sich allerdings nicht nur auf soziale, familiäre Angelegenheiten sondern auch auf ökonomische Aspekte. So stellten sie fest, dass sich die ökonomische Situation am Arbeitsmarkt verbessern würde, da anstatt einer 6-Tage Woche nur noch eine 5-Tage Woche notwendig sei.

Abrüstungspolitik

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„Diesen Rüstungskampf muss ich mein Hauptinteresse widmen, da ich glaube, daß er die nächstliegenden und entscheidensten Möglichkeiten bietet, durch zielbewußte politische Einsätze die diabolische Entwicklung zu unterbrechen und die Welt auf einen neuen Kurs zu lenken.“


Alva Myrdal engagierte sich sehr stark für die Abrüstungspolitik, weil sie auch der Ansicht war, dass der Rüstungswettkampf viele Länder in Abhängigkeit der waffenliefernden Großmächte stellte. Sie entwickelte 3 Maßnahmen zur Unterbindung der gefährlichen Entwicklung der „Abrüstungsbestrebungen“.


1. Einfrieren der jetzigen Lage
2. Formulierung politischer Lösungen & Abrüstungsmaßnahmen

  • „Hände-weg“ Politik gegenüber Drittländern im Zusammenhang mit einer Schrumpfung der Waffenlieferung. Ebenso sollen ausländische militärische Stützpunkte geräumt werden.
  • So sagt sie auch, dass die enormen Kosten für Militärausrüstung eine Hegemonie der Supermächte bewirken.

3. Organisation des friedlichen Gemeinwesens. Mydral meint, dass ein „internationales Organ stufenweise beginnen muss, für den politischen Ausgleich zu funktionieren, der dem Frieden zugrunde liegen soll, für die Schlichtung von Konflikten sowie für den Polizeischutz.
Mit diesen Maßnahmen, so sagt Myrdal „könnte der schlimmsten Rüstungspolitik endlich ein Einhalt gesetzt sein“ (vgl. Schultz, S 23-31)


Kontakt mit Amerika

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Dieses Buch stellte die große Demokratie im Westen der nationalsozialistischen Diktatur entgegen. Sie verglichen die sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Möglichkeiten der USA mit der Barbarei, die Europa unter der braunen Herrschaft drohte. Alva hatte jedoch ein sehr idealisiertes, geschöntes Bild von der US-amerikanischen Gesellschaft. So war sie vom amerikanischen Schulsystem, welches ihrer Ansicht nach wenig elitär autoritär sei und die Schüler in den Mittelpunkt stellte, sehr beeindruckt. „Die Absicht ist einzig und allein, mit liebevoller Hilfsbereitschaft das empfindliche Instrument kennenzulernen, auf dem das ganze Erziehungswesen spielt, nämlich das Kind“. Ihre Ansichten stimmten allerdings nicht mit den Erfahrungen ihres Sohnes Jan überein.

Rezeption und Wirkung

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Alva Myrdal und ihr Mann Gunnar gelten als geistige Vorläufer der schwedischen Wohlfahrtsgesellschaft (des Sozialstaates). Beide waren in den 30er Jahren davon überzeugt, dass Schweden der ideale Kandidat für einen „von der Wiege bis zum Grab Sozialstaat“ wäre. Die Gesellschaft war klein und homogen und zudem gab es keine Korruption im öffentlichen Dienst. Darüber hinaus gab es eine Arbeitsethik und einen sozialen Druck, die Arbeitsmoral zu befolgen. Aber Schweden verfügte über ein ausgezeichnetes Ausbildungsniveau und hatte einen florierenden Exportsektor vorzuweisen. Die Myrdals waren also der Ansicht, dass der Wohlfahrtsstaat in Schweden beste Voraussetzungen hatte. In ihrem Buch „Krise in der Bevölkerungsfrage“ legten sie die Basis für wichtige sozial- und familienpolitische Reformen. Durch ihre Vorarbeiten inspiriert, entstand unter anderem auch das Sozialpädagogische Seminar in Stockholm, die erste Ausbildungsstätte für Erzieher im vorschulischen Bereich. Einer ihrer letzten Einsätze war die Errichtung eines Friedensforums der schwedischen Arbeiterbewegung mit dem Ziel, die laufenden Informationen über Kernwaffengefahr und Wettrüsten zu verbreiten und die damit verbundene Forderung nach Abrüstung auch zu einem Postulat des Volkes zu machen. Alva Myrdal hat mit ihrem Engagement für Frauen (Familie und Beruf), mit ihrem unermüdlichen Einsatz gegen den Abrüstungswettbewerb, mit ihren Diensten als Botschafterin und Politikerin sicherlich einen Beitrag zur Liberalität der schwedischen Gesellschaft beigesteuert. Insofern konnte sie auf eine eindrucksvolle Karriere zurückblicken, dennoch fragte sie sich insgeheim, ob dies nicht zu sehr auf Kosten ihrer Kinder ging.


Literatur

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  • Kerner, Charlotte [Hrsg.](1991):
    "Nicht nur Madame Curie, 2. Auflage"
  • Mydral, Alva/Klein, Viola (1971)
    "Die Doppelrolle der Frau in Familie und Beruf, 3. Auflage"
  • Schultz, Hans Jürgen (1972)
    "Politik für Nichtpolitiker. Ein ABC zur aktuellen Diskussion"
  • Schultz, Hans Jürgen [Hrsg.] (1989)
    "Liebhaber des Friedens"


Internetquellen

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