Die Ableitung einer Funktion ist durch folgende Gleichung definiert:
Die Funktion
geht durch den Punkt
. Zeichnet man in diesem Punkt die Tangente an die Funktion und misst deren Steigung aus, so erhält man gerade den Wert
. Die Ableitung hat also die anschauliche Bedeutung der
Tangentensteigung. Sucht man eine Gerade die durch den Punkt
geht und deren Funktionswerte in einem kleinen Bereich um x herum möglichst nahe an denen von
liegen soll, so erhält man gerade die Tangente. Man nennt die Tangente daher auch lineare Bestapproximation. Zur Berechnung der Ableitungen gibt es einige Regeln, die im Folgenden nachgerechnet werden.
Es gibt viele unterschiedliche Schreibweisen für Ableitungen, einige von diesen sind:
Sie sind alle gleichwertig. Weiterhin gibt es noch die Schreibweise:
In viele Fällen ist sie den obigen Schreibweisen gleichwertig. Jedoch gilt es insbesondere im mehrdimensionalen Fall Unterschiede zwischen diesen beiden Schreibweisen zu beachten, so dass häufig gilt:
Aber dies soll uns hier noch nicht belasten. Man kann jeder differenzierbaren Funktion ihre Ableitung zuordnen. Damit hat man dann eine Abbildung von der Menge der Funktionen in die Menge der Funktionen. Für diese Abbildung schreibt man auch das Symbol
. Es handelt sich also um ein Rechenzeichen das aus einer Funktion deren Ableitung berechnet. Diese Art von Rechenzeichen nennt man auch Differenzialoperatoren.
Natürlich ist auch
ein Differenzialoperator. Erfunden wurde die Differentialrechnung von Isaac Newton und Gottfried Wilhelm Leibniz.
Betrachten wir die identische Abbildung
:
Dies ist nicht verwunderlich da jede Tangente an eine Gerade mit der Steigung 1 ebenfalls die Steigung 1 hat.
Betrachten wir die Funktion
wobei
:
Die Ableitung ist gegeben durch:
Dies zeigen wir per Induktion. Mit der Berechnung der Ableitung der Funktion
haben wir diese Formel schon für
bewiesen. Es bleibt also nur noch der Induktionsschritt von
auf
. Sei die Formel für
schon bewiesen:
Dann berechnet sich die Ableitung von
nach der Produktregel:
Damit ist die Aussage für alle
bewiesen.
Betrachten wir die konstante Funktion
:
Die Ableitung der konstanten Funktion ist also 0. Betrachten wir nun eine beliebige Funktion multipliziert mit einer Konstanten.
Man darf Konstanten also einfach vor die Ableitung ziehen.
Die Ableitung der Exponentialfunktion
berechnet sich nach obigen Regeln zu:
Sie geht also beim Ableiten in sich selbst über.
Für
gilt:
ist hier der natürliche Logarithmus.
Übung: Leiten Sie
her. Eine Lösung der Übung findet sich z.B.
auf Wikipedia.
Sei
eine beliebige Funktion und g die zugehörige Umkehrfunktion dann gilt offensichtlich:
Leitet man beide Seiten ab so erhält man:
Wendet man das obige Ergebnis mit
und
an so hat man:
und somit
Die Ableitung des Logarithmus
ist also die Funktion
. Dir Funktion
sei hier der natürliche Logarithmus!
Für einen Logarithmus zur Basis a gilt allgemein:
Übung: Leiten Sie
her.
Beispiel: Etwas vertrackt ist die Ableitung von
. Dazu erweitern wir den Ausdruck
.
Wer das nicht glaubt, der prüfe das Ergebnis mit einem Computeralgebrasystem nach (hier z.B. mit Maxima). Einfach folgenden Ausdruck eingeben und auswerten lassen:
diff(x**x, x);
Es wird natürlich das händisch ausgerechnete Ergebnis geliefert.
Übung: Berechnen Sie
.
Wie wir im Kapitel über komplexe Zahlen sahen ist:
und
Die Ableitungen berechnen sich nach den oben angebenen Regeln zu:
und
Wobei wir im letzten Schritt
benutzt haben. Ansonsten haben wir mit komplexen Zahlen und Funktionen genauso gerechnet wie mit reellen, aber das dürfen wir auch.
Der Tangens ist bekanntlich definert durch:
Die Ableitung ergibt sich nach den obigen Regeln zu
Übung: Leiten Sie die Ableitungen von
her. Lösungshinweis: Diese Funktionen sind Umkehrfunktionen der trigonometrischen Funktionen.
Ist die Ableitung einer Funktion wieder ableitbar, so erhält man höhere Ableitungen. Z.B. ist die Ableitung der ersten Ableitung die zweite Ableitung:
.
Und so geht es weiter mit der dritten Ableitung
, der vierten Ableitung
usw.
Beispiel: Die 2. Ableitung
von
soll berechnet werden.


