Ungarisch/Ungarisch-Grammatik/Passiv
passzív szerkezet – Passiv (szenvedő szerkezet)
Im Deutschen wird das Passiv vor allem mithilfe von „werden“ oder „sein“ gebildet („Das Buch wird gelesen“, „Das Fenster ist geschlossen“) und dient dazu, das „leidende Subjekt“ in den Mittelpunkt zu stellen. Im Ungarischen gibt es dagegen keine eigenständige oder universell gebräuchliche Passivstruktur und Passivkonjugation im gleichen Sinne. Stattdessen verwendet man verschiedene Alternativen und Umschreibungen, um passive Bedeutungen auszudrücken. Diese Vielfalt an Möglichkeiten erlaubt es, Nuancen und Bedeutungsunterschiede auszudrücken, die im Deutschen so nicht immer möglich sind.
- - unpersönliche aktive Sätze (3. Person Plural)
- - zustandsbeschreibende Ausdrücke mit „van“ + Partizip (meg van csinálva …)
- - reflexive oder intransitive Verben (bezáródik, kinyílik …)
- - seltene, altertümlich-bürokratische Endungen (-atik/-etik, -tatik/-tetik)
- - Konstruktionen mit „kerül“ („… törlésre került“)
- - modale Passivkonstruktionen mit „lehet“ und Partizipien
- - Passivähnliche Konstruktionen mit Dativ-Subjekt
- All diese Möglichkeiten können je nach Kontext die Bedeutung eines deutschen Passivsatzes wiedergeben, wobei jede Konstruktion ihre eigenen stilistischen und semantischen Schwerpunkte hat.
- Es ist empfehlenswert folgende 3 Kapitel im Zusammenhang nacheinander in folgender Reihenfolge zu lesen, da sie aufeinander aufbauen und sich ergänzen:
- 1. Passiv (das ist das vorliegende Kapitel)
- 2. Reflexiv
- 3. Medial
Es gibt kein „Passiv“
[Bearbeiten]- Wenn man "Passiv" sehr eng grammatikalisch definiert, wie es im Deutschen der Fall ist, dann kann man sagen, dass es im Ungarischen kein „Passiv“ gibt.
- Im Sinne einer formalen, grammatischen Passivkonstruktion, die universell und produktiv im modernen Ungarischen verwendet wird, gibt es kein „Passiv“.
- ABER es gibt ein funktionelles Passiv durch unpersönliche Konstruktionen:
- Ungarisch drückt passive Bedeutungen und unpersönliche Aussagen anders aus, und zwar durch:
- - die 3. Person Plural unpersönlich: Dies ist die häufigste und wichtigste Methode, um passive Bedeutung zu erzeugen. Es ist funktional passiv, auch wenn es grammatikalisch aktiv ist. Es erfüllt die gleiche kommunikative Funktion wie viele Passivsätze im Deutschen.
- - durch den Zustandspassiv mit van + Partizip: Drückt den Zustand aus, der durch eine Handlung entstanden ist. Auch dies ist eine wichtige Form, um bestimmte Aspekte des Passivs auszudrücken.
- - durch Reflexive und Mediopassive Verben: Viele Verben mit Suffixen wie -ódik/-ődik, -ul/-ül, -dik haben eine mediopassive oder intransitive Bedeutung, die oft passivisch übersetzt werden kann. - (Details dazu im nächsten Kapitel ???REFLEXIVE VERBEN??? und im übernächsten Kapitel ???MEDIALE VERBEN???.)
- - kerül + Substantiv/Verbalsubstantiv: Eine formellere Konstruktion für bestimmte Passivbedeutungen.
- - Modales Passiv mit lehet + Partizip: Drückt die Möglichkeit oder Erlaubnis aus, dass etwas getan wird.
- Es geht darum, wie man im Ungarischen ausdrückt, was man im Deutschen mit dem Passiv ausdrückt. Und da gibt es eine Vielfalt an funktionalen Äquivalenten.
- In der ungarischen Sprache werden passive Bedeutungen nicht durch eine eigene grammatische Form, sondern durch andere syntaktische und lexikalische Mittel ausgedrückt
- Mit dem Begriff „unpersönliche Konstruktion“ wird treffend die Strategie in der Ungarischen Sprache beschrieben, eine den deutschen Passivsätzen äquivalente Aussage zu bilden: Der Handelnde wird unbestimmt gelassen oder rückt in den Hintergrund.
- - 3. Person Plural
- - unpersönliche Konstruktion mit „man“
- Das ungarische System ist darauf ausgelegt, Unpersönlichkeit und Fokusverschiebung auf andere Weise zu realisieren als durch eine dedizierte Passivkonjugation.
- Deutsche „Passiv-Methode“ (grammatisches Passiv): Du hast eine spezielle "Passiv-Bohrmaschine", die extra dafür gebaut wurde, Löcher „passiv“ zu bohren.
- Ungarische „unpersönliche Methode“ (funktionelles Passiv): Du hast keine spezielle "Passiv-Bohrmaschine". Aber du kannst:
- - Jemanden (3. Person Plural unpersönlich) das Loch bohren lassen, ohne zu sagen, wer genau.
- - Eine selbstbohrende Schraube (reflexives Verb) verwenden, die das Loch "von selbst" macht.
- - Beschreiben, dass das Loch gebohrt ist (Zustandspassiv), ohne den Bohrenden zu erwähnen.
- - Sagen, dass das Loch gebohrt werden kann (modales Passiv).
Unpersönliche aktive Sätze (3. Person Plural)
[Bearbeiten]Dies ist die gängigste und unkomplizierteste Form, im Ungarischen eine passivähnliche Aussage zu treffen. Man verwendet die dritte Person Plural des Verbs, ohne das Subjekt, also den Handelnden, explizit zu nennen. Im Deutschen entspricht das oft dem Passiv oder dem unpersönlichen „man“ bzw. „sie“:
- 1. Írják a levelet. - Der Brief wird (gerade) geschrieben. / Man schreibt den Brief. / Sie schreiben den Brief. (unpersönlich)
- 2. Megvizsgálják a gyereket. - Das Kind wird untersucht. / Man untersucht das Kind. / Sie untersuchen das Kind. (unpersönlich)
- 3. Javítják az autót. - Das Auto wird repariert. / Man repariert das Auto. / Sie reparieren das Auto. (unpersönlich)
Obwohl die Verbform „-ják“ (3. Person Plural) auf Deutsch eigentlich „sie (z. B.: schreiben)“ bedeutet, entspricht sie im Kontext häufig einem Passiv oder einem „man“-Satz - "es wird geschrieben", "man schreibt". Wer genau handelt, bleibt unklar oder ist für den Sprecher nicht wichtig oder unbekannt. Diese Konstruktion ist neutral und alltagssprachlich.
Auch wenn in der Realität nur eine einzelne Person die Handlung ausführt, kann das Ungarische diese 3. Person Plural verwenden, um eine unpersönliche Aussage zu treffen. Es geht hierbei nicht um die tatsächliche Anzahl der Handelnden, sondern um die Unpersönlichkeit der Aussage.
Zustandspassiv mit „van“ + Partizip auf „-va/-ve“
[Bearbeiten]Eine gängige Möglichkeit, den Zustand auszudrücken, in dem sich etwas nach einer Handlung befindet, ist die Konstruktion: „Nomen + (meg/be/el ...) van + Partizip (auf -va / -ve)“ Diese Konstruktion entspricht dem deutschen Zustandspassiv mit „sein“ + Partizip II. Für Details zu „-va/-ve“ siehe Kapitel Adverbialpartizip („-va/-ve“ - Handlungen geschehen gleichzeitig und nebeneinander)
Beispiele:
- 1. A levél meg van írva. - Der Brief ist geschrieben. (Zustand: Der Brief ist fertig.) - Passiv: Der Brief wurde geschrieben.
- 2. Az ablak be van csukva. - Das Fenster ist geschlossen. (Zustand: geschlossenes Fenster) - Passiv: Das Fenster wurde geschlossen.
- 3. A vacsora már el van készítve. - Das Abendessen ist schon zubereitet.
- 4. A ház ki van festve. - Das Haus ist gestrichen. (Zustand: frisch gestrichenes Haus)
- 5. A torta meg van sütve. - Der Kuchen ist gebacken. (Zustand: gebackener Kuchen)
Diese Konstruktionen ähneln dem Zustandspassiv im Deutschen („Das Fenster ist geöffnet / Das Essen ist fertig gekocht“). Sie betonen das Resultat einer Handlung und den daraus resultierenden Zustand.
Wichtig: Nicht jedes deutsche Passiv lässt sich mit „.... van ... -va/-ve“ übersetzen. Diese ungarische Konstruktion betont eher das Ergebnis oder den Zustand, nicht den Vorgang selbst („Das Fenster ist bereits zu“). Sätze wie „Es wurde getanzt“ oder „Er wurde sofort verstanden“ ergeben so keinen natürlichen ungarischen Satz („táncolva volt“ klingt unnatürlich). Das Zustandspassiv beschreibt einen erreichten Zustand, kein Geschehen.
Um den Vorgang selbst im Passiv auszudrücken, greift man auf andere Konstruktionen zurück, wie die unpersönliche 3. Person Plural oder reflexive Verben.
Reflexive bzw. mediopassive Verbformen
[Bearbeiten]Das Ungarische kennt eine Reihe von Verben, die eine „sich“-Bedeutung oder einen Prozess ausdrücken, bei dem das Geschehen passivisch wirkt, obwohl die Form grammatisch aktiv ist. Diese Verbformen werden auch mediopassiv genannt, da sie eine Mittelstellung zwischen Aktiv und Passiv einnehmen. Das Subjekt ist hier gleichzeitig Agens und Patiens der Handlung, oder die Handlung geschieht am Subjekt selbst.
Typische Suffixe: „-ul/-ül“, „-ódik/-ődik“, „-dik“.
Beispiele:
- • Az ajtó kinyílik. - Die Tür geht auf / Die Tür wird geöffnet (wörtlich „Die Tür öffnet sich“).
- • A levél elküldődik. - Der Brief wird abgeschickt. (wörtlich: „Der Brief schickt sich weg.“)
- • A probléma megoldódik. - Das Problem wird gelöst (bzw. „Das Problem löst sich“).
- • Az étel elkészül. - Das Essen wird fertig (wird zubereitet).
- • A könyv eladódik. - Das Buch wird verkauft. (wörtlich: „Das Buch verkauft sich.“)
- • A hiba kijavítódik. - Der Fehler wird behoben. (wörtlich: „Der Fehler behebt sich.“)
Manchmal klingt das reflexive Verb auch wie ein reines „sich-Verb“:
- • javul – besser werden (wörtlich: „sich verbessern“)
- • épül – gebaut werden (wörtlich: „im Bau entstehen“)
- • sárgul – gelb werden
- • tárul – sich öffnen
- • romlik – schlechter werden, sich verschlechtern
- • változik – sich verändern, geändert werden
Sie alle haben passivische oder intransitive Nuancen. Im Deutschen übersetzt man sie oft mit „wird gebaut / wird besser / wird gelb / geht auf“. Diese Verben beschreiben oft Prozesse oder Veränderungen, die ohne ein explizites Agens geschehen.
(Seltene) Altformen: „-atik/-etik“, „-tatik/-tetik“
[Bearbeiten]Diese Endungen stammen aus dem Altungarischen und sind genuine Passivendungen. Sie sind heute fast nur noch in gehobenen, veralteten oder amtlichen Texten zu finden und klingen archaisch und sehr formell. In der gesprochenen Sprache sind sie äußerst selten.
Beispiele:
- • A törvény elfogadtatik. – Das Gesetz wird verabschiedet. (veraltet / sehr formell)
- • A levél megíratik. – Der Brief wird geschrieben. (sehr altmodisch)
- • A panasz kivizsgáltatik. – Die Beschwerde wird untersucht.
- • Az ügy megvitatatik. – Die Angelegenheit wird besprochen. (formell)
- • A rendelet kihirdettetik. – Die Verordnung wird verkündet. (sehr formell)
In der Umgangssprache hört man solche Formen praktisch nie. In offiziellen Dokumenten, Gesetzestexten oder in sehr alten Texten können sie jedoch vorkommen. Für den aktiven Sprachgebrauch sind sie irrelevant, aber für das Textverständnis in bestimmten Kontexten wichtig zu kennen.
Konstruktionen mit „kerül“ + Substantiv (Sublativ) / Verbalsubstantiv
[Bearbeiten]Manchmal trifft man auf Sätze wie:
- • Ez az üzenet törlésre került. - Diese Nachricht wurde gelöscht. (wörtlich: „Diese Nachricht ist zur Löschung gelangt.“)
- • Az épület felújításra került.
- – Das Gebäude wurde renoviert. (wörtlich: „Das Gebäude ist zur Renovierung gelangt.“)
- • A javaslat elfogadásra került. - Der Vorschlag wurde angenommen. (wörtlich: „Der Vorschlag ist zur Annahme gelangt.“)
„kerül“ bedeutet eigentlich „(irgendwohin) geraten/gelangen“, kann aber in dieser Konstruktion formell und bürokratisch klingen, wenn man daraus ein formelhaftes Passiv bildet. Diese Konstruktion betont oft den Vorgang und weniger den Zustand.
In der Alltagssprache sagt man eher: „Kitörölték az üzenetet.“ (Sie haben die Nachricht gelöscht / Die Nachricht wurde gelöscht) oder „Felújították az épületet.“ (Sie haben das Gebäude renoviert / Das Gebäude wurde renoviert). Die „kerül“-Konstruktion wird bevorzugt in formellen Kontexten verwendet, wie in Nachrichten, Berichten oder offiziellen Mitteilungen.
Modale Passivkonstruktionen mit „lehet“ + Partizip
[Bearbeiten]Eine weitere Möglichkeit, Passiv auszudrücken, bieten modale Konstruktionen mit „lehet“ (es ist möglich/kann) in Kombination mit dem Partizip Perfekt auf „-va/-ve“ oder dem Partizip Präsens auf „-ó/-ő“:
- • A levelet el lehet küldeni. - Der Brief kann abgeschickt werden. (Möglichkeit)
- • Ezt a könyvet lehet olvasni. - Dieses Buch kann gelesen werden. (Möglichkeit)
- • A feladatot meg lehet oldani. - Die Aufgabe kann gelöst werden. (Möglichkeit)
- • Itt lehet parkolni. - Hier kann geparkt werden. (Erlaubnis/Möglichkeit)
Diese Konstruktionen betonen die Möglichkeit oder Erlaubnis der Handlung und ähneln dem deutschen modalen Passiv mit „können“ + Passiv. Sie sind neutral im Stil und in vielen Kontexten gebräuchlich.
Passivähnliche Konstruktionen mit Dativ-Subjekt
[Bearbeiten]In seltenen Fällen und vor allem bei bestimmten Verben kann man eine passivähnliche Bedeutung mit einem Dativ-Subjekt und einem aktiven Verb ausdrücken. Diese Konstruktion ist jedoch nicht universell anwendbar und eher idiomatisch.
- • Nekem tetszik ez a könyv. - Mir gefällt dieses Buch. (wörtlich: „Mir gefällt dieses Buch.“) – Passivische Bedeutung: „Ich mag dieses Buch.“
- • Nekem fáj a fejem. - Mir tut der Kopf weh. (wörtlich: „Mir schmerzt der Kopf.“) – Passivische Bedeutung: „Ich habe Kopfschmerzen.“
- • Nekem hideg van. - Mir ist kalt. (wörtlich: „Mir ist kalt.“) – Passivische Bedeutung: „Ich friere.“
Hier ist das Dativ-Subjekt der „Empfänger“ des Geschehens, ähnlich wie im Passiv das Subjekt der „Empfänger“ der Handlung ist. Diese Konstruktionen sind jedoch feststehende Redewendungen und nicht produktiv für die Passivbildung. Sie zeigen aber, wie das Ungarische manchmal indirekte Wege geht, um ähnliche Bedeutungen auszudrücken.
„man“ – unpersönliches Subjekt (általános alany)
[Bearbeiten]Im Deutschen verwendet man „man“, um allgemein Aussagen zu treffen, ohne eine konkrete Person zu benennen. Ungarisch hat kein eigenes Wort, das überall genau „man“ entspricht. Stattdessen werden verschiedene Konstruktionen verwendet, die oft auch für die Wiedergabe des deutschen Passivs relevant sind, da Passivsätze im Deutschen oft eine ähnliche unpersönliche Bedeutung haben wie „man“-Sätze.
3. Person Plural (unbestimmt)
[Bearbeiten]Der häufigste Weg, „man“ auszudrücken, ist die 3. Person Plural ohne explizites Subjekt. Diese Form ist sehr vielseitig und deckt viele Anwendungsbereiche des deutschen „man“ und Passivs ab:
- • Nem akarják elmondani nekem. – Man will es mir nicht sagen. (wörtlich: „Sie wollen es mir nicht sagen.“) / Es wird mir nicht gesagt.
- • Itt nem dohányoznak. – Hier raucht man nicht / Hier wird nicht geraucht. (wörtlich: „Sie rauchen hier nicht.“)
- • A nyelvet könnyen meg lehet tanulni, ha sokat gyakorolják. – Man kann die Sprache leicht lernen, wenn man sie oft übt. (wörtlich: „... wenn sie oft üben.“) / Die Sprache kann leicht gelernt werden, wenn sie oft geübt wird.
- • Ebben az üzletben mindent megkapnak. – In diesem Geschäft bekommt man alles. (wörtlich: „In diesem Geschäft bekommen sie alles.“) / In diesem Geschäft wird alles bekommen.
- • Most már várják a buszt. – Jetzt wartet man schon auf den Bus. (wörtlich: „Jetzt warten sie schon auf den Bus.“) / Jetzt wird schon auf den Bus gewartet.
„Az ember…“
[Bearbeiten]Für allgemeine Wahrheiten, Ratschläge oder Lebenserfahrungen verwendet man oft „az ember“ („der Mensch“). Diese Konstruktion ist formeller und allgemeiner als die 3. Person Plural und ähnelt dem deutschen „man“ in allgemeingültigen Aussagen:
- • Az ember néha tévedhet. – Man kann sich irren. (wörtlich: „Der Mensch kann sich manchmal irren.“)
- • Az ember soha nem tudhatja. – Man kann es nie wissen. (wörtlich: „Der Mensch kann es nie wissen.“)
- • Az embernek vigyáznia kell az egészségére. – Man muss auf seine Gesundheit achten. (wörtlich: „Der Mensch muss auf seine Gesundheit achten.“ – Dativform: embernek)
- • Az ember nem élhet csak kenyérrel. – Man kann nicht nur von Brot leben. (wörtlich: „Der Mensch kann nicht nur von Brot leben.“)
Unbestimmte Pronomen: „valaki“, „bárki“
[Bearbeiten]Um „jemand“ bzw. „jeder“ auszudrücken, nimmt man „valaki“ (irgendjemand) oder „bárki“ (jeder). Diese Pronomen sind spezifischer als „man“ oder die 3. Person Plural und bezeichnen konkrete, aber unbestimmte Personen:
- • Valaki csengetett. – Da hat jemand geklingelt. (Man hat geklingelt.)
- • Bárki meg tudja csinálni. – Das kann jeder machen. (Man kann das machen.)
- • Valakinek segítenie kell neki. – Jemand muss ihm helfen. (Man muss ihm helfen.)
- • Bárkit meg lehet kérdezni. – Man kann jeden fragen. (wörtlich: „Jeden kann man fragen.“)
Sonstige unpersönliche Formulierungen
[Bearbeiten]Häufig umschreibt das Ungarische unpersönliche Aussagen, indem es nominale Ausdrücke mit Modalverben wie „kell“, „lehet“, „tilos“, „szabad“ etc. verwendet. Diese Konstruktionen sind sehr üblich und oft direkter und prägnanter als „man“-Sätze:
- • Itt várni kell. – Hier muss man warten. (wörtlich: „Hier ist es nötig zu warten.“) / Hier ist Warten erforderlich.
- • Itt nem kell várni. – Hier braucht man nicht zu warten. / Hier ist Warten nicht erforderlich.
- • Itt várni tilos. – Hier darf man nicht warten. / Hier ist Warten verboten.
- • Itt várni szabad. – Hier darf man warten. / Hier ist Warten erlaubt.
- • Dohányozni tilos. – Rauchen ist verboten. / Man darf nicht rauchen.
- • Csendben kell lenni. – Man muss ruhig sein. / Ruhe ist erforderlich.
- Wenn eine Person eindeutig gemeint ist, passt man das Objekt an:
- • Várnom kell. – Ich muss warten.
- • Várnod kell. – Du musst warten.
- • Várnia kell. – Er/Sie muss warten.
- • Várnunk kell. – Wir müssen warten.
- • Várnotok kell. – Ihr müsst warten.
- • Várniuk kell. – Sie müssen warten.
Reflexivkonstruktionen und „sich“
[Bearbeiten]Im Deutschen werden reflexive Verben durch Pronomen (mich, dich, sich …) gebildet. Im Ungarischen drückt man Reflexivität oft durch Verbstämme + Suffixe oder eigenständige Verben aus. Reflexive Verben sind oft eng mit passivischen und medialen Bedeutungen verbunden, da sie Prozesse beschreiben, die am Subjekt selbst geschehen.
- • mos – er/sie wäscht (etwas) vs. mosakszik – er/sie wäscht sich
- • ismer – er/sie kennt vs. ismerkedik – er/sie lernt sich (gegenseitig) kennen
- • javít – er/sie bessert etwas aus vs. javul – es bessert sich / wird besser
- • fésül – er/sie kämmt (etwas/jemanden) vs. fésülködik – er/sie kämmt sich
- • öltöztet – er/sie kleidet (jemanden) an vs. öltözik – er/sie zieht sich an
Manche Verben sind von Natur aus reflexiv (örül – er/sie freut sich, berúg – er/sie betrinkt sich, szégyelli magát – er/sie schämt sich). Diese Verben haben immer eine reflexive Bedeutung und können nicht transitiv verwendet werden.
Ein weiteres reflexives Pronomen ist „maga“ (für „sich“), beispielsweise:
- • Rosszul érzem magam. – Ich fühle mich schlecht (wörtlich: „Ich fühle mich auf schlechte Weise“).
- • Jól érzi magát? – Fühlen Sie sich wohl? (formell)
- • Érezd jól magad! – Fühl dich wohl! (informell)
Für „einander“ gibt es „egymás“:
- • Segítünk egymásnak. – Wir helfen einander. (Dativform: egymásnak)
- • Egymást szeretik. – Sie lieben einander. (Akkusativ: egymást)
- • Veszekednek egymással. – Sie streiten miteinander. (Instrumentalform: egymással)
Diese reflexiven / reziproken Ausdrücke werden im Ungarischen oft anders gehandhabt als im Deutschen und erfordern Aufmerksamkeit beim Lernen. Sie sind jedoch ein wichtiger Bestandteil der ungarischen Sprache und ermöglichen es, feine Bedeutungsnuancen auszudrücken.
Weitere Besonderheiten
[Bearbeiten]- • Das ungarische Partizip auf „-ó/-ő“ (Gegenwartspartizip) wirkt aktiv, kann in der Kombination mit -ható/-hető jedoch passivische Nuancen ergeben („írható“ = schreibbar, also passiv: „kann geschrieben werden“). Diese Konstruktion drückt die Möglichkeit oder Fähigkeit aus und ähnelt dem deutschen Passiv mit Modalverb „können“.
- • Das Suffix „-atlan/-etlen“ (z.B. „írhatatlan“) bezeichnet oft „un-...bar“ und hat dadurch auch passiven Sinn („unschreibbar“, „unbeschreiblich“). Es drückt die Unmöglichkeit oder das Fehlen einer Handlung aus.
- • Bei intransitiven Verben (z.B. „menni“, „jönni“, „futni“) kann man natürlich keine passivischen Formen im klassischen Sinne bilden, da sie kein Akkusativobjekt haben, das zum Subjekt im Passivsatz werden könnte. Man kann jedoch unpersönliche Passivkonstruktionen bilden, wie z.B. „Itt nem szoktak futni.“ – „Hier wird nicht gelaufen.“ (3. Person Plural unpersönlich).
Beispiele und Übungen
[Bearbeiten]- 1. Das Zimmer wird geputzt.
- – Takarítják a szobát. (3. Person Plural)
- – A szoba ki van takarítva. (Zustand: Das Zimmer ist geputzt.)
- 2. Hier wird gearbeitet. / Man arbeitet hier.
- – Itt dolgoznak.
- 3. Man sagt, dass es morgen regnet.
- – Azt mondják, hogy holnap esni fog.
- 4. Der Text wird übersetzt.
- – Fordítják a szöveget. (man übersetzt den Text)
- – A szöveg le van fordítva. (der Text ist übersetzt – Zustand)
- – A szöveg lefordítható. (Der Text ist übersetzbar/kann übersetzt werden – modales Passiv)
- 5. Die Schüler werden unterrichtet. / Man unterrichtet die Schüler.
- – Tanítják a diákokat.
- 6. Das Problem löst sich / wird gelöst.
- – A probléma megoldódik. (reflexives Verb)
- – A probléma meg lesz oldva. (Zustand: Das Problem wird gelöst sein.)
- 7. Das Abendessen ist schon vorbereitet.
- – A vacsora már el van készítve.
- 8. Hier darf man nicht rauchen.
- – Itt nem szabad dohányozni.
- – Itt nem dohányoznak. (3. Person Plural, unpersönlich)
- – Itt tilos dohányozni. (Hier ist Rauchen verboten.)
- 9. Das Paket wird verschickt.
- – Küldik a csomagot.
- – A csomag el lesz küldve. (Zustand: Das Paket wird verschickt sein.)
- – A csomag elküldődik. (reflexiv)
- 10. Man muss warten.
- – Várni kell.
- – Várnia kell az embernek. (formeller)
Zusammenfassung
[Bearbeiten]- • Das Ungarische besitzt keine universelle grammatische Passivform wie das Deutsche. Stattdessen werden passive Aussagen vielfältig umschrieben. Die wichtigsten Strategien sind: unpersönliche aktive Sätze in der 3. Person Plural, reflexive Verben und Zustandspassivkonstruktionen mit „van + Partizip (-va/-ve)“.
- • Für das deutsche „man“ als unpersönliches Subjekt gibt es keine direkte Entsprechung. Am häufigsten wird die 3. Person Plural verwendet, aber auch andere unpersönliche Ausdrücke mit Modalverben wie „kell“, „lehet“ oder „tilos“ sind gängig.
- • Den Zustand nach einer Handlung drückt man mit „van + Partizip (-va/-ve)“ aus. Dies entspricht dem deutschen Zustandspassiv.
- • Reflexivität und „sich“-Konstruktionen werden im Ungarischen durch spezielle Verbableitungen mit Suffixen wie „-ódik/-ődik“, „-dik“, „-ul/-ül“ oder durch reflexive Pronomen wie „egymás“ (einander) und „maga“ (sich) wiedergegeben.
- • Modale Passivkonstruktionen mit „lehet“ + Partizip existieren und drücken Möglichkeit oder Erlaubnis aus.
- • Altmodische Passivendungen wie „-atik/-etik“ und „-tatik/-tetik“ sind im modernen Ungarisch sehr selten und klingen veraltet oder betont formell. Sie finden sich fast nur noch in gehobenen, amtlichen oder sehr alten Texten.
- • Einige ungarische Verben haben von Natur aus eine passivische oder mediopassive Bedeutung (z.B. „épül“, „javul“, „sárgul“).
- • Die Konstruktion mit „kerül“ + Substantiv/Verbalsubstantiv kann ebenfalls eine passive Bedeutung erzeugen, klingt aber oft amtlich oder bürokratisch.
- • Selten und eher idiomatisch sind passivähnliche Konstruktionen mit einem Dativ-Subjekt.
- Für deutschsprachige Lernende bedeutet dies: Anstatt nach einer direkten ungarischen Passivform zu suchen, sollte man sich auf die vielfältigen Umschreibungsmöglichkeiten konzentrieren. Wenn man im Deutschen einen Passivsatz oder eine „man“-Formulierung verwenden möchte, ist es ratsam zu prüfen, ob eine ungarische Aktivform in der 3. Person Plural, eine reflexive Verbform oder eine Zustandspassivkonstruktion mit „van + Partizip“ den gewünschten Sinn nicht natürlicher und idiomatisch korrekter wiedergibt. Diese Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten ist charakteristisch für das Ungarische und wirkt oft lebendiger und nuancierter als eine starre grammatische Passivkonstruktion.
- Beispielsätze auf einen Blick:
- 1. Írják a levelet. – „Der Brief wird geschrieben / Man schreibt den Brief.“ (3. Person Plural)
- 2. A levél meg van írva. – „Der Brief ist (schon) geschrieben.“ (Zustandspassiv)
- 3. A levél elküldődik. – „Der Brief wird (sich) verschicken.“ (reflexiv-passivisch)
- 4. A levél elküldetik. – „Der Brief wird abgeschickt.“ (veraltet/formell)
- 5. Ez a hirdetés törlésre került. – „Diese Anzeige wurde gelöscht.“ (bürokratisch)
- 6. A levelet el lehet küldeni. – „Der Brief kann abgeschickt werden.“ (modales Passiv)