Zum Inhalt springen

Stolpersteine der deutschen Sprache: Wruke

Aus Wikibooks

Stolpersteine der deutschen Sprache

Wortkunde

Steckrübe, Kohlrübe, Wruke




Was ist eine Wruke?

[Bearbeiten]
  • Die Wruke ist eine Pflanze, und zwar eine Unterart des Rapses (Brassica napus) und hat mehrere botanische Bezeichnungen:
    • Brassica napus subsp. rapifera
    • Brassica napus var. napobrassica
    • Brassica napobrassica.
Sie ist ein Knollengewächs und gehört zu den Kohlarten. Sie zählt zu den Wurzelgemüsen.
Mit "Wruke" ist auch die krautlose Knolle selbst gemeint, die als Gemüse- und Futterpflanze genutzt wird und häufig als Steckrübe oder Kohlrübe bezeichnet wird.
Speiserüben (Brassica rapa subsp. rapa) sind eine andere Gemüseart.
Der Kohlrabi (Brassica oleracea var. gongylodes L.), auch Oberkohlrabi, Oberrübe, Rübkohl und Stängelrübe, in Wien Kohlrübe genannt, ist ebenfalls eine andere Gemüseart.
  • Im Bereich der Pflanzen- und Ernährungskunde und der Kochkunst gibt es im Hinblick auf die Namen von Gemüsezutaten, bei Fleischstücken sowie für die Bezeichnung von Speisen häufig viele Varianten und regional unterschiedliche Bezeichnungen. Das gilt besonders für traditionsreiche Kochzutaten und Speisen, die schon seit Jahrhunderten in der Küche verwendet oder hergestellt werden. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die unterschiedlichen Bezeichnungen im deutschen Sprachraum durchaus nicht überall verstanden werden und daher in Rezepten nicht immer eindeutig identifiziert werden können.
  • Wrukenknollen haben eine runde oder ovale bis längliche Form (siehe Abb. 1 bis 3) und ein durchschnittliches Gewicht bis zu 1,5 kg. Die zum Verzehr verwendeten Wruken haben ein festes gelbliches Fruchtfleisch (siehe Abb. 3) und eine derbe kräftige Schale, die vor der Verarbeitung in der Küche abgeschält wird. Ebenso wird das Kraut bei der Zubereitung für den menschlichen Verzehr nicht verwendet. Wruken werden von September bis November geerntet und sind sind daher ein deftiges Wintergemüse, stehen aber aufgrund ihrer guten Lagerfähigkeit bis etwa Ende April in den Verkaufsregalen zur Verfügung. Die Lagerfähigkeit ist allerdings von bestimmten Bedingungen abhängig, die nur im landwirtschaftlichen Bereich vorhanden sind. Im heimischen Haushalt ist die Lagerfähigkeit auf wenige Tage begrenzt. Danach werden die Rüben holzig oder beginnen zu faulen. [1] Wruken werden meistens in gegartem Zustand verzehrt, manchmal werden sie aber auch geraspelt als Rohkost in Salaten verwendet. Sie haben einen herben, süßlichen Geschmack, ähnlich dem Geschmack von Möhren. Durch Neuzüchtung hat sich der Geschmack inzwischen deutlich verbessert. Wruken enthalten reichlich Kohlehydrate in Form von gesundem Frucht- und Traubenzucker, Vitamine und Mineralstoffe, insbesondere Kalium.
  1. Spiegel online; Peter Wagner "Verbeugung vor der Knollenprinzessin"
  • Wruken waren schon in der Antike bei den Babyloniern bekannt, so dass sich deren Ursprung und Entstehung letztlich im Nirwana der Geschichte verliert. Im 17. Jahrhundert sind sie über Skandinavien nach Mitteleuropa gekommen. Zeitweilig waren die Wruken sowohl im Ersten wie im Zweiten Weltkrieg eine Reserve für die Ernährung der Bevölkerung (Stichwort: Steckrübenwinter 1916/17) und standen ständig und in vielen Varianten auf dem Speisezettel. Es ist daher nicht überraschend, dass Wruken in der Nachkriegszeit zu den eher unbeliebten Gemüsearten gehörten. Gleichwohl gehörten sie weiterhin zum ländlichen Speiseplan, weil sie in den Gemüsegärten einfach anzubauen waren und ein billiges Nahrungsmittel darstellten. Auch heutzutage sind Wruken in vielen Gemüsegeschäften und den Gemüseabteilungen der Kaufhäuser erhältlich und werden in Restaurants und in der heimischen Küche weiterhin gelegentlich verwendet. Die kalorienarmen Wruken werden in der Küche auf vielfältige Weise verarbeitet: zu Suppe, Eintopf, Püree (Mus, Creme), Reibekuchen. Im Internet stehen zahlreiche Wrukenrezepte (bzw. Steckrübenrezepte usw.) zur Verfügung.
  • In einigen Wörterbüchern ist der Begriff "Kohlrübe" in den Vordergrund gestellt, in anderen der Begriff "Steckrübe", wieder andere halten mehrere Artikel bereit. Mir spielte die Erinnerung das Wort "Wruke" kommentarlos ins Gedächtnis, so dass ich gerade über dieses Wort gestolpert bin. In diesem Artikel habe ich daher als Überschrift die Bezeichnung "Wruke" gewählt, einen Begriff, der eher im norddeutschen Raum üblich ist, um die Steckrübe oder Kohlrübe zu bezeichnen.
  • Übersetzungen:
    • Dänisch: kålroe, kålrabi
    • Englisch: rutabaga, swede, Swedish turnip, yellow turnip
    • Finnisch: lanttu
    • Französisch: chou rave, chou navet, rutabaga
    • Isländisch: rófa, gulrófa
    • Italienisch: rutabaga
    • Niederländisch: koolraap
    • Norwegisch (Bokmål): kålrot
    • Norwegisch (Nynorsk): kålrot
    • Polnisch: brukiew
    • Schwedisch: kålrot
    • Türkisch: şalgam
  • Literaturhinweise:

Bodenkohlrabi

[Bearbeiten]
  • Bodenkohlrabi ist eine schweizerische Bezeichnung für die Steckrübe. Andere schweizerische Bezeichnungen neben "Steckrübe" sind "Bodenrübe" (Bodenräbe), "Gelbe Rübe", "Kabisrübe" und "Speisekohlrübe".

Bodenrübe

[Bearbeiten]
  • "Bodenrübe" oder "Bodenräbe" sind schweizerische Bezeichnungen der Steckrübe. Andere schweizerische Bezeichnungen neben "Steckrübe" sind "Bodenkohlrabi", "Gelbe Rübe", "Kabisrübe" und "Speisekohlrübe".

Butterrübe

[Bearbeiten]
  • Der Begriff "Butterrübe" ist eine süddeutsche Bezeichnung für die Speiserübe (Brassica rapa ssp.rapa), die nicht zu den Steckrüben gehört. Allerdings wird die Bezeichnung "Butterrübe" auch als alternative Bezeichnung für Steckrüben verwendet. Es handelt sich dabei wahrscheinlich um eine Begriffsvermischung unter dem gemeinsamen Stichwort "Rübe".

Dorsche

[Bearbeiten]
  • "Dorsche" ist eine regionale Bezeichnung für die Steckrübe im ehemaligen deutschen Osten. Das Wort ist vom italienischen Wort "torso" abgeleitet, was soviel wie "Strunk, Kohlstrunk" bedeutet. [1]
  1. Sascha Feuchert, Erwin Leibfried, Jörg Riecke "Die Chronik des Gettos Lodz / Litzmannstadt", Supplemente und Anhang, Seite 136, Anm. 62

Dotschen, Dotsch'n

[Bearbeiten]
  • "Dotschen", "Dotsche", "Dotsch'n" oder "Dotschn" sind bayrische Bezeichnungen für die Steckrübe. Andere süddeutsche Bezeichungen sind "Kellrum" und "Erdrübe".