Übungen:
, bestimmen Sie 
, bestimmen Sie 
, bestimmen Sie 
- Bestimme den Definitionsbereich der Funktion (
Definitionsmenge)
- Bestimme, ob die Funktion symmetrisch oder antisymmetrisch ist
- Bestimme die Nullstellen von
und somit
Funktion ist positiv
Funktion ist streng monoton wachsend
Funktion ist konvex (
Konvexe und konkave Funktionen)
Funktion ist negativ
Funktion ist streng monoton fallend
Funktion ist konkav
- Bestimme die Extremstellen (
Extremwert)

lokales Minimum
lokales Maximum
- Bestimme die Wendepunkte (
Wendepunkt)

- Bestimme ggf. die Pole (
Polstelle)
- Bestimme ggf. die Asymptoten (
Asymptote)
Beispiel:
Definitionsbereich:
Nullstelle(n):
Symmetrisch/antisymmetrisch: nein (siehe z.B. den Graphen der Funktion)
Extremstellen:
; d.h. die Extremstelle bei
ist ein Maximum.
Wendepunkte:
; lt. Graphen ist das ein Wendepunkt (ggf.
berechnen).
Pol(e):
Siehe auch
Kurvendiskussion.
Übungen: Diskutieren Sie folgende Kurven



ist das Restglied. Es gibt mehrere Möglichkeiten dieses zu berechnen.
- Schlömilchsche Restgliedformel:

und zwischen 1 und n+1;
zwischen
und 
- Lagrangesche Restgliedformel: Für

- Cauchysche Restgliedformel: Für

Im Spezialfall
wird die Taylorreihe auch Maclaurin-Reihe genannt.
-
Brook Taylor (1685 - 1731) britischer Mathematiker
-
Oscar Xavier Schlömilch (1823 - 1901) deutscher Mathematiker
-
Joseph-Louis de Lagrange (1736 - 1813) italienisch-französischer Mathematiker
-
Augustin-Louis Cauchy (1789 - 1857) französischer Mathematiker
-
Colin Maclaurin (1698 - 1746) schottischer Mathematiker
Beispiel: Wir entwickeln die Taylorreihe um 0 für die Funktion
(lt. Lagrange)
Übungen:
- Berechnen Sie die Taylorreihe um 0 für die Funktion

- Berechnen Sie die Taylorreihe um 1 für die Funktion

Siehe auch
Taylorreihe.
-
Guillaume François Antoine, Marquis de L’Hospital (1661 - 1704) französischer Mathematiker
-
Johann Bernoulli (1667 - 1748) schweizer Mathematiker, der eigentliche Entdecker dieser Regel
Regel von de L’Hospital: ... Die Regel von de L’Hospital erlaubt es in vielen Fällen, den Grenzwert von Funktionen selbst dann noch zu bestimmen, wenn deren Funktionsterm beim Erreichen der betreffenden Grenze einen unbestimmten Ausdruck wie etwa
liefert...
Es sei also
oder
und
.
Es gilt dann
.
Liefert diese Ableitung noch kein Ergebnis, so kann auch mehrfach abgeleitet werden - bis sich ein bestimmter Ausdruck ergibt.
Beispiel:
. Das gibt einen Ausdruck vom Typ
. Leiten wir die Funktionen (im Nenner und im Zähler) einmal ab, so ergibt sich
.
Beispiel:
ist vom Typ
. Bringen wir das auf gleichen Nenner, so ergibt sich
. Das ist vom Typ
. Leiten wir einmal ab, so erhalten wir
. Das ist wieder vom Typ
. Nochmals ableiten ergibt
.
Übungen:

