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Topographische Anatomie: Thorax: Mediastinum superius

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< Topographische Anatomie | Thorax Das obere Mediastinum ist der Bereich des Thorax zwischen oberer Thoraxapertur und Bifurcatio tracheae, der von den Lungen lateral und von Wirbelsäule und Sternum saggital begrenzt wird. In ihm befinden sich mehrere Organe, die - sofern das möglich ist - von ventral nach dorsal besprochen und betrachtet werden.

Der Thymus liegt im Mediastinum superius am ventralsten und ist nur bei Kindern groß

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Das erste große Organ, das sich im oberen Mediastinum befindet, ist der Thymus, in dem die Reifung von Lymphozytenvorläuferzellen zu T-Lymphozyten stattfindet. Weil diese Reifung hauptsächlich in der Kindheit stattfindet, ist der Thymus bei Kindern recht groß, bei Erwachsenen dagegen zu einem Fettkörper verkümmert. Arteriell versorgt wird er von den Arterien, die in der Nähe sind, nämlich von Ästen aus der A. thoracica interna und zusätzlich von der A. thyroidea inferior aus dem Truncus thyrocervicalis, die ja eigentlich die etwas weiter kranial gelegene Schilddrüse versorgen.

Die großen Gefäße des oberen Mediastinums sind die Hohlvenen, die Aorta und der Truncus pulmonalis

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Hinter Thymus und den beiden Vv. brachiocephalicae, die jeweils aus dem Zusammenfluss von V. subclavia und V. jugularis interna entstehen und in die V. cava superior münden (in diese mündet dorsal die V. azygos), liegt der Truncus pulmonalis, auf den sich der Arcus aortae setzt, und sich an genau dieser Stelle in die beiden Aa. pulmonales teilt. Zwischen Truncus pulmonalis und der rechts davon gelegenen Aorta gibt es ein Band, das Lig. arteriosum, das der Überrest des embryonalen Kurzschlusses (Ductus arteriosus) zwischen Truncus pulmonalis und Aorta ist. Da in der Embryonalzeit die Lungen noch nicht entfaltet sind, muss der Großteil des Blutes aus dem rechten Ventrikel am besten direkt in die Aorta gelangen – dies vermittelt der Ductus arteriosus. Die Aorta selbst geht nach ihrem Bogen, an dem sie die A. brachiocephalica nach rechts und die Aa. carotis communis und lateral davon die A. subclavia nach links abgegeben hat, in das hintere Mediastinum. Weil die Aorta nahe an Trachea und N. laryngeus recurrens liegt, kann sie Atemnot und Heiserkeit verursachen, wenn sie sich erweitert.

Der Nervus phrenicus zieht vor dem Lungenhilum nach kaudal, der Nervus vagus dahinter

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Der N. phrenicus stammt aus den Segmenten C3 bis C5 (er ist kein viszeraler Nerv!), überquert den M. scalenus anterior und läuft dann in Begleitung der Vasa pericardiacophrenica vor dem Lungenhilum nach kaudal. Auf seinem Weg zum Zwerchfell, das er ja motorisch innerviert, empfängt er sensible Äste vom Herzbeutel und von der Pleura parietalis. An das Zwerchfell, das übrigens seitlich von den Interkostalnerven 10 bis 12 (Nr. 12 ist der N. subcostalis) sensibel innerviert wird, gibt der N. phrenicus Fasern sowohl vor als auch nach seinem Durchtritt durch den Hiatus oesophageus ab. Werden die Nn. phrenici beider Seiten zerstört, erstickt der Patient. Der N. vagus (X. Hirnnerv) läuft im Hals in der Karotisscheide, und zwar zwischen der A. carotis communis und der V. jugularis interna, geht im Brustbereich aber nach dorsal, so dass er das Lungenhilum hintergeht, und gibt unter anderem einen Ast (N. laryngeus recurrens) nach kranial an die Kehlkopfmuskulatur ab, zudem entlässt er die Rr. cardiaci cervicalis inferiores in Richtung Herz. Der N. laryngeus recurrens unterzieht dabei rechts die A. subclavia, links den Aortenbogen seitlich des Lig. arteriosum.

Der Truncus sympathicus ist die Umschaltstation der autonomen Neurone

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In der Nähe des N. vagus verläuft der Truncus sympathicus, der den Grenzstrang darstellt, und von dem aus die Fortsätze der postsynaptischen Neurone wegziehen, um die Organe des Thorax, also Oesophagus, Trachea und Herz sympathisch zu innervieren. (Die parasympathische Innervation übernimmt der N. vagus, der Fasern zu den Trunci im Thorax beisteuert und als Truncus vagalis anterior mit Fasern vorwiegend vom Vagus sinister bis zum Magen zieht und dort endet oder als Truncus vagalis posterior mit Fasern hauptsächlich aus dem rechten Vagus auch die übrigen Organe oral der Flexura colica sinistra innerviert.)

Die Gabelung der Trachea ist die untere Grenze des Mediastinum superius

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Hinter den Gefäßen zieht die Trachea ab dem sechsten Halswirbel ungefähr 10 Zentimeter weit nach kaudal und teilt sich dann an der einen Winkel von ca. 60 Grad einschließenden Bifurcatio trachea in die Bronchi principales. Sieht man von kranial in die Trachea hinein, so ragt einem die Carina tracheae entgegen, das ist ein Knorpelvorsprung an der Teilungsstelle der Luftröhre. Während auf dem rechten Hauptbronchus die V. azygos reitet, reitet auf dem linken Bronchus principalis die Aorta; die Aa. pulmonales ziehen vor den beiden Bronchien parallel zu ihnen in die Lungen (rechts: BAV, links: ABV). An die Trachea lagert sich übrigens der N. laryngeus recurrens an, der als Ast des N. vagus nach kranial zieht, um sämtliche innere Kehlkopfmuskeln zu versorgen und die infraglottische Schleimhaut sensibel zu innervieren.

Der Ductus thoracicus führt Lymphe aus drei Quadranten des Körpers in den linken Venenwinkel

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Außerdem findet man im oberen Mediastinum den recht dünnen Ductus throacicus, der Lymphe aus den unteren Extremitäten und aus dem Abdomen aufnimmt, unterhalb des Zwerchfells die Cisterna chyli bildet und kurz vor seiner Einmündung in den linken Venenwinkel (der Ort, an dem V. jugularis interna und V. subclavia der linken Seite zur V. brachiocephalica sinistra zusammenfließen) den Truncus subclavius, den Truncus bronchomediastianlis und den Truncus jugularis aufnimmt. Lateral des Ductus thoracicus, der die Wirbelsäule rechtsseitig entlangzieht und auf Höhe des Aortenbogens auf die linke Seite überwechselt, befindet sich die V. azygos, die erstens die V. hemiazygos und zweitens die V. hemiazygos accessoria (beide können miteinander anastomosieren) der Gegenseite aufnimmt und anschließend in die V. cava superior kurz vor deren Eintritt in den rechten Herzvorhof mündet.