Erdkohlrabi

[Bearbeiten]
  • "Erdkohlrabi", auch "Untererdkohlrabi" genannt, sind süddeutsche Bezeichungen für die Steckrübe, besonders in Unterfranken und im Spessart.

Erdrübe

[Bearbeiten]
  • "Erdrübe" ist eine der vielen regionalen Bezeichnungen für die Steckrübe.

Gelbe Rübe

[Bearbeiten]
  • "Gelbe Rübe" ist eine schweizerische Bezeichnung für die Steckrübe. Andere schweizerische Bezeichnungen neben "Steckrübe" sind "Bodenkohlrabi", "Bodenrübe" (Bodenräbe), "Kabisrübe" und "Speisekohlrübe".
  • "Gelbe Rübe" hat im deutschen Sprachraum regional unterschiedliche Bedeutungen. In der Schweiz ist damit die Steckrübe gemeint, in Österreich und einigen deutschen Regionen versteht man darunter Karotten (Möhren, Mohrrüben).

Kabisrübe

[Bearbeiten]
  • "Kabisrübe" ist eine wenig verwendete schweizerische Bezeichnung für die Steckrübe. "Kabis" ist dort das Wort für Kohl. Andere schweizerische Bezeichnungen neben "Steckrübe" sind "Bodenkohlrabi", "Bodenrübe" (Bodenräbe), "Gelbe Rübe" und "Speisekohlrübe".

Kohlrübe

[Bearbeiten]
  • "Kohlrübe" ist eine der Hauptbezeichnungen für die Steckrübe. Der Begriff ist gleichwohl nicht in allen Regionen des deutschsprachigen Raums geläufig. Das hängt vor allem damit zusammen, dass für die Steckrübe viele unterschiedliche regionale Bezeichnungen existieren.
In Wien ist abweichend davon mit "Kohlrübe" die Kohlrabi gemeint.

Kulloche

[Bearbeiten]
  • "Kulloche" ist eine der vielen regionalen Bezeichnungen für die Steckrübe.

Lippische Ananas

[Bearbeiten]
  • Es handelt sich um eine regionale Bezeichnung aus dem ehemaligen Freistaat Lippe (Hauptstadt Detmold), der 1946 ein Landesteil von Nordrhein-Westfalen geworden ist. Es handelt sich bei der Bezeichnung "Lippische Ananas" um eine beschönigende Bezeichnung für die Steckrübe, die aus der Zeit des Ersten Weltkriegs stammt, als wegen schlechter Kartoffelernte und britischer Seeblockade die Hungersnot in Deutschland durch Steckrüben gemildert wurde (Steckrübenwinter 1916/17). Steckrüben wurden damals hauptsächlich als Schweinefutter angebaut, wurden aber aufgrund der Hungersnot zum täglichen Nahrungsmittel. Man hatte sich schnell daran leid gegessen, so dass die Steckrübe unbeliebt wurde. Der wohlklingende Name "Lippische Ananas" sollte die Notzeiten ein bisschen erträglicher machen. Der genannte Literaturhinweis enthält ein Kochrezept mit dem Titel "Lippische Ananas", wobei die Gemüsebeilage aus einem Steckrübengemüse besteht. Siehe auch Ostpreußische Ananas.
  • Literaturhinweise:

Mecklenburger Ananas

[Bearbeiten]
  • Es handelt sich um eine regionale Bezeichnung in Mecklenburg und ist eine beschönigende Bezeichnung für die Steckrübe, die aus der Zeit des Ersten Weltkriegs stammt, als wegen schlechter Kartoffelernte und britischer Seeblockade die Hungersnot in Deutschland durch Steckrüben gemildert wurde (Steckrübenwinter 1916/17). Der wohlklingende Name "Mecklenburger Ananas" wird heute als Spitzname für die Steckrübe verstanden. Siehe auch Ostpreußische Ananas.

