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Ungarisch/Ungarisch-Grammatik/Satzstruktur

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mondatszerkezet – Satzstruktur
Das Ungarische ist im Hinblick auf die Wortstellung, also der Anordnung der Wörter bzw. Satzglieder innerhalb eines Satzes, relativ flexibel, unterscheidet sich aber im Aufbau deutlich von den meisten anderen europäischen Sprachen. :Während in Sprachen wie Deutsch oder Englisch häufig ein festes Schema (z.B. S-V-O, also Subjekt – Verb – Objekt) gilt, legt das Ungarische großen Wert auf Fokus (Betonung einer Aussage) und Thema.
Grundsätzlich kann man sagen, dass im Ungarischen jene Satzteile direkt vor dem konjugierten Verb stehen, die besonders betont (fokussiert) werden sollen. Durch diese Fokussierung kann man Bedeutungsnuancen vermitteln, die im Deutschen oft mithilfe von Betonung, Wortstellung oder zusätzlichen Wörtern (z.B. „nur“, „auch“, „schon“) ausgedrückt werden.
Das Wort (oder die Wortgruppe) unmittelbar vor dem Verb ist in der „Fokusposition“, die Information in dem Wort an der Fokusposition wird also besonders betont.

Thema und Fokus

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Man unterscheidet im Ungarischen zwischen „Thema“ und „Fokus“.
• Das „Thema“ (auch „Topik“ genannt) ist meist das, worüber man spricht. Es steht oft am Anfang des Satzes und ist bereits bekannt oder im Kontext erwähnt.
• Der „Fokus“ ist das, was neu oder besonders hervorgehoben ist. Dieses Satzglied steht direkt vor dem finiten Verb (dem konjugierten Verb).
Der übrige Satzteil folgt danach. Die Satzstellung drückt also oft aus, was der Sprecher im jeweiligen Satz für zentral hält.

Neutrale Wortstellung (S-V-O)

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Die „neutralste“ bzw. unmarkierte Wortstellung im Ungarischen ähnelt in vielen Fällen dem S-V-O-Prinzip (Subjekt – Verb – Objekt). Wenn nichts besonders betont werden soll, kann man den Satz wie folgt bauen:
Péter olvas egy könyvet. – Péter liest ein Buch.
(S – V – O)
Ebenso möglich ist: Péter egy könyvet olvas. – Péter liest ein Buch.
Welche Version gewählt wird, hängt stark davon ab, was man gerade hervorheben möchte oder in welchem Kontext das Gesagte steht.

Fokus vor dem Verb

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Der Satzteil, der direkt vor dem konjugierten Verb steht, wird am stärksten betont. Diese Position nennt man im Ungarischen Fokusposition.
Wenn man beispielsweise ausdrücken möchte, dass „nur Péter“ etwas tut, dann stellt man Péter direkt vor das Verb.
Beispiel:
Péter eszi meg az almát.
Hier ist Péter fokussiert. Es wird hervorgehoben, dass ausschließlich Péter den Apfel isst (nicht jemand anderes).
Wenn man hingegen das Objekt fokussieren möchte, stellt man es direkt vor das Verb:
Az almát eszi meg Péter.
Nun liegt die Betonung darauf, dass Péter „diesen Apfel“ (und nicht etwas anderes) isst.

Stellung des Prädikats

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Das konjugierte Verb steht meistens nach dem fokussierten Satzteil. Wenn kein Satzteil speziell betont ist, kann das Verb schon an zweiter Stelle im Satz stehen oder nach dem Subjekt und eventuell nach Ergänzungen.
Beispiele:
1. Tegnap Péter megnézett egy filmet. – Gestern hat Péter einen Film angeschaut.
2. Péter tegnap megnézett egy filmet. – Péter hat gestern einen Film angeschaut.
3. Egy filmet nézett meg tegnap Péter. – Einen Film hat Péter gestern angeschaut.
Alle drei Sätze sind korrekt, jedoch variiert die Betonung. Im Ungarischen wird meist der Satzteil vor das Verb gerückt, den man hervorheben möchte.

Fragewörter im Fokus

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Bei W-Fragen (z.B. „ki?“ – wer?, „mi?“ – was?, „hol?“ – wo?, „mikor?“ – wann?) steht das Fragewort – wenn man es betonen möchte – typischerweise direkt vor dem Verb und damit auch in der Fokusposition.
Beispiele:
Ki jött tegnap? – Wer ist gestern gekommen?
Hol vettem ezt a könyvet? – Wo habe ich dieses Buch gekauft?
Das Fragewort erhält so automatisch starke Betonung.

Verneinung und Wortstellung

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Bei Verneinungen (z.B. mit „nem“) kann sich die Satzstellung ebenfalls verschieben. „Nem“ steht meistens direkt vor dem Satzteil, das verneint wird. Oft ist das Verb von „nem“ betroffen:
Nem olvasok könyvet. – Ich lese kein Buch.
Wenn aber das Objekt verneint wird: Nem azt a könyvet olvasom. – Nicht jenes Buch lese ich.

Betonung in Abhängigkeit von der Wortreihenfolge

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Im Deutschen zeigt oft die Intonation, was betont wird:
„Ich habe gestern EIN Buch gelesen.“ (Betonung auf EIN)
„Ich habe GESTERN ein Buch gelesen.“ (Betonung auf GESTERN)
Im Ungarischen übernehmen Stellung und Fokusposition diesen Part. So kann man Nuancen sehr subtil, aber klar herausarbeiten.

Beispiele / Übungssätze zur Wortstellung

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Im Folgenden einige Beispiele, wie sich die Bedeutung leicht ändert, wenn man verschiedene Satzglieder vor das Verb stellt. Die Übersetzungen ins Deutsche wirken manchmal ähnlich, aber im Ungarischen liegt jeweils eine etwas andere Betonung vor.
Ungarisch mit Wortstellung
1. Péter látott tegnap egy filmet.
2. Tegnap látott Péter egy filmet.
3. Tegnap egy filmet látott Péter.
4. Péter egy filmet látott tegnap.
5. Egy filmet látott tegnap Péter.
Deutsch (ungefähre Bedeutung/Betonung)
1. Péter hat gestern einen Film gesehen. (Neutral: wer sah einen Film? Péter.)
2. Gestern hat Péter einen Film gesehen. (Betonung: gestern passierte es.)
3. Gestern hat er einen Film gesehen, und das war ein Film (nicht z.B. ein Theaterstück).
4. Péter hat einen Film gesehen, und zwar gestern.
5. Einen Film hat er gestern gesehen (und keine Serie).
Selbst wenn alle Varianten ins Deutsche ähnlich übersetzt werden („Péter hat gestern einen Film gesehen“), unterscheidet sich im Ungarischen jeweils die Nuancierung.

Topik (Thema) und Ergänzungen

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In vielen ungarischen Grammatiklehrbüchern wird erklärt, dass der ungarische Satz in „Topik“ (Thema) und „Kommentar“ (Rhema) bzw. „Fokus“ und „Rest“ zerfällt. Das „Topik“ verweist oft auf bereits bekannte Informationen oder auf das Gesprächsthema. Das neue oder wichtige Element steht im Fokus.
Beispiel:
(Topik) Péter → (Fokus) egy könyvet → (Verb) olvasott tegnap.
Péter hat GESTERN EIN BUCH gelesen. (und nicht etwa einen Zeitungsartikel oder irgendetwas anderes)

Zusammenfassung

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• Ungarisch hat keine starre S-V-O-Wortstellung.
• Fokusposition: Direkt vor dem konjugierten Verb steht immer das am stärksten betonte Satzglied.
• Das Subjekt kann, muss aber nicht immer am Satzanfang stehen.
• Fragewörter stehen oft vor dem Verb, wenn man sie als Fokus betonen will.
• „Nem“ (Verneinung) steht direkt vor dem Wort, das verneint werden soll.
Diese Flexibilität ist für Lernende ungewohnt, ermöglicht aber präzisere Bedeutungsunterschiede und Nuancen. Um die richtige Satzstellung zu meistern, lohnt es sich, viele ungarische Texte zu lesen und gesprochene Beispiele zu hören, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, was wann betont wird und wo das betonte Satzglied hingestellt wird.

Kurzüberblick: Dativ im Satz

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részeseset – Dativ (-nak/-nek)
Der Abschnitt über den Dativ (nak/nek) wurde bereits in einem Beispielkapitel gezeigt (siehe oben).

Im Kapitel: Dativ ist ausführlich erklärt, dass „-nak/-nek“ das indirekte Objekt oder den Empfänger einer Handlung kennzeichnet. Beim ungarischen Satzbau (mondatszerkezet) nimmt der Dativ – ähnlich wie das Objekt – eine bestimmte Position ein, wenn er fokussiert wird (also wenn besonders betont werden soll, wem etwas gegeben oder gesagt wird).

• Wenn die Angabe „wem?“ besonders betont werden soll, rückt sie direkt vor das Verb:
GÁBORNAK adok egy könyvet. (Ich gebe GÁBOR ein Buch, nicht jemand anderem.)
• Normalerweise kann man den Dativ (z.B. „Gábornak“) fast überall im Satz anbringen; die genaue Position hängt davon ab, was im Mittelpunkt steht.
• Auch hier gilt: Der Satzteil vor dem Verb ist am stärksten betont. („Fokusposition“)

Beispiele (Wiederholung)

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Ungarisch
1. Gábornak adok egy könyvet.
2. Adok egy könyvet Gábornak.
3. Gábornak egy könyvet adok.
Deutsch
1. Ich gebe Gábor ein Buch.
2. Ich gebe ein Buch Gábor.
3. Gábor (betont) gebe ich ein Buch.
Hier ändert sich nicht die reine Sachinformation, sondern die Betonung und damit die Feinabstufung in der Aussage.