Oldenburger Ananas

[Bearbeiten]
  • Es handelt sich um eine in Norddeutschland übliche Bezeichnung aus dem ehemaligen Freistaat Oldenburg (nördlich von Bremen), der jetzt zu Niedersachsen gehört. Es handelt sich bei der Bezeichnung "Oldenburger Ananas" um eine beschönigende Bezeichnung für die Steckrübe, die aus der Zeit des Ersten Weltkriegs stammt, als wegen schlechter Kartoffelernte und britischer Seeblockade die Hungersnot in Deutschland durch Steckrüben gemildert wurde (Steckrübenwinter 1916/17). Der wohlklingende Name "Oldenburger Ananas" soll auch daher rühren, dass die von den Blättern befreite Rübe nach Form und Farbe einer ganzen Ananas und eine von der Rübe geschnittene Scheibe einer Ananasscheibe ähneln. Eine ähnliche Bezeichnung für die Steckrübe lautet "Oldenburger Südfrucht". Siehe auch Ostpreußische Ananas.

Oldenburger Südfrucht

[Bearbeiten]
  • Es handelt sich um eine in Norddeutschland übliche Bezeichnung aus dem ehemaligen Freistaat Oldenburg (nördlich von Bremen), der jetzt zum Bundesland Niedersachsen gehört. Es handelt sich bei der Bezeichnung "Oldenburger Südfrucht" um eine beschönigende Bezeichnung für die Steckrübe. Vermutlich handelt es sich bei dieser Bezeichnung um eine Alternative zur "Oldenburger Ananas". Siehe auch Oldenburger Ananas.

Ostpreußische Ananas

[Bearbeiten]
  • Da im Kriegswinter 1916/17 die Kartoffelernte in Deutschland aufgrund von Kartoffelfäule, einer Pflanzenkrankheit, sehr schlecht ausgefallen war und Deutschland zudem durch eine englische Seeblockade auf der Nordsee von den Weltmärkten abgeschnitten war, wurde die Kartoffelzuteilung an die Bevölkerung rationiert und es fanden die Steckrüben, die bis dahin hauptsächlich als Schweinefutter verwendet worden waren, ihren Weg in die heimischen Kochtöpfe (Stichwort: Kohlrübenwinter oder Steckrübenwinter 1916/17). Ein 1917 herausgegebenes Steckrübenkochbuch zeichnete den Weg nach zu Eintöpfen, Suppen, Aufläufen und gebratenen Steckrübenscheiben; aber auch Steckrübenmarmelade, Steckrüben als Sauerkrautersatz und Steckrübenkaffee wurden aus Steckrüben hergestellt. Um die mentale Verbindung "Steckrüben sind Schweinefutter" in den Köpfen der deutschen Bevölkerung aufzubrechen, wurde die Steckrübe aufgrund der Herkunft von großen ostpreußischen Adelsgütern mit dem wohlklingenden Namen "Ostpreußische Ananas" bezeichnet. Die in anderen deutschen Regionen nachgebildeten Bezeichnungen "Lippische Ananas", "Mecklenburger Ananas" und "Oldenburger Ananas" bzw. "Oldenburger Südfrucht" dürften ebenfalls auf den Zweck abgezielt haben, die Verwendung der ungeliebten Steckrüben etwas zu erleichtern. Deutschland hatte vor dem Ersten Weltkrieg eigene Kolonien und bezog durchaus Zugang zu exotischen Produkten und Früchten, die in sogenannten Kolonialwarenläden verkauft wurden. Beim Volk hatte die Steckrübe den Spitzname "Hindenburg-Knolle", benannt nach dem damaligen deutschen Militärbefehlshaber Paul von Hindenburg. Dass der hungernden Bevölkerung aufgrund dieser beschönigenden Bezeichnungen wirklich das Wasser im Munde zusammen lief, ist nicht anzunehmen. Eine andere Bezeichnung für diesen Winter, nämlich "Hungerwinter", zeigt, dass der Bevölkerung kaum eine andere Wahl blieb; aber trotz Steckrüben verhungerten Menschen in diesem Winter in Deutschland; viele Menschen starben als 1917 die sogenannte "Spanische Grippe" ausbrach und die ausgehungerte deutsche Bevölkerung erreichte. Andererseits konnten auch diese beschönigenden Bezeichnungen nicht verhindern, dass sich am Ende des Winters 1917 riesige Mengen an Steckrüben noch auf Lager befanden. Auf Veranlassung der Reichskartoffelstelle wurden diese Vorräte zu Pulver verarbeitet, mit Gewürzen gemischt und zwangsweise an die Bevölkerung verkauft, die diese Produkte erwerben musste, um auch andere dringend benötigte Produkte erwerben zu dürfen. Es handelt sich um eine historische Bezeichnung, die heutzutage keine Bedeutung mehr hat.
  • Literaturhinweise:

Pfotsche

[Bearbeiten]
  • "Pfotsche" ist eine Bezeichnung für die Steckrübe in Oberfranken und Mittelfranken rund um das Regnitztal.

Ramanke

[Bearbeiten]
  • "Ramanke" ist eine Bezeichnung für die Steckrübe in der Osnabrücker Gegend.

Schmalzrübe

[Bearbeiten]
  • "Schmalzrübe" oder "Gelbe Schmalzrübe" ist eine andere Bezeichnungen für die Steckrübe. Zudem gibt es eine Sorte mit dem Namen "Gelbe Schmalz".

Schwedische Rübe

[Bearbeiten]
  • "Schwedische Rübe" ist eine andere Bezeichnungen für die Steckrübe. Dieser Name könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Steckrübe (Kohlrübe) über Skandinanvien nach Mitteleuropa gekommen sein soll. Zudem gibt es eine Sorte mit dem Namen "Schwedische Kohlrübe".

Speisekohlrübe

[Bearbeiten]
  • Speisekohlrübe ist eine schweizerische Bezeichnung für die Steckrübe. Andere schweizerische Bezeichnungen neben "Steckrübe" sind "Gelbe Rübe", "Bodenrübe" (Bodenräbe), "Kabisrübe" und "Bodenkohlrabi".

Steckrübe

[Bearbeiten]
  • "Steckrübe" ist neben "Kohlrübe" eine der Hauptbezeichnungen für diese Gemüseart. Der Begriff "Steckrübe" ist in der heutigen Zeit am meisten verbreitet. In der Presse und auf den Rezeptservern des Internets wird weitgehend unter der Bezeichnung "Steckrübe" geschrieben.
  • Abgeleitete Begriffe:
    • Steckrübenauflauf
    • Steckrübeneintopf
    • Steckrübengemeüse
    • Steckrübengratin
    • Steckrübenpuffer
    • Steckrübenpüree
    • Steckrübenragout
    • Steckrübensuppe
    • Steckrübenwinter (1916/17)
Die meisten dieser Begriffe sind sinngemäß auch mit den alternativen Bezeichnungen zu finden, zum Beispiel Wrukeneintopf, Kohlrübeneintopf usw.
  • Beispiel aus der Literatur:
Es gelang ihr [Frau Line Gutbier] auch sonst, in der Linderung der Nahrungsnöte einen geradezu verblüffenden Erfolg zu erzielen. Sie war nämlich schließlich in den Ausschuß zur Leitung der Kriegsküche gewählt worden und war alle fünf Wochen an der Reihe, die Rohstoffe für die zu bereitenden Speisen zu verwalten und herauszugeben. Kein Mensch macht sich eine Vorstellung, wie anspruchslos sie in den Tafelfreuden anderer Leute war. Ihre Weltanschauung war der vegetarische Altruismus, d.h. sie meinte, daß andere Leute kein Fleisch brauchten. Dagegen hatte sie nichts gegen Knochen, weil ein hinreichend gepeinigter Knochen sieben Suppen hergibt und dann immer noch da ist. Die Steckrübe ist der Filetbraten des Volkes, davon war sie überzeugt. »Wasser ist das Beste,« dachte sie mit Pindar. Und so wechselte sie zwischen Steckrüben mit Wasser und Wasser mit Steckrüben. Sie überwachte genau die Abmessung der Portionen, damit das Volk nicht der Völlerei verfalle. Die Wirkung war fabelhaft: sobald Line Gutbier die Woche hatte, schrumpfte die Not auf ein Minimum zusammen, und bald erschien überhaupt keiner mehr mit dem Suppentopfe. Sie hatte die Not um zwanzig Prozent gelindert. Ja, als in Fuhlenbek innerhalb einer Woche drei Totgeburten vorfielen und Frau Line Gutbier die Ortshebamme fragte, wie es zugehe, daß so viele Kinder tot zur Welt kämen, da sagte die Hebamme: »Die fürchten sich vor Ihrer Suppe.« [1]
  • Quellenangaben:
  1. "Otto Ernst "Satiren, Fabeln, Epigramme, Aphorismen", 27. Kapitel "Line verschenkt was"

Untererdkohlrabi

[Bearbeiten]
  • "Untererdkohlrabi", auch "Erdkohlrabi" genannt, sind süddeutsche Bezeichungen für die Steckrübe, besonders in Unterfranken und im Spessart. Bei dem Gegenstück, der "Obererdkohlrabi" handelt es sich um die "Kohlrabi", die im Gegensatz zur Steckrübe oberirdisch wächst.

Unterkohlrabi

[Bearbeiten]
  • "Unterkohlrabi" ist eine der vielen regionalen Bezeichnungen für die Steckrübe.

Waldecker Südfrüchte

[Bearbeiten]
  • "Waldecker Südfrüchte" ist der Name eines regionalen Gerichts aus Hessen. Es handelt sich um einen Steckrübeneintopf, der ebenso wie die Bezeichnung "Oldenburger Südfrucht" von dem hiostorisch angeschlagenen Ruf der Steckrübe ablenken soll. Linguistisch handelt es sich um einen Euphemismus (beschönigende Bezeichnung). Siehe auch Ostpreußische Ananas.

Wruke

[Bearbeiten]
  • "Wruke", auch "Wrucke", ist eine ältere Bezeichnung für die Steckrübe, wird aber gelegentlich auch heute noch verwendet.
  • Beispiel aus der Literatur:
»Der soll König sein, der der Beste ist«, singen schon die Knaben bei Horaz. Das ist von jeher die Stimme des Volkes gewesen; und sollte einmal »der Beste« nicht von Geburt König sein, so kann der geborene König nichts klügeres tun, als ihn möglichst frei walten zu lassen. Die Deutschen kennen ein solches Beispiel. Bismarck, obwohl ein geborener Edelmann, hat doch viel vom Bauer an sich; gerade wie Cromwell, der ein Bauer und dennoch den Stuarts blutsverwandt war; »eine Wruke« – Feldrübe – »ist ihm lieber als eure ganze Politik«, sagte einer seiner besten Kenner, seine Gemahlin, gelegentlich von dem großen deutschen Reichskanzler. [1]
  • Quellenangaben:
  1. Julius Langbehn "Rembrandt als Erzieher, Kapitel 10, III. Deutsche Politik, Staaten und Kunstpolitik., Zu Preußens Germanisierung, 5. Bismarck

Wrucke

[Bearbeiten]
  • Hierbei handelt es sich um eine andere Schreibweise des Wortes "Wruke", womit ebenfalls die Steckrübe gemeint ist. Siehe [1].




Stand: 13. Mai 